Türkischer Stealth-Kampfjet Kaan: zwei Prototypen auf der Zielgeraden

Zuwachs beim türkischen Stealth-Kampfjet
Zwei neue Kaan-Prototypen auf der Zielgeraden

ArtikeldatumVeröffentlicht am 08.09.2025
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Auf der eigens installierten Kaan-Endmontagelinie in Karamankazan, einem Vorort von Ankara, ist bereits viel Betrieb. Zwei neue Prototypen werden dort gerade zusammengebaut. Der erste, genannt P1, soll im April kommenden Jahres abheben. Testflugzeug P2 soll dann im Mai nachfolgen. Und auch an einer weiteren Kaan-Zelle für Bodentests, Prototyp P3, wird laut Turkish Aerospace Industries (TAI) aktuell gearbeitet.

Mit diesen neuen Meilensteinen will TAI das größte, teuerste und ehrgeizigste Projekt der türkischen Flugzeugbaugeschichte endgültig auf Kurs bringen. Zwar startete der erste und bis dato einzige Kaan-Prototyp bereits am 21. Februar 2024 zum Erstflug, doch viel Zeit in der Luft hat dieser frühe Vogel seither nicht verbracht – offiziell nicht einmal eine halbe Stunde, verteilt auf insgesamt zwei Flüge. 13 Minuten dauerte der Jungfernflug im Februar, 14 der zweite Flug im Mai 2024. Im laufenden Jahr war Kaan noch überhaupt nicht in der Luft. Einer Verlautbarung von TAI-Chef Mehmet Demiroğlu zufolge, sollte die Testmaschine allerdings in diesem Herbst ein drittes Mal fliegen.

"Intensive Flugtests" ab 2026

Richtig in die Vollen geht das Projekt aber tatsächlich erst mit den beiden zusätzlichen Prototypen, von denen der erste laut TAI-Informationen jüngst in die Systemintegration eingetreten ist. "Intensive Flugtests" strebt der Flugzeugbauer laut seinem Boss Demiroğlu für 2026 an, um entscheidende Daten zur weiteren Entwicklung des ersten in der Türkei entwickelten Kampfjets zu gewinnen. P1 und P2 sollen dafür systemtechnisch deutlich umfangreicher ausgestattet sein als der primär zur kritischen Designprüfung herangezogene Kaan P0.

Perspektivisch plant TAI für die Flugerprobung noch mit drei weiteren Testflugzeugen, die dem Programm dann in der Spätphase der Flugerprobung technisch den letzten Schliff verleihen sollen. Erst diese noch zu bauenden Kaan-Exemplare werden wohl über die vollumfängliche Avionik-Ausrüstung verfügen, so wie sie für die ersten, ab spätestens 2029 auszuliefernden Block 10-Serienmaschinen vorgesehen ist. So fehlt auch den Kaan-Jets P1 und P2 (vorerst) wohl das vom türkischen Hightech-Zulieferer Aselsan entwickelte AESA-Radar MURAD 600-A.

Türkischer Kampfjet Kaan, Vorstellung
Turkish Aerospace Industries/Handout/Anadolu Agency via Getty Images

Acht Kaan pro Jahr

Laut eigenen Angaben rechnet TAI fürs Erste mit einem Bedarf von 148 Kaan-Exemplaren – wobei offen bleibt, ob darin auch die von Indonesien bestellten 48 Flugzeuge mit inbegriffen sind. Diese sollen laut Vertrag mit (noch in der Entwicklung stehenden) türkischen Nachbrenner-Turbofans ausgestattet sein, wohingegen die Prototypen und Block 10-Maschinen bis auf Weiteres je zwei von GE Aerospace aus den USA bezogene Triebwerke des Typs F110-GE-129 nutzen. Die Block 10-Jets werden plangemäß außerdem über einen zunächst reduzierten Einsatzbereich verfügen, der im Rahmen parallel weiterlaufender Tests schrittweise erweitert werden soll.

Die Serienflugzeuge werden, wie bereits die neuen Prototypen, in Karamankazan auf der kürzlich fertiggestellten Kaan-Montagelinie gebaut, auf der laut einem Bericht des Portals Aviation Week "mehrere große Baugruppen vertikal oder aufrecht montiert werden" – darunter der 3,3 Tonnen schwere Flügel und das Rumpfmittelteil. Der für den Serienbau angesetzte Ausstoß sieht offiziell acht Flugzeuge pro Jahr vor. Um die volle Fertigungskapazität zu erreichen, stehen allerdings noch einige Anpassungsarbeiten an.