Wer früher auf dem Schulhof beim Quartettspiel die Tu-160 zog, hatte im wahrsten Wortsinn gute Karten: Das größte Kampflugzeug der Welt, Mach 2 schnell und bis zu 275 Tonnen schwer, stach die Gegner in so ziemlich allen Bereichen aus. Auch im realen Leben ist die Tu-160, NATO-Code "Blackjack", nach wie vor ein Faszinosum – obwohl ihr Jungfernflug inzwischen fast 40 Jahre zurückliegt. Dutzend Exemplare des Schwenkflüglers wurden bislang in Kasan gebaut, 16 davon stehen noch im Dienst. Sie alle wurden zwischenzeitlich auf den Standard Tu-160M modernisert.

Acht Stunden in der Luft
Am gestrigen Mittwoch machten sich zwei Tu-160 der russischen Fernfliegerkräfte von ihrer Heimat, dem Stützpunkt Engels in der Region Saratow, zu einer achtstündigen Langstreckenmission über den neutralen Gewässern der Ostsee auf. Begleitet wurden sie dabei von zwei Suchoi Su-35 der russischen Luftwaffe sowie von ebenfalls zwei Su-27 der Marineflieger, die zur Baltischen Flotte gehören. Natürlich blieb diese Formation im Westen nicht ohne Antwort. Gleich vier Nationen schickten Abfangjäger in die Luft, um die "Blackjacks" und ihre Begleiter zu beschatten. Neben F-16 der dänischen, F/A-18 der finnsichen und Saab JAS-39 Gripen der schwedischen Luftwaffe ging auch ein Eurofighter Typhoon aus Italien auf Tuchfühlung mit den Mach-2-Bombern. Die Italiener sind aktuell für das "Baltic Air Policing" der NATO zuständig und operieren von Estland aus.
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Déjà-vu über der Ostsee
Bereits im Juni war es über der Ostsee zu einer Begegnung zweier Tu-160 mit Abfangjägern der NATO und aus Schweden gekommen. Ebenso wie damals betont das russische Verteidigungsministerium auch dieses Mal, dass es sich bei der Mission der "Blackjacks" um einen planmäßigen Langstrecken-Übungsflug gehandelt habe. Derlei Flüge fänden im neutralen Luftraum über dem Nordatlantik, der Ostsee, der Arktis, dem Pazifik sowie über dem Schwarzen Meer regelmäßig statt.

Zweite Tu-160M2 hebt zum Erstflug ab
Unterdessen meldet die russische Flugzeugbau-Holding UAC, dass am 17. September in Kasan das zweite Exemplar der Tu-160M2 zum Jungfernflug gestartet ist. Die Tu-160M2 ist eine grundlegend modernisierte Version der "Blackjack", unter anderem ausgerüstet mit Glascockpit und verbesserten Triebwerken des Typs Kusnezow NK-32-02. Russland plant, alle noch aktiven Tu-160M auf den Standard M2 hochzurüsten und zusätzlich zehn bis 50 neu gebaute Tu-160M2 in Dienst zu stellen. Die erste Maschine des neuen Typs befindet sich seit März 2021 zur Flugerprobung in Schukowki.