Alpha Jet – Der Verkaufsschlager in Afrika fliegt heute noch

Wo fliegt der deutsch-französische Jet noch?
Alpha Jet – Der Verkaufsschlager in Afrika

Veröffentlicht am 25.12.2024

Viele Jahrzehnte war der Alpha Jet ein alltägliches Bild am Himmel über Europa. Heute hat der Trainer und leichte Jagdbomber jedoch Seltenheitswert. Trotzdem befinden sich noch einige Maschinen in Dienst – und zwar in Ländern, die man nicht unbedingt auf dem Zettel hat. In den 70er und frühen 80er Jahren hatte sich das Gemeinschaftsprodukt von Dassault und Dornier nämlich auf dem afrikanischen Kontinent zu einem kleinen Verkaufsschlager entwickelt. Natürlich kamen die Zahlen nicht an die enormen Mengen aus Deutschland (175 Flugzeuge) und Frankreich (176 Stück) heran. Aber dafür gab es einige exotische Betreiber mit farbenfrohen Tarnanstrichen.

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Togo macht den Auftakt

Der erste Exportkunde des Alpha Jets war Belgien im November 1974 mit 33 Maschinen. Der Benelux-Staat sollte auch der einzige europäische Käufer neben den beiden Partnernationen bleiben. Im Jahr 1977 zahlten sich die zahlreichen Vermarktungskampagnen in Afrika aus: Togo entschied sich im Mai für sechs Jets, gefolgt von der Elfenbeinküste im Oktober 1977 (sieben Flugzeuge).

Großauftrag aus Marokko

Eine größere Stückzahl erzielten die Exportteams in Marokko, das im Februar 1978 insgesamt 24 Alpha Jets kaufte. Der erste davon flog schon im Mai 1979 – scheinbar hatte Dassault ein für Frankreich bestimmtes Produktionslos umgeleitet, um den Auftrag mit einem früheren Liefertermin zu gewinnen. Im Dezember 1978 folgte Nigeria mit einer Bestellung über ebenfalls 24 Exemplaren. Im Gegensatz zu den anderen Aufträgen kamen sie aus deutscher und nicht französischer Produktion. Ein Jahr später reihte sich Katar in den Kundestamm ein. Die erste von sechs Maschinen kam schon Mitte 1980 zur Auslieferung.

Fertigung in Ägypten

Eine besondere Rolle nahm Ägypten ein, und zwar in zweifacher Hinsicht: Der Staat bestellte im Januar 1981 nämlich nicht nur Trainer, sondern auch eine verbesserte Version als leichter Jagdbomber. Außerdem sollte ein Großteil im eigenen Land entstehen. Die als MS.1 bezeichneten Trainer dienten als Ersatz der L-29 und MiG-15UTI. Der Erstflug erfolgte am 1. September 1982, die Auslieferung ab 4. November 1982. Von den 30 Einheiten montierte Ägypten 26 in Helwan selbst. Die MS.2 (Jungfernflug am 9. April 1982) verdrängte die MiG-17 als Jagdbomber. Hier kamen elf der 15 Jets aus Helwan.

Verbesserter Jagdbomber

Die MS.2 diente auch als Basis für die NGEA-Version von Dassault. Die Nouvelle Génération Ecole/Appui verfügte über das Trägheitsnavigations-System ULISS-81 von SAGEM, das auch in größeren Kampfjets wie Mirage F1 und Mirage 2000 Anwendung fand. Im neugestalteten Bug brachten die Konstrukteure den Laser-Entfernungsmesser TMV-360 von Thomson-CSF unter. Weitere Neuerungen waren das Head-up-Display VE-110 und der Radar-Höhenmesser TRT AHV-9. Mit einer Bestellung von sieben Flugzeugen im Januar 1981 blieb Kamerun der einzige Kunde.

Noch aktive Flugzeuge

Davon haben bis heute ganze sechs Alpha Jets in Kamerun überlebt, und sind aktuell die einzigen Kampfflugzeuge des Landes. Wie viele davon allerdings auf der Basis in Garoua wirklich einsatzfähig sind, wissen wohl nur die dortigen Militärs. Auch in Togo gibt es noch einige Exemplare. Ob sie indes regelmäßig fliegen, ist ebenfalls unklar. In Ägypten befinden sich dagegen wohl noch rund 40 Einheiten im Inventar. Sie sind auf dem Fliegerhorst El Minya stationiert. In Marokko existieren noch rund 20 Maschinen auf dem Fliegerhorst Meknes/Bassatine. Nigeria erweitert sogar seine Flotte um Trainer aus französischen Beständen. Die restlichen Käufer haben sich inzwischen von dem deutsch-französischen Muster verabschiedet. Trotz aller Modernisierungen der Luftstreitkräfte Katars waren die betagten sechs Alpha Jets dort noch recht lange vorhanden und bis in die 2000er Jahre aktiv. Auf dem Gebrauchtmarkt tummelten sich allerdings einige ehemalige Jagdbomber aus Beständen der deutschen Luftwaffe. Aber das ist eine andere Geschichte …