Erfolg oder Enttäuschung – Jet-Lotterie im berühmten Mach Loop

Zu Besuch im legendären Tieffluggebiet von Wales
Erfolg oder Enttäuschung – Jet-Lotterie im Mach Loop

Veröffentlicht am 07.08.2024

Eurofighter Typhoons, F-15 Eagles, F-35 Lightnings, MC-130 Hercules, A400M: Der Besuch im letzten Jahr bot fast alles, was der Mach Loop zu bieten hat. Eigentlich Grund zur Zufriedenheit, aber irgendwie lässt einen die Faszination der einmaligen Kulisse nicht mehr los. Also geht es auch in diesem Jahr wieder nach Wales. Der Wetterbericht verheißt gutes Wetter und sogar einiges an Sonne. Gut gelaunt beginnt der Aufstieg auf den bekannten Aussichtspunkt am Cad-West. Der vollkommen vermatschte Weg zeugt schon vom wechselhaften Wetter in den Bergen.

Tag 1: Verheißungsvoller Auftakt

Allerdings ist oben von der sonst üblichen, fast meditativen Ruhe nichts zu spüren: In Großbritannien haben die Ferien begonnen, und gefühlt fast 100 Leute sind in der Hoffnung auf durchrasende Flugzeuge nach oben gekraxelt. Ein Phenom-Trainer eröffnet den Reigen, drei Texans folgen. Ausnahmsweise stimmt der Wetterbericht, der blaue Himmel bildet einen idyllischen Kontrast zu den grünen Hügeln. Nur ein fehlt: Jets.
Mit jedem Sonnenstrahl steigen die Erwartungen. Endlich sind Triebwerksgeräusche am Himmel zu vernehmen. In großer Höhe überfliegen mehrere Eurofighter der Royal Air Force die Low-Flying Area 7. Doch die Hoffnung, dass sie auf Augenhöhe herunterkommen, erfüllt sich nicht. Auch die Piloten der F-35A aus Lakenheath machen keine Anstalten auf Tiefflug-Aktivitäten. Wehmütig verfolgen zahlreiche Blicke die kleinen Punkte, die zielstrebig ihrer Heimat entgegenfliegen. Tatsächlich war es das für heute. Der Mach Loop hat sich dann doch von seiner unerbittlichen Seite gezeigt. Aber es sollte noch schlimmer kommen …

Mehrere F-15 Strike Eagle in RAF Lakenheath
Patrick Hoeveler

Tag 2: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Beim Abstieg herrscht doppelter Frust, denn ein Blick aufs Mobiltelefon – ja, selbst hier oben gibt es besseren Empfang als in manchen Teilen der deutschen Zivilisation – zeigt einen nichts Gutes verheißenden Wetterbericht. Trotzdem geht es am nächsten Morgen in aller Frühe nach oben, denn die wenigen Parkmöglichkeiten sind schnell belegt. Der Himmel ist zwar grau, aber nicht so schlimm wie gedacht. Trotzdem passiert nichts, bis auf den ein oder anderen Regenschauer, der auf das Zelt prasselt. Als dann gegen Mittag der Dauerregen ohne Aussicht auf Besserung einsetzt, haben auch die Loop-Veteranen genug. Unverrichteter Dinge geht es durch den Matsch wieder runter.

abgestellte T-6 Texans in RAF Valley
Patrick Hoeveler

Tag 3: Das Wetter bleibt unbarmherzig

Heute steht die Trainingsbasis RAF Valley im rund anderthalb Stunden entfernten Angelsey als Alternative auf dem Programm. Doch je näher der Flugplatz kommt, desto dichter wird der Nebel. Ergebnis: allgemein tolle Fotomöglichkeiten, aber heute Vormittag kein Flugbetrieb. Der Nachmittag verspricht Besserung, aber eben auch in der Region von Dolgellau und Machynlleth. Also wieder zurück ins Auto. Nur das Tal im Loop scheint von der Wetterprognose noch nichts mitbekommen zu haben. Aber egal, mit leichterem Gepäck geht es diesmal auf dem Bwlch. Wer weiß, vielleicht verirrt sich ja doch ein Jet in den Rundkurs. Doch der teilweise dichte Nebel sorgt für die ein oder andere Pause bei Aufstieg – ganz einfach, weil das Tal als Orientierung komplett verschwunden ist. Endlich oben angekommen wird das Wetter tatsächlicher besser, wieder keimt etwas Hoffnung auf. Wohl auch bei den zwei anderen Fotografen auf den gegenüberliegenden Hangseiten. Ansonsten ist dieser Talabschnitt ganz in der Hand der zahlreichen Schafe. Leider bleibt es ruhig, zu ruhig. Die Kollegen gegenüber brechen die Zelte ab, auch bei mir fällt um 17.00 Uhr die Entscheidung zum Abstieg. Keine 30 Minuten später – ich fahre gerade los Richtung warmer Unterkunft – schießt eine Hawk der Red Arrows über das Auto. Mach-Loop-Grundregel Nummer eins: Komme früh, und gehe spät!

Schafe im Nebel
Patrick Hoeveler

Tag 4: Letzte Chance

Morgen geht es zurück nach Deutschland, und der Wetterbericht nährt Hoffnung auf einen positiven Abschluss. Tatsächlich zeigt sich immer öfter die Sonne – aber keine Flugzeuge. Langsam macht sich wieder Frust breit. Die anstrengen Tage fordern ihren Tribut, und auf der Luftmatratze im heimeligen Zelt nickt man gerne mal ein. Plötzlich Jetlärm, der Hechtsprung aus dem Zelt zeigt im Augenwinkel gerade noch eine vorbeizischende F-15. Sein Flügelmann muss ein Neuling sein, denn er zieht hoch über das Tal. Beide biegen jedoch nicht an Corris Corner weiter in den Loop, sondern fliegen geradeaus weiter. Weitere Flugzeuge sind nicht auszumachen, wieder kehrt Stille ein. Sonst überbieten sich die Zuschauer mit "Incoming"-Warnrufen, aber gerade jetzt eben nicht. Mist, sollte das die einzige Chance gewesen sein?

F-15 Strike Eagle im Mach Loop
Patrick Hoeveler

Wenigstens eine ...

Eine halbe Stunde später ertönt der erlösende Ruf "Eagle". Und in der Tat hat sich ein einzelner Jagdbomber in Richtung Cad-West verirrt. Die F-15E bleibt alleine, macht aber wenigstens eine zweite Runde. Wo ein Jet ist, müssen doch mehr sein, doch mit der Mittagszeit schwindet die Hoffnung wieder. Ernüchterung bringt ein Blick auf YouTube: Dort streamt Ted Coningsby gerade live aus Lakenheath die Ankunft der letzten Fighter. Da heute Freitag ist, scheint eine weitere Runde unwahrscheinlich. Da die lange Fahrt nach Dover ansteht, geht es mit gemischten Gefühlen nach unten. Der bange Blick geht immer wieder nach oben, bloß nicht wieder zu früh runter … Der spätere Blick ins Internet bringt wenigstens etwas Erleichterung. Tatsächlich scheinen alle Piloten ins Wochenende gegangen zu sein. Vielleicht gibt es ja im nächsten Jahr mehr Glück in der Jet-Lotterie.