Myanmar nimmt russische Mi-38T in Betrieb - nach 5 Jahren Wartezeit

Fünf Jahre Wartezeit für russische Hubschrauber
Myanmar nimmt russische Mi-38T in Betrieb

ArtikeldatumVeröffentlicht am 13.11.2025
Als Favorit speichern
Drei russische Mi-38T stehen auf einem Flugplatz mit roten Teppichen im Vordergrund.
Foto: Myanmar Defense & Security Institute

Myanmar hat drei russische Mi-38T-Hubschrauber und zwei chinesische Y-8-Transportflugzeuge offiziell in Dienst gestellt. Nach Angaben des Myanmar Institute of Defense and Security sind die neuen Hubschrauber in zwei Transportkonfigurationen und einer VIP-Passagierversion mit dem Namen Salon erhältlich.

Damit ist das südostasiatische Land der weltweit erste ausländische Betreiber dieses neuen russischen Transporthubschraubers.

Die neuen Luftfahrzeuge sollen die Transportkapazitäten erheblich ausbauen. Myanmar führt derzeit eine langwierige Aufstandsbekämpfungskampagne gegen bewaffnete Gruppen, die mutmaßlich von westlichen Staaten unterstützt werden.

In diesem Kontext verschaffen moderne Lufttransportfähigkeiten den Regierungstruppen einen deutlichen operativen Vorteil, insbesondere in schwer zugänglichen Bergregionen.

Problematische Produktionshistorie

Die Mi-38T-Hubschrauber wurden im Hubschrauberwerk Kasan in Tatarstan gebaut. Der Kontrakt zum Kauf wurde vermutlich bereits 2020 unterzeichnet, als die russische Exportorganisation Rosoboronexport erstmals einen Vertrag mit einem ausländischen Kunden über drei Hubschrauber dieser Konfiguration meldete.

Diese ausgedehnte Produktionsphase deutet auf fortbestehende technische Schwierigkeiten hin, sowohl bei der Hubschrauber-Plattform selbst als auch bei den verbauten TW-117W-Triebwerken des Herstellers Klimow, die wiederholt durch Zuverlässigkeitsprobleme auffielen.

Vier Jahrzehnte von der Konzeption bis zur Auslieferung

Die Entwicklung der Mil Mi-38 begann bereits 1981 in der Sowjetunion als geplanter Nachfolger für die weitverbreitete Mi-8/17-Serie – bis heute der meistgenutzte Militärhubschrauber weltweit. Der Zusammenbruch der UdSSR brachte das Projekt allerdings nahezu zum Erliegen.

In den 1990er-Jahren war zwischenzeitlich der Einbau kanadischer Pratt & Whitney-Triebwerke vorgesehen, bevor Russland im Zuge seiner Importsubstitutionspolitik auf das einheimische TW7-117W-Aggregat umschwenkte. Ursprünglich sollte die Serienfertigung 2015 anlaufen, doch Konstruktionsmängel und technische Verzögerungen verschoben den Start bis 2018.

Das erste Serienexemplar verließ erst 2019 die Werkshallen – insgesamt vergingen somit 38 Jahre vom ersten Konzept bis zur Indienststellung in Russland und noch länger bis zur ersten Exportlieferung.

Der Erstflug der Mi-38T-Variante erfolgte im Juli 2017. Bislang wurden weniger als zwei Dutzend Exemplare gebaut. Selbst die russischen Streitkräfte setzen nach wie vor hauptsächlich auf die bewährte Mi-8.

Triebwerksprobleme überschatten das Programm

Das TW7-117-Triebwerk bleibt die Achillesferse des gesamten Programms. Im August 2021 stürzte ein russisches Transportflugzeug vom Typ Il-112V mit einer Variante desselben Antriebs nahe Moskau ab, wobei alle Insassen ums Leben kamen. Daraufhin empfahl der Triebwerkshersteller ODK-Klimow vorübergehend, sämtliche Mi-38-Operationen einzustellen und auch die Erprobung der Il-114-300 auszusetzen, bis die Absturzursachen vollständig geklärt seien.

Bisher nutzt Myanmar Mi-17V-5

Die Mi-38T erreicht ein maximales Startgewicht von 15.600 Kilogramm und eine Höchstgeschwindigkeit von 290 Kilometern pro Stunde. Die Dienstgipfelhöhe liegt bei 6.300 Metern. Im Frachtraum lassen sich bis zu 4.500 Kilogramm transportieren, an der Außenlast sogar 5.000 Kilogramm. Mit einer Last von 3.200 Kilogramm beträgt die Reichweite bis zu 500 Kilometer.

Gegenüber den älteren Mi-17V-5-Hubschraubern, die Myanmar bereits einsetzt, bietet die Mi-38T erhebliche Vorteile. Die Mi-17V-5 kommt auf 13.000 Kilogramm Startgewicht, 250 km/h Spitzengeschwindigkeit und kann maximal 36 Soldaten befördern. Der Mi-38T übertrifft diese Werte in allen Kategorien deutlich und ermöglicht auch anspruchsvollere Einsätze in gebirgigem Terrain.

Die Heckladeklappe und die geräumige Kabine erlauben das Verladen von Paletten und leichten Fahrzeugen. Die Außenlastfähigkeit eignet sich für den Transport von Artilleriegeschützen, Generatoren oder Treibstoffbehältern direkt zu abgelegenen Stellungen. Das digitale Cockpit verfügt über moderne Flugmanagementsysteme und nachtkampftaugliche Avionik.

In der VIP-Konfiguration, wie sie auch Myanmar erhalten hat, ist die Kabine mit komfortablen Sesseln, Sofas, Garderobe, Küche und Bar ausgestattet.

Vertiefung der militärischen Zusammenarbeit

Die Hubschrauber-Beschaffung ist Teil einer umfassenden Intensivierung der Verteidigungskooperation zwischen Myanmar und Russland. Von 2022 bis 2024 lieferte Moskau sechs Su-30SME-Mehrzweckkampfflugzeuge aus einem 2018 geschlossenen Vertrag. Zuvor hatte Myanmar bereits Jak-130-Trainingsflugzeuge und Mi-35-Kampfhubschrauber erhalten.

Der Botschafter Myanmars in Russland, Ko Ko Shein, signalisierte 2019 Interesse am Erwerb von Su-57-Kampfjets der fünften Generation. Das Rückgrat der Luftwaffe bilden derzeit ältere MiG-29-Jäger sowie Su-30 und chinesische JF-17. Gekauft hat Myanmar den russischen Stealth-Jet Su-57 bislang nicht.

Chinesische Transportflugzeuge ergänzen das Portfolio

Die beiden ebenfalls übernommenen Y-8F-200W-Maschinen stammen vom chinesischen Hersteller Shaanxi und basieren auf dem sowjetischen Antonow An-12-Design. Sie verfügen über eine durchgehende Laderampe und können rund 20 Tonnen Fracht oder etwa 90 voll ausgerüstete Soldaten befördern.