AW 249 Fenice: Europas neuer Kampfhubschrauber tritt ins Licht

Premiere für AW249 Fenice
Europas neuer Kampfhubschrauber tritt ins Licht

Veröffentlicht am 24.06.2024

Sie sieht aus wie ein Mix aus Ameisenbär und Agusta A129 auf Steroiden, und sie ist Europas erster neu entwickelter Kampfhubschrauber seit dem Eurocopter Tiger. Obwohl sie schon am 12. August 2022 zum Erstflug abhob und inzwischen zwei Prototypen flügge sind, agierte die AW249 Fenice (Phönix), entworfen und gebaut von Leonardo aus Italien, lange im Verborgenen. Bildmaterial von der Flugerprobung gab es seitens Leonardo nicht, und auch mit technischen Details hielten sich die Italiener vornehm zurück.

Debüt in Paris

Seit Anfang dieser Woche aber ist das anders, denn Leonardo rückt die AW249 endlich ins Licht der Öffentlichkeit. Auf der Fachmesse Eurosatory in Paris präsentiert der Rüstungskonzern seine Neuentwicklung erstmals einem breiteren Publikum und stellt einen der AW249-Prototypen auf dem Freigelände aus. "Die AW249, ein Erkundungs- und Begleithubschrauber der nächsten Generation, feierte seine internationale Publikumspremiere im Rahmen einer offiziellen Zeremonie und in Anwesenheit von Vertretern der Industrie, des italienischen Verteidigungsministeriums sowie internationaler Delegationen", schrieb Leonardo dazu auf X.

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Ein Nachfolger für die A129

Mit der AW249 will die italienische Armee möglichst zeitnah die alternde Agusta A129 Mangusta ersetzen, deren Ausmusterung bereits im kommenden Jahr beginnen soll. Allerdings dürfte es, nach derzeitigem Stand, noch zwei Jahre länger dauern, bis die ersten AW249 ihren Weg zu den italienischen Streitkräften finden. Dafür dürfen sich die Italiener dann voraussichtlich ab 2027 damit rühmen, einen der modernsten Kampfhubschrauber der Welt ihr Eigen zu nennen.

Neuer Kampfhubschrauber Leonardo AW249
Leonardo

Was zur AW249 bekannt ist

Viele Details über diesen Hubschrauber lässt sich Leonardo allerdings noch immer nicht entlocken. Auf Wunsch der Armee herrscht beispielsweise Stillschweigen über Teile der Sensorik und Avionik des Mangusta-Nachfolgers. Klar erkennbar ist die bewährte Tandem-Anordnung des Zweimann-Cockpits, Wert legt Leonardo außerdem auf einen möglichst geringen Radarquerschnitt und reduzierte Infrarot-Signatur. Das soll den Helikopter für gegnerische Streitkräfte schwerer erkennbar machen.

Obligatorisch ist ferner die schwenkbare, dreiläufige 20-Millimeter-Gatling-Kanone TM197B unterm Kinn. Ein umfangreiches Arsenal gelenkter und ungelenkter Raketen, mitgeführt unter den Stummelflügeln, soll die Bewaffnung komplettieren. Des Weiteren soll die AW249 mit umfangreichen Selbstschutzmaßnahmen, auch elektrooptischer Natur, ausgestattet sein. Weite Teile des Antriebsstrangs sind dem Mehrzweckhubschrauber AW149 entlehnt, auch der Fünfblatt-Hauptrotor stammt von der AW149. Als Triebwerk nutzt die AW249 zwei CT7-8E6-Gasturbinen von GE Aviation mit jeweils 2.500 WPS Leistung. Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von 309 km/h.

Neuer Kampfhubschrauber Leonardo AW249
Leonardo

Dauerhaft hochmodern

Das Abfluggewicht des neuen Kampfhubschraubers dürfte rund 8.300 Kilogramm betragen, die Nutzlast liegt bei 2.800 Kilogramm. Als maximale Einsatzdauer werden gut vier Stunden angegeben, als maximale Reichweite 800 Kilometer. Ein zeitgemäßer Missionscomputer und modernste Avionik samt großen Farbdisplays im Cockpit und Helmvisier für die Piloten zeichnen das Innenleben der AW249 aus. Eine offene Systemarchitektur soll den Helikopter technisch dauerhaft am Puls der Zeit halten und flexibel einsetzbar machen. Auch die Koordination von Drohnen und die Interaktion mit anderen Teilnehmern auf dem Schlachtfeld zählt bei Leonardos Fenice zum Standard.

Bestellt wurde die AW249 bis dato jedoch nur von der italienischen Luftwaffe, für die der Hubschrauber maßgeschneidert wurde und die einen Vertrag über 48 Exemplare unterzeichnet hat. Polen und Ungarn hatten in der Vergangenheit Interesse signalisiert. Zumindest die Polen haben sich inzwischen aber für die schneller verfügbare Apache-Version AH-64E von Boeing entschieden.