Die New Glenn von Blue Origin hat ihre lange erwarteten Erstflug am Donnerstag, 16. Januar, um 2.03 Ortszeit (8.03 Uhr MEZ) von der Cape Canaveral Space Force Station in Florida absolviert. Angetrieben von ihren sieben BE-4-Triebwerken hob sie vom Launch Complex 36 ab und beschleunigte langsam. Der Erstflug der New Glenn war zuvorwegen starker Winde und heftigen Wellengangs mehrmals verschoben worden.
Gut drei Minuten nach dem Start trennten sich die beiden Raketenstufen. Die Oberstufe zündete ihre drei BE-3U-Triebwerke und erreichte mit der Nutzlast, dem Blue Ring Pathfinder von Blue Origin, rund 13 Minuten nach dem Start sicher den Orbit. Das war das von Blue Origin erklärte Ziel dieser ersten Mission namens NG-1.
Landung der ersten Stufe misslingt
Die Haupstufe machte sich nach der Stufentrennung auf den Rückweg zur Erde. Sie soll, ähnlich wie der Booster der Falcon 9 von SpaceX, senkrecht auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik landen. Drei der sieben BE-4 zündeten für den sogenannten "Reentry Burn", im Webcast froren die Telemetriedaten jedoch ein. Später bestätigte Blue Origin, dass die Erststufe während des Abstiegs verloren ging. Weitere Details gab es zunächst nicht. "Wir wussten, dass es ein ehrgeiziges Ziel war, unseren Booster 'So You're Telling Me There's a Chance' gleich beim ersten Versuch zu landen. Wir werden viel aus dem heutigen Tag lernen und es bei unserem nächsten Start im Frühjahr erneut versuchen", so Dave Limp, CEO von Blue Origin in einer Pressemitteilung nach dem Start.
Die Rakete ist rund 98 Meter hoch und verfügt über eine Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von sieben Metern. Sie kann mehr als 13 Tonnen Nutzlast in einen geostationären Transferorbit (GTO) und 45 Tonnen in den niedrigen Erdorbit (LEO) bringen. Zum Vergleich: Die Falcon 9 ist 70 Meter hoch, hat einen Nutzlastverkleidungsdurchmesser von 5,2 Metern und kann 8,3 Tonnen in den GTO und 22,8 Tonnen in den LEO befördern. Die Falcon Heavy schafft jedoch 26,7 Tonnen in den GTO und 63,8 Tonnen in den LEO.
Die Raumfahrtfirma des Amazon-Gründers Jeff Bezos hatte die Entwicklung der New Glenn 2016 angekündigt, damals ging man von einem Erstflug 2020 aus. Gründe für die mehrjährige Verzögerung gab Blue Origin nicht an.