Zur ISS, zum Gateway - und zum Mond?

ESA-Astronauten
Zur ISS, zum Gateway - und zum Mond?

Zuletzt aktualisiert am 11.01.2024
Zur ISS, zum Gateway - und zum Mond?
Foto: ESA/NASA

Im November 2022 hat die europäische Raumfahrtagentur ESA fünf neue Astronauten für ihr aktives Korps ausgewählt, ergänzt durch zwölf Reserveastronauten. Damals hieß es, dass ein Flug ins All zunächst den Karriere-Astronauten vorbehalten sei. Doch mit dem Schweden Marcus Wandt wird nun zuerst ein Reserveastronaut zu einer bis zu 14 Tage dauernden Mission zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen – dank der Möglichkeiten der kommerziellen Raumfahrt.

SpaceX

Wandt soll am 17. Januar zusammen mit dem ehemaligen NASA-Astronauten Michael López-Alegría, dem Italiener Walter Villadei und dem Türken Alper Gezeravci mit einer Crew Dragon von SpaceX zur ISS fliegen, organisiert von dem US-Raumfahrtunternehmen Axiom Space unter dem Namen Ax-3. Wandts Mission heißt Muninn, nach einem der beiden Raben des nordischen Gottes Odin. Der zweite Rabe heißt Huginn – so wie die Mission des dänischen ESA-Astronauten Andreas Mogensen. Mogensen ist derzeit Kommandant auf der ISS und wird nach einem halben Jahr auf der Station im Februar zur Erde zurückkehren.

Die fünf neuen Karriere-Astronauten – Rosemary Coogan, Sophie Adenot, Raphaël Liégeois, Marco Sieber und Pablo Álvarez Fernández (auf dem Foto oben v. l., ganz rechts ist Alexander Gerst) – schließen dieses Jahr ihr Grundlagentraining im Europäischen Astronautenzentrum in Köln ab. "Es ist geplant, dass die ersten, wahrscheinlich zwei Astronauten für die ISS aus dem neuen fünfköpfigen Korps im Mai angekündigt werden, möglicherweise auf dem Space Summit", sagte der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher bei der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Paris.

Keine Zusammenarbeit mit China in Sicht

Gut möglich, dass mit dem Polen Sławosz Uznański ein weiterer Reservist noch vor den ersten Karriere-Astronauten zur ISS fliegt. Er trainiert seit dem 1. September 2023 für eine Kurzzeitmission mit Axiom Space. Wann genau sie starten soll, ist noch nicht bekannt.

Kurzfristig kommt für europäische Astronauten nur die ISS als Ziel infrage. Die ESA plane derzeit nicht, ihre Raumfahrer zur Chinesischen Raumstation zu schicken, so Aschbacher auf Nachfrage der FLUG REVUE.

Im Rahmen des Artemis-Programms der NASA rückt allerdings der Mond in greifbare Nähe für europäische Astronauten. Die ESA hat bislang drei Plätze, zwei sind für die Missionen Artemis IV (2028) und V (2029) reserviert. Beide Flüge werden zur dann im Aufbau befindlichen lunaren Raumstation Gateway gehen und umfassen nach jetziger Planung keine Mondlandung. Welches die dritte Artemis-Mission mit europäischem Crew-Mitglied wird, sei derzeit noch nicht entschieden. "Ob er zum Mond führt oder nicht, kann ich nicht sagen", sagte Aschbacher. Die Entscheidung werde wohl nicht vor dem nächsten Artemis-Flug getroffen. Artemis II wurde erst am Dienstag auf September 2025 verschoben.

Gute Chancen für einen Flug Richtung Mond rechnet sich der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer aus. Vergangenen April sagt er der FLUG REVUE: "Ich bin sicher, dass ein deutscher Astronaut dabei sein wird. Alex und ich geben unser Bestes." Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: "Jedem von uns wurden schließlich zwei Flüge versprochen." Alexander Gerst war bereits zwei Mal auf der ISS, Maurer erst einmal. Sollte er dennoch Gerst den Vortritt lassen müsste, sieht Maurer noch immer Chancen auf einen späteren Flug zum Mond. Das Ziel sei ja nicht, nur einen europäischen Fußabdruck auf dem Erdtrabanten zu hinterlassen. "Wir wollen auf dem Mond wissenschaftliche Arbeit betreiben."