Johann-Dietrich "Jan" Wörner (66) leitete seit dem 1. Juli 2015 als erster Deutscher die europäische Weltraumorganisation ESA. Zuvor war er acht Jahre lang Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Zum 1. März übernimmt der Österreicher, Dr. Josef Aschbacher, den Chefposten bei der ESA.
Eigentlich wäre Wörners Amtszeit noch bis zum 30. Juni gegangen, doch der gebürtige Hesse hatte schon Anfang Januar angekündigt, dass er sich früher zurückziehen werde. Mit Aschbacher übernehme ein erfahrener ESA-Direktor die Geschäfte, er wolle kein "Lame Duck" sein, hatte Wörner bei der ESA-Jahrespressekonferenz Mitte Januar gesagt.
Während seiner Amtszeit bei der ESA hat Wörner viel bewegt. Er hat die ESA international sichtbarer gemacht. Die Europäer sind bei den Artemis-Mondmissionen der NASA mit an Bord. Nicht nur als Juniorpartner, sondern unter anderem mit einem der wesentlichen Module des Orion-Raumschiffs, dem Europäischen Servicemodul. Die letzte ESA-Ministerratskonferenz im November 2019 in Sevilla gilt ebenfalls als großer Erfolg für den promovierten Bauingenieur: Dank seines Verhandlungsgeschicks bewilligten die Mitgliedsstaaten der europäischen Raumfahrtagentur das bislang höchste ESA-Budget. Auf Wörner geht auch die Idee des "Moon Village" zurück, einer internationalen Raumstation auf dem Mond.
Querelen hinter den Kulissen
Doch der überzeugte Europäer scheiterte am Ende an Widerständen gegen seine Person, vor allem von französischer Seite. In einem Interview mit der FLUG REVUE Anfang Oktober 2020 sagt er: "Ich habe 2015 einen Vierjahresvertrag bei der ESA bekommen, der wurde nochmal um zwei Jahre verlängert. Normalerweise wären es vier Jahre gewesen, doch es gab vom Leiter der französischen Delegation massive Kämpfe gegen mich. Ich muss das akzeptieren, es ist eine politische Stelle. Insofern bin ich schon traurig und auch verletzt, aber ich darf nicht undankbar sein. Ich habe den tollsten Job, den man in Europa haben kann und durfte ihn jetzt schon fünf Jahre machen."
"Jan Wörner hat als deutscher ESA-Generaldirektor Herausragendes vollbracht. Die europäische Raumfahrt ist heute stärker denn je aufgestellt. Das ist auch ein Verdienst von Professor Wörner und seiner Qualitäten als visionärer 'Macher'", so der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in einem Statement vom Freitag.
Auch Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand und Leiter der deutschen Raumfahrtagentur, die im Auftrag der Bundesregierung das deutsche ESA-Geschäft steuert, lobt Wörner: "Mit seinen mutigen Entscheidungen und Impulsen hat Prof. Jan Wörner die ESA stark gemacht und ihr den Weg in die Zukunft geebnet." Darüber hinaus habe er den Ausbau des Programmbereichs Weltraumsicherheit maßgeblich vorangetrieben.