Im Weißen Haus sind die Prioritäten klar: Bis 2024 sollen wieder amerikanische Astronauten auf dem Mond, und später gar erstmals auf dem Mars landen. Eine mehr als ehrgeizige Zielsetzung, für die Präsident Trump die US-Weltraumbehörde NASA im kommenden Jahr mit zusätzlichen Geldern ausstatten will. In seinem Budgetentwurf für 2021 sieht Trump insgesamt 25,2 Milliarden US-Dollar für die NASA vor. Das sind laut Budgetplan zwölf Prozent mehr als im laufenden Jahr. Dieses Geld soll jedoch vorrangig in die Vorbereitung der Mond- und Marsmissionen fließen. So heißt es in dem Haushaltsentwurf wörtlich: „Der Haushalt leitet Mittel ab von Programmen mit niedrigerer Priorität, um das Versprechen des Präsidenten zu erfüllen, die Amerikaner zurück zum Mond zu bringen.“

„Wissenschaftlich wenig produktiv“
Zu diesen Programmen mit niedrigerer Priorität gehört nach Ansicht des US-Präsidenten zum Beispiel die fliegende Sternwarte SOFIA – „ein teures Teleskop, montiert auf einer 747“, wie Trump abschätzig erklärt. Das SOFIA-Programm sei „wissenschaftlich weniger produktiv“ als andere Missionen mit vergleichbaren Kosten und würde die amerikanischen Steuerzahler jährlich 80 Millionen Dollar kosten. Deshalb schlägt der Budgetentwurf der Regierung ausdrücklich vor, SOFIA noch vor 2021 stillzulegen.





NASA trägt Hauptteil der SOFIA-Kosten
SOFIA, das fliegende Weltraum-Observatorium, ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im September 2019 war die fast 43 Jahre alte Boeing 747 SP mit dem 17 Tonnen schweren Infrarot-Teleskop an Bord noch in Deutschland zu Gast und flog von Stuttgart aus ihre erste Mission über Europa. Den Löwenanteil der jährlich anfallenden Kosten für das Projekt – um die 90 Millionen US-Dollar – trägt seit jeher die NASA. Das DLR ist mit einem jährlichen Beitrag von etwa 20 Prozent klar Juniorpartner und kümmert sich in dieser Rolle um alle Angelegenheiten, die das im Flugzeug verbaute Teleskop betreffen. Dass Deutschland das Projekt nach einem Ausstieg der USA allein stemmen könnte, ist unrealistisch – zumal das Flugzeug selbst Eigentum der NASA ist. Beim DLR gibt man sich, was die Zukunft von SOFIA anbelangt, dennoch gelassen. So kommentiert DLR-Vorstand Walther Pelzer: „Die Einstellung von SOFIA wurde in den vergangenen Jahren mehrfach diskutiert. Am Ende der Gespräche hat sich der US-Kongress immer wieder zu dem Projekt bekannt.“

Prominente SOFIA-Fans im Kongress
Am Ende hat tatsächlich nicht der Präsident das letzte Wort über den NASA-Budgetplan, sondern der Kongress. Und dort besitzt SOFIA einige prominente Fürsprecher: So gilt etwa die Demokratische Mehrheitsführerin Nancy Pelosi als bekennender Fan der fliegenden Sternwarte – nicht zuletzt deshalb, weil die NASA-Basis Ames in Kalifornien in ihrem Wahlbezirk liegt. Und auch Kevin McCarthy, Fraktionsvorsitzender der Republikaner im Repräsentantenhaus, hat sich in der Vergangenheit als SOFIA-Anhänger zu erkennen gegeben. Zu seinem Wahlbezirk gehört die Edwards Air Force Base, auf der das Armstrong Flight Research Center der NASA zu Hause ist. Derweil sucht die NASA auf Twitter nach einem „senior research pilot“ für SOFIA. Der Twitter-Beitrag wurde erst am 16. Februar online gestellt – also einige Tage nach Bekanntwerden des Budgetplans der Regierung. Offenbar hat man auch bei der NASA noch Hoffnung, die Sternwarte über das laufende Jahr hinaus weiter zu betreiben.
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Wartung wäre fällig
So könnte es am Ende doch darauf hinauslaufen, dass SOFIA auch nach 2020 weiterfliegen darf – immerhin ist die Dauer des Projekts eigentlich bis zum Jahr 2034 festgesetzt. Dass SOFIA bis zum Beschluss der Kongresses nun aber in der Schwebe hängt, bringt die Pläne der Verantwortlichen trotzdem durcheinander. So stünde etwa laut Insider-Informationen von August bis November 2020 eine turnusgemäße Wartung der 747 SP bei Lufthansa Technik in Hamburg an, die aufgrund der aktuellen Umstände vertraglich jedoch nicht fixiert werden kann.