Bis in die 90er-Jahre war die unförmige Super Guppy in Europa ein vertrauter Anblick: Vier Exemplare der Top-Version Super Guppy Turbine waren bis 1998 für Airbus im Einsatz, transportierten Flugzeugteile zwischen den eizelnen Standorten und leisteten so einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg des europäischen Konsortiums. Zwei der vier Airbus-Super Guppies fristen heute ihren Ruhestand im Museum, eine dritte wurde vor einem Jahr verschrottet – doch die vierte ist immer noch aktiv: 1997 übernahm die NASA mit der F-GEAI eines der beiden Flugzeuge, die im Auftrag von Airbus bei UTA Industries in Le Bourget in Lizenz gebaut worden waren. Seither fliegt die Maschine unter der neuen Kennung N941NA für die US-Raumfahrtagentur – und soll nun dabei mithelfen, die Rückkehr von US-Astronauten zum Mond einzuleiten.
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Die NASA als Geburtshelfer der Super Guppy
Dabei tritt der klobige Transporter in große Fußstapfen – war es doch einst das Weltraumprogramm der NASA, das den Ahnen der Super Guppy Turbine zur Geburt verhalf. Die US-Weltraumbehörde suchte ab Ende der Fünfzigerjahre nach einem geeigneten Flugzeug für den Transport von Raketenteilen, da selbiger über den Landweg als zu langsam und komplex erschien. Deshalb ließ man bei der Firma Aero Spacelines zwei ausrangierte Boeing 377 Stratocruiser zu ebensolchen Spezialtransportern umrüsten: die "Pregnant Guppy" war geboren. Seinen Namen erhielt das Flugzeug in Anlehnung an den gleichnamigen Fisch: Guppys sind lebendgebärdend und sehen im schwangeren Zustand ähnlich aufgebläht aus.

Doch mit Baubeginn der gigantischen Saturn V-Rakete für das Apollo-Programm stießen auch die beiden Pregnant Guppy an ihre Grenzen – sie waren für die riesigen Bauteile schlichtweg zu klein. Also baute Aero Spacelines 1965 die auf 43 Meter gestreckte und mit 7,77 Metern Frachtraumhöhe noch voluminösere Super Guppy mit Turboprop-Antrieb. Aus diesem Einzelstück, es flog bis 1990 für die NASA, leitete sich wiederum 1970 die Super Guppy Turbine (SGT) ab, bei der vier Allison 501-D22C-Propellerturbinen die schwächeren T34 von Pratt & Whitney ablösten. Das erlaubte eine maximale Zuladung von 25 Tonnen, gegenüber 18,6 Tonnen der Vorgängerversion. Als das Apollo-Programm schließlich eingestellt wurde, verkaufte die NASA ihre beiden SGT nach Frankreich – wo sie bis weit in die Neunziger Geburtshilfe für die A300 und spätere Airbus-Jets leisteten. Mit über 1.000 Kubikmetern Ladevolumen gehört die Super Guppy Turbine noch heute zu den größten Frachtern der Welt.

Unverzichtbar für Artemis
Nun also soll die letzte verbliebene Maschine der NASA abermals den Weg zum Mond ebnen: Schon seit Beginn des zu diesem Zweck lancierten Artemis-Programms ist die Super Guppy, als größtes Flugzeug der NASA, mit am Start. Regelmäßig fliegt sie dabei etwa Teile des für die Mission entwickelten Raumschiffs Orion kreuz und quer durch die USA.
Zuletzt brachte die N941NA Ende 2021 die Hitzeschildhaut für die Raumfähre zum Moffett Federal Airfield in Kalifornien. Dieser Flugplatz liegt unweit des Silicon Valley, wo auch das NASA-Forschungszentrum Ames seinen Sitz hat, das die sperrige Fracht wenig später per Lkw-Transport in Empfang nahm. Das Ames Research Center wird laut NASA-Angaben nun "die nächste Phase der Produktion" einleiten, bevor die Super Guppy das Bauteil wieder abholen wird. Die Weltraumbehörde weiß die Dienste ihres Turboprop-Monsters, mit Baujahr 1983 übrigens noch fast ein "junger Hüpfer", im Artemis-Programm sehr zu schätzen: "Die einzigartige Form des Flugzeugs ermöglicht es, sperrige oder schwere Ausrüstung zu transportieren, die sonst nicht in ein herkömmliches Flugzeug passen würde", so die NASA in einer Mitteilung.

Halb so heiß wie die Sonne
Der Hitzeschild – mit gut fünf Metern Durchmesser laut NASA der größte, der je für die bemannte Raumfahrt gebaut wurde – soll das Raumschiff Orion und die Astronauten in der Kapsel vor den hohen Temperaturen schützen, die beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre entstehen. Durch die erwartete Geschiwindigkeit von 25.000 Meilen pro Stunde (40.233 km/h) sei Orion beim Eintritt einer Hitze von etwa 2.760 Grad Celsius ausgesetzt – "also etwa halb so heiß wie die Sonne", schreibt die NASA.
Der Hitzeschild besteht aus einem Titanskelett, das mit einer Haut aus Kohlefaser überzogen ist. "Mehr als 180 einzelne Blöcke sind mit der Haut des Hitzeschilds verbunden und werden beim Wiedereintritt des Raumfahrzeugs in die Erdatmosphäre langsam abbrennen", so die NASA weiter.