Ende November hat die europäische Weltraumorganisation ESA fünf neue Karriereastronauten vorgestellt. Sie beginnen im April 2023 ihr rund einjähriges Grundlagentraining. Die ESA hat nun das Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart ausgewählt, Vorlesungen in Raumfahrttechnik für die angehenden Astronauten zu halten. Das teilte die Universität Stuttgart am Mittwoch mit.
"Während dieses Trainings erhalten die angehenden Astronautinnen und Astronauten einen ersten Einblick in die Raumfahrtsysteme, wobei sie sich zunächst mit der Weltraumumgebung und ihren Auswirkungen befassen", so Prof. Stefanos Fasoulas, Geschäftsführender Direktor des IRS. Dazu gehöre unter anderem eine Einführung in die Aerodynamik sowie in die in einem Raumfahrzeug benötigten Subsysteme wie Energieversorgung, Thermalkontrolle oder Lebenserhaltungssysteme.
Kleines Raumfahrttechnik-Studium
Weitere Vorlesungen befassen sich nach Angaben der Universität Stuttgart mit den Themen Flugdynamik, Steuerung und Navigation. Dabei lernen die angehenden Astronauten unter anderem Wissenswertes über Bahnmechanik und -manöver, Lagebestimmung und -regelung, aber auch über den Zugang zum Weltraum und den Wiedereintritt.
Aktuell bereitet das Dozenten-Team nach Angaben der Universität Stuttgart insgesamt 20 Vorlesungen vor. Sie werden voraussichtlich Ende 2023 im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln stattfinden. Bereits 2009 und 2015 hatte das IRS Raumfahrttechnik-Vorlesungen für die damaligen Astronautenklassen angeboten. Der Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der Uni Stuttgart genießt weltweit hohes Ansehen.
Die Astronautenausbildung der ESA gliedert sich in drei Phasen: die Grundausbildung, die Fortgeschrittenenausbildung und die Missionsvorbereitung. Neu eingestellte Astronauten durchlaufen zunächst die Grundausbildung, in deren Rahmen sie sich mit Raumfahrt- und Elektrotechnik sowie weiteren wissenschaftlichen Disziplinen vertraut machen, die für die bemannte Raumfahrt wichtig sind. Zudem lernen sie die Systeme der Internationalen Raumstation ISS kennen. Zur Grundausbildung gehören aber auch Tauchkurse, die Vermittlung von Robotik-Kenntnissen, Kopplungs- und Andockmanöver, Russisch-Kurse sowie Verhaltens- und Leistungstrainings.