Als SOFIA am frühen Morgen des 29. September, um 4:41 Uhr Ortszeit, nach knapp acht Stunden Flugzeit auf ihrem Heimatflughafen Palmdale in Kalifornien aufsetzte, ging eine zwölf Jahre andauernde Erfolgsstory zu Ende. Denn die Boeing 747SP mit dem Kennzeichen N747NA, die in ihrem Rumpf ein 17 Tonnen schweres Infrarot-Teleskop beherbergt, wird künftig nicht mehr im Dienste der Wissenschaft am Nachthimmel ihre Kreise ziehen. Satte 143 Mal war das 45 Jahre alte Flugzeug allein in diesem Jahr mit Forschern in der Luft, seit Beginn des Regelbetriebs im Jahr 2014 steig SOFIA jährlich zu mehr als 100 Beobachtungsflügen auf. Nun ist damit Schluss – nach insgesamt 921 Einsätzen. Aus Kostengründen zog die NASA dem Projekt bereits Ende April den Stecker. Viele ehemalige Mitarbeiter waren in den vergangenen Monaten für andere Aufgaben abgezogen worden, nur ein Teil der Kernmannschaft blieb bis zuletzt.
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Im Dienste der Wissenschaft
1997 hatte die NASA die seltene 747SP, die in ihrem früheren Leben für Pan Am und United Airlines flog, gekauft und im texanischen Waco mit dem Umbau zur fliegenden Sternwarte begonnen. Das Teleskop, dessen Glaskeramikspiegel einen Durchmesser von 2,7 Metern besitzt, stammt aus Deutschland. Damit es seiner Aufgabe nachkommen konnte, mussten die mit dem Projekt betreuten Konstrukteure ein Loch in den Rumpf des Jumbo Jets schneiden. Es misst vier mal sechs Meter und ist verschließbar durch ein dreiteiliges Türsystem. Ein Druckschott, in dessen Zentrum das Teleskop thront, trennt den Bereich, der im Reiseflug geöffnet wird, vom Rest der Kabine.





SOFIA war zu teuer
Derart modifiziert, hob die "Clipper Lindbergh" getaufte 747SP im Jahr 2010 zu ihrem zweiten Jungfernflug ab. Vier Jahre später gingen zum ersten Mal Wissenschaftler an Bord, um mithilfe des Teleskops astronomische Phänomene und Objekte zu erforschen. Diese Aufgabe erledigte SOFIA in den Folgejahren zuverlässig und sehr erfolgreich. Doch die hohen Betriebskosten, die sich pro Jahr auf rund 86 Millionen US-Dollar beliefen, hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Kritiker des Projekts auf den Plan gerufen.
Eine Empfehlung des "Decadal Survey" der National Academy of Sciences, Engineering and Medicine wurde letztlich zum Sargnagel für SOFIA: Die Akademie sah die Kosten "nicht im Verhältnis zur wissenschaftlichen Produktivität von SOFIA" und legte den Betreibern nahe, die Sternwarte stillzulegen. Derlei Empfehlungen besäßen für die NASA "eine hohe Verbindlichkeit", sagte Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR, bereits im April.
International aktiv
Den Großteil ihrer Karriere verbrachte SOFIA in ihrer kalifornischen Heimat, flog jedoch auch mehrfach Einsätze von Christchurch in Neuseeland aus. Im September 2019 weilten Flugzeug und Crew einige Tage in Stuttgart, von wo SOFIA am 18. September 2019 zu ihrer ersten Forschungsmission über Europa aufbrach. Die FLUG REVUE war seinerzeit mit an Bord. Anfang 2021 flog SOFIA für einige Wochen vom Flughafen Köln-Bonn aus. In diesem Jahr ging es erstmals nach Santiago de Chile und schließlich abermals nach Christchurch. Die dortige Mission mussten NASA und DLR jedoch wegen Sturmschäden am Flugzeug vorzeitig beenden.
Was mit dem altgedienten SP-Jumbo nun geschehen wird, darüber gibt es noch keine spruchreifen Informationen. Zu hoffen ist, dass das einzigartige Flugzeug der Nachwelt an einem Stück erhalten bleibt. Der Himmel jedenfalls ist künftig wohl um eine weitere Boeing 747SP ärmer. Von dieser seltenen Spezialversion des Jumbo Jets wurden einst 45 Stück gebaut. Fällt SOFIA weg, fliegen weltweit noch drei.