Die Wettersatelliten-Familie der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) bekommt bald Zuwachs: Am 12. August um 21.37 Uhr Ortszeit (13. August, 2.37 Uhr MESZ) soll Metop-SG-A1 mit einer Ariane 6 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus starten. Der Wettersatellit der zweiten Generation soll künftig aus einer polaren Umlaufbahn in rund 800 Kilometern Daten liefern, um die numerische Wettervorhersage und die Gegenwartsvorhersage (Nowcasting) zu verbessern und das Klima zu beobachten.
"Mit der globalen Erwärmung werden wir wahrscheinlich häufigere und heftigere Unwetter sehen. Deshalb spielen Wettervorhersagen eine so wichtige Rolle für die Gesellschaften in Europa", sagte Phil Evans, Generaldirektor von EUMETSAT, bei einer virtuellen Pressekonferenz Ende Juli. Die vorherige Metop-Mission habe dazu beigetragen, die Vorhersagefehler um 25 Prozent zu reduzieren. "Wir erwarten, dass diese neue, fortschrittliche Version von Metop das weiterführt und möglicherweise sogar verbessert." Bis Metop-SG-A1 wirklich Daten liefern kann, wird es nach dem Start aber wohl noch ein Jahr dauern. Die Instrumente seien sehr komplex, ebenso die Interaktion zwischen der Satellitenplattform und den Instrumenten, so Evans.
Instrument aus Deutschland an Bord
Metop-SG-A1 trägt sechs Instrumente an Bord: das Infrared Atmospheric Sounding Interferometer – New Generation (IASI-NG, von der französischen Raumfahrtagentur CNES), den Microwave Sounder (MWS, von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA), den Visible and Infrared Imager (METimage, vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt), den Radio Occultation Sounder (RO, von der ESA), den Multi-Viewing, Multi-Channel, Multi-Polarisation Imager (3MI, von der ESA), sowie die Sentinel-5-Nutzlast des Corpernicus-Erdbeobachtungsprogramms. IASI-NG liefert Temperatur-, Feuchte-, Ozon und Spurengasprofile. Das MWS bietet ebenfalls Temperatur- und Feuchtedaten und kann Eiswolken erkennen. METimage sorgt für Informationen zu Wolken, Wasserdampf, Aerosolen, Land- und Wasseroberflächentemperaturen, Eisbedeckung, Vegetation und Bränden. Der RO-Sounder liefert Temperatur- und Feuchtigkeitsprofile der Troposhäre und Ionosphäre. 3MI ist ein neues Instrument, das auf früheren Metop-Satelliten nicht zu finden war. Es misst Arosole im sichtbaren und kurzwelligen Infrarot-Spektrum. Sentinel-5 besteht aus einem Spektrometer für ultraviolette, sichtbare und nahinfrarote Kurzwellen, um die Atmosphärenzusammensetzung und verschiedene Spurengase zu messen und damit die Luftqualität zu überwachen. Gebaut wurde Sentinel-5 von Airbus Defence and Space in Friedrichshafen.
Treibstoffreserven fürs De-Orbiting
Metop-SG-A1 ist der erste von sechs MetOp-SG-Satelliten. Sie sind immer als Paar ausgelegt, A und B, und mit insgesamt zehn Instrumenten ausgestattet. Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zu den bisherigen drei Metop-Satelliten, von denen der erste 2006 ins All gebracht wurde. "Der erste Satellit verfügte über zehn kleine Instrumente. Heute ist der Bedarf an Daten größer, um die Wettervorhersage und unser Verständnis über das Klima zu verbessern. Und weil wir bessere Leistungen und Genauigkeit wollen, sind die Instrumente größer. Deshalb passen sie nicht in einen Satelliten", so der ESA-Metop-SG-Projektmanager Marc Loiselet. Metop-SG-B1 soll im Sommer 2026 starten. Die folgenden vier Satelliten sollen zwischen 2032 und 2040 in den Orbit gebracht werden. Jeder Satellit hat eine geplante Lebensdauer von 7,5 Jahren, so wird eine Gesamtmissionsdauer von 21 Jahren garantiert. Es sind die ersten von der ESA entwickelten Satelliten, die für eine aktive Entsorgung am Ende ihrer Mission ausgelegt sind. Sie sollen kontrolliert in die Erdatmosphäre gesteuert werden, damit sie dort verglühen. Zwei Drittel des Treibstoffs an Bord der Satelliten sind für dieses Manöver reserviert.

Der Metop-SG-A1-Satellit wird in der Thermalvakuumkammer getestet.
Die MetOp-Satelliten der zweiten Generation wurden im Rahmen von Partnerschaften zwischen EUMETSAT und der ESA, dem Copernicus-Programm der Europäischen Union, der CNES, dem DLR und einem Industriekonsortium unter Leitung von Airbus Defence and Space entwickelt. Die A-Satelliten werden bei Airbus in Toulouse gebaut, die B-Satelliten bei Airbus in Friedrichshafen. Die Kosten für die sechs Satelliten betragen 2,8 Milliarden Euro.
Die Metop-SG-Satelliten ergänzen die MTG-Satelliten (Meteosat Third Generation) im geostationären Orbit in 36.000 Kilometern. Der zweite von drei MTG-Satelliten ist am 1. Juli mit einer Falcon 9 von Cape Canaveral, Florida aus gestartet.