Vega-C wird erst Ende 2024 wieder fliegen

Nach fehlgeschlagenem Heißlauftest
Vega-C wird erst Ende 2024 wieder fliegen

Veröffentlicht am 02.10.2023
Vega-C wird erst Ende 2024 wieder fliegen
Foto: ESA/S. Corvaja

Eine unabhängige Untersuchungskommission hat den fehlgeschlagenen Heißlauftest des Zefiro-40-Feststoffmotors Ende Juni auf Sardinien analysiert. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass das aktuelle Schubdüsendesign in Kombination mit einer neuen Schubdüsenhalsauskleidung aus kohlenstofffaserverstärktem Kohlenstoff dazu geführt hat, dass angrenzende Teile beschädigt wurden und schließlich die ganze Schubdüse versagte. Ein Zusammenhang zur Absturzursache einer Vega-C im Dezember 2022 bestehe nicht.

ESA/M. Pédoussaut

Der Feststoffraketenmotor Zefiro-40 kommt in der zweiten Stufe der vierstufigen europäischen Trägerrakete Vega-C zum Einsatz. Bei ihrem zweiten Flug VV22 war die Rakete kurz nach der Zündung des Zefiro-40 vom Kurs abgekommen und hatte gesprengt werden müssen. Dabei wurden zwei Pléiades-Neo-Satelliten von Airbus zerstört. Als Absturzursache wurde eine fehlerhafte Schubdüsenhalsauskleidung aus kohlenstofffaserverstärktem Kohlenstoff identifiziert, die vom ukrainischen Zulieferer Juschnoje kam. Avio entschied daraufhin, die Schubdüsenhalsauskleidung künftig von ArianeGroup zu beziehen. Das Unternehmen stellt auch die kohlenstofffaserverstärkten Kohlenstoffe her, die für die Schubdüsen der Vega-Triebwerke Zefiro-23 und Zefiro-9 verwendet werden. Bei dem Test Ende Juni sollte die neue Schubdüsenhalsauskleidung qualfiziert werden.

Bis zu 30 Millionen Euro Kosten

Nach dem misslungenen Test schlägt die unabhängige Untersuchungskommission mehrere Maßnahmen vor, die umgesetzt werden sollen, bevor die Vega-C wieder fliegen kann. Dazu gehören eine Verbesserung des Schubdüsendesigns, eine Kalibrierung der numerischen Modelle, um das Verhalten vorherzusagen, sowie zwei weitere Heißlauftests.

Die europäische Raumfahrtagentur ESA und der Hauptauftragnehmer Avio haben eine Task Force ins Leben gerufen, die unverzüglich mit der Umsetzung der Maßnahmen beginnt. Die Arbeiten bis zur vollen Rückkehr der Vega-C auf die Startrampe kosten nach Angaben von Toni Tolker-Nielsen, ESA-Direktor für Trägersysteme, 25 bis 30 Millionen Euro. Es seien aber keine neuen Gelder nötig, man habe die Finanzierung bereits bei der Ministerratskonferenz im November 2022 gesichert, präzisierte der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher bei einer Online-Pressekonferenz am Montag. Voraussichtlich wird die Vega-C erst im vierten Quartal 2024 wieder starten können. Nach der Vorstellung des Absturzberichts im März hatte die ESA noch von einer Rückkehr der Vega-C Ende 2023 gesprochen.

Bis dahin werden nur noch zwei Raketen des Vorgängertyps Vega starten, eine am 6. Oktober 2023 und eine im zweiten Quartal 2024. Der europäische Startdienstleister Arianespace arbeitet gerade daran, die Nutzlasten für die letzte Vega und die ersten beiden Vega-C-Flüge nach dem Absturz zu präzisieren. Für 2025 sind vier Vega-C-Starts geplant.