Was muss Boeing am Starliner nachbessern?

Nach unbemannter Landung
Was muss Boeing am Starliner nachbessern?

Zuletzt aktualisiert am 09.09.2024

Der Boeing CST-100 Starliner ist nach rund drei Monaten an der Internationalen Raumstation ISS am 7. September um 6.01 Uhr MESZ (6. September, 22.01 Uhr Ortszeit) sicher im White Sands Space Harbor in New Mexico gelandet – allerdings ohne die beiden NASA-Astronauten Barry "Butch" Wilmore und Sunita "Suni" Williams. Die NASA hatte am 24. August beschlossen, dass die neue Raumkapsel wegen Zweifeln an der Leistung der Reaktionskontrollantriebe am Servicemodul unbemannt zur Erde zurückkehren soll. Wilmore und Williams werden im Februar 2025 mit der Crew Dragon der Crew-9-Mission zurückfliegen.

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"Es war eine Volltrefferlandung", sagte Steve Stich, NASA-Manager des Commercial-Crew-Programms, bei einer Pressekonferenz am 7. September. Es wäre auch mit Crew an Bord eine sichere und erfolgreiche Landung gewesen, bestätigte er. "Es ist furchtbar schwer für das Team, es ist schwer für mich, hier zu sitzen und eine erfolgreiche Landung zu haben und in dieser Position zu sein, aber es war ein Testflug und wir hatten kein Vertrauen in die Sicherheit der Leistung der Triebwerke", sagte Stich. Beim Anflug auf die ISS am 6. Juni waren zeitweise fünf der 28 Schubdüsen des Reaktionskontrollsystems (RCS) ausgefallen, vier konnten wieder in Betrieb genommen werden. Trotz ausgiebiger Tests am Boden, Zündungen im gekoppelten Zustand an der ISS sowie Simulationen habe man nicht alle Unsicherheiten beseitigen können.

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Einige Probleme beim Rückflug

Beim Rückflug zur Erde ging nicht alles glatt. Zwei der RCS-Schubdüsen wurden heißer als erwartet. Die NASA hatte zuvor eine Software aufgespielt, die verhindern sollte, dass die Antriebe wegen zu hoher Temperaturen abschalten. Zudem funktionierte einer der zwölf Antriebe am Crew-Modul nicht. Das Navigationssystem hatte einen Aussetzer, als die Kapsel nach dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wieder aus dem Plasma herauskam, konnte aber wieder in Betrieb genommen werden.

Im Anschluss an den ersten bemannten Testflug sollte eigentlich die Zertifizierung für bemannte Missionen erfolgen. Allerdings ist dafür einiges an Nacharbeit nötig. Die NASA hat den ersten kommerziellen Flug namens Starliner-1 vorsorglich von Februar 2025 auf frühestens August 2025 verschoben. Ob davor noch ein zweiter bemannter Testflug erfolgen muss, konnte Stich am 7. September noch nicht sagen. "Es ist wahrscheinlich noch zu früh, um darüber nachzudenken, wie der nächste Flug aussehen wird", sagte er. Man brauche etwas Zeit, um das weitere Vorgehen festzulegen. Nach Angaben von Stich habe man 85 bis 90 Prozent der Missionsziele des bemannten Testflugs erreicht.

Pressekonferenz ohne Boeing

Stich sagte, dass bereits Teams an mehreren wichtigen Punkten arbeiteten: am Heliumsystem der RCS-Antriebe, wo eine Dichtung aus einem anderen Material und möglicherweise einer anderen Größe eingesetzt werden soll, an der Wärmeumgebung der sogenannten "Doghouses", in denen die OMACS-Triebwerke (Orbital Maneuvering and Attitude Control System) und die RCS-Triebwerke untergebracht sind, und an der Art, wie die RCS-Antriebe genutzt werden. Die RCS-Thruster sollen, wenn möglich, nicht verändert werden. "Das ist der Pfad zu Starliner-1", so Stich.

Boeing-Vertreter waren bei der Pressekonferenz nach der Landung übrigens nicht dabei. "Wir haben mit Boeing gesprochen. Sie sagten: 'Hey, wir hätten gerne, dass die NASA die Presseinformation übernimmt'", sagte Joel Montalbano, stellvertretender Administrator im Direktorat für Raumfahrtmissionen bei der NASA. Boeing sei entschlossen, die Zusammenarbeit mit der NASA fortzusetzen.

In einem recht kurzen Statement lässt sich der Vice President und Programmmanager des Commercial-Crew-Programms bei Boeing, Mark Nappi, so zitieren: "Wir werden die Daten überprüfen und die nächsten Schritte für das Programm festlegen." Boeing hat in dem von technischen Problemen gezeichneten Programm bereits einen Verlust von rund 1,6 Milliarden US-Dollar angehäuft, aber stets bekräftigt, seinen Auftrag für die NASA erfüllen zu wollen. Geplant sind sechs Flüge mit Astronauten zur ISS.