Die beiden Flügel des Hauptspiegel des James-Webb-Weltraumteleskops (JWST) waren vor dem Start so gefaltet worden, dass sie unter die Nutzlastverkleidung einer Ariane-5-Rakete passten. Nachdem in der vergangenen Woche bereits mehrere kritische Schritte durchgeführt worden waren, darunter die Entfaltung des fünflagigen Sonnenschutzschildes, begann das Webb-Team, die sechseckigen Segmente des Hauptspiegels aus der Ferne auszuklappen. Am 7. Januar wurde zunächst die linke Seite entfaltet, die rechte dann einen Tag später. Mit 6,5 Metern Durchmesser handelt es sich um den größten Primärspiegel, der jemals ins All gebracht wurde.
"Heute hat die NASA einen weiteren jahrzehntelangen Meilenstein in der Entwicklung erreicht. Obwohl die Reise noch nicht abgeschlossen ist, schließe ich mich dem Webb-Team an, atme etwas auf und stelle mir die zukünftigen Durchbrüche vor, die die Welt inspirieren werden", so NASA-Administrator Bill Nelson. "Das James-Webb-Weltraumteleskop ist eine beispiellose Mission, die kurz davor steht, das Licht der ersten Galaxien zu sehen und die Geheimnisse unseres Universums zu entdecken."
Im Sommer soll es erste Aufnahmen geben
Nach dem Ausklappen des Hauptspiegels wird das JWST nun die 18 goldbeschichteten Spiegelsegmente richtig ausrichten, was Monate dauern wird. Dafür biegen 126 Aktuatoren an den Rückseiten der Segmente jeden Spiegel. Anschließend werden die wissenschaftlichen Instrumente kalibriert, bevor das JWST im Sommer die ersten Bilder liefert.
In Kürze wird Webb auch eine dritte Korrekturzündung durchführen – eine von dreien, die das Teleskop in die Umlaufbahn um den zweiten Lagrange-Punkt (L2) bringen soll, 1,5 Million Kilometer von der Erde entfernt.
Das James-Webb-Teleskop ist ein gemeinsames Vorhaben der US-Raumfahrtbehörde NASA, der European Space Agency (ESA) und der Canadian Space Agency. Das JWST wird Infrarotlicht von Himmelsobjekten mit höherer Auflösung als je zuvor einfangen und unser eigenes Sonnensystem sowie ferne Welten untersuchen. Gestartet war der Hubble-Nachfolger am 25. Dezember 2021 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou.