Sie war das wohl auffälligste Mitglied in der Flotte der verblichenen Transaero: Die 747-400 mit dem Tigerkopf am Bug sollte auf die prekäre Lage der sibirischen Tiger aufmerksam machen, die seit Jahren vom Aussterben bedroht sind. Den Tiger am Bug trägt der einst als EI-XLN registrierte Jumbo Jet noch immer. Auch der Slogan "Caring for Tigers together" prangt nach wie vor seitlich am Rumpf. Doch gesehen hat die fliegende Wildkatze in den vergangenen Jahren kaum mehr jemand.
Das lag schlichtweg daran, dass sie am Himmel gar nicht mehr zu sehen war. Denn als ihre Dienstherrin Transaero im Herbst 2015 den Betrieb einstellte, begab sich die EI-XLN nach Teruel ins spanische Exil. Dort, auf Europas größtem Flugzeugparkplatz und -friedhof, wartete sie seither auf bessere Zeiten.

Teruel, Saragossa, Schardscha
Fast sieben Jahre lang verharrte der Transaero-Tiger im Dornröschenschlaf unter der spanischen Sonne. Doch nun ist er tatsächlich wieder erwacht: Am Donnerstag, dem 26. Mai, um kurz vor 17 Uhr Ortszeit, hob sich der 21 Jahre alte Jumbo zum ersten Mal seit dem 25. Oktober 2015 wieder in die Luft. Wochenlang hatten ihn die Spezialisten aus Teruel zuvor auf sein Comeback vorbereitet. Dieses führte den sibirischen Tiger zunächst zum Tanken ins nur gut 20 Flugminuten entfernte Saragossa. Von dort aus brach er rund zwei Stunden später zum Flughafen Schardscha in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auf.
Tiger für Terra Avia
Hier, in der der arabischen Wüste, startet der auferstandene Vierstrahler nun in sein neues Leben. In Zukunft wird er nicht mehr Passagiere durch die Welt befördern – sondern Fracht. Bereits vor über einem Jahr hatte das Unternehmen Aquiline International aus den VAE bekannt gegeben, dass man drei in Teruel geparkte Ex-Transaero-Jumbos gekauft habe und diese zu Frachtern umrüsten wolle. Dieses Projekt scheint jetzt tatsächlich anzurollen. Eine zweite Transaero-747, die ehemalige EI-XLL, dürfte Teruel ebenfalls in naher Zukunft verlassen.
Der Tiger-Jumbo wird unbestätigten Informationen nach in Zukunft für die Fluglinie Terra Avia aus Moldawien unterwegs sein. Ob er dabei weiter sein Wildkatzen-Outfit tragen wird, ist jedoch fraglich. Falls nicht, wäre das der einzige Haken an der Comeback-Story.