ADAC Luftrettung
150 VoloCity-Nachfolger für Notarzttransport?

Zuletzt aktualisiert am 20.06.2023
Volocopter VoloCity.
Foto: Volocopter

Zunächst wurden zwei VoloCity für ein Pilotprojekt bestellt. Sie sollen als Notarztzubringer genutzt werden. Den entsprechenden Vertrag unterzeichneten Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH, und Dirk Hoke, CEO von Volocopter.

"Wir waren von Anfang an überzeugt davon, dass diese Fluggeräte auch den Rettungsdienst der Zukunft prägen und verbessern können", erklärte Geschäftsführer Frédéric Bruder und betonte: "Mit höheren Reichweiten und Einsatzgeschwindigkeiten sowie deutlich mehr Zuladung der nächsten Multikopter-Generation können wir die Vorteile für die Notfallversorgung auch in der Praxis umsetzen."

Die weltweit erste Machbarkeitsstudie für den Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst war in Kooperation mit der Firma Volocopter Ende 2018 von der ADAC Luftrettung auf den Weg gebracht worden. Für die von der ADAC Stiftung geförderte Studie hatte das international renommierte Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Ludwig-Maximilians-Universität München (INM) für die Bundesländer Bayern und Rheinland-Pfalz Einsatzpotentiale des Multikopters ermittelt und für zwei Modellregionen mehr als 26.000 Notfalleinsätze mit Multikoptern am Computer simuliert: für den Rettungsdienstbereich Ansbach mit dem Luftrettungsstandort Dinkelsbühl in Bayern sowie Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz.

Die Studie der ADAC Luftrettung konnte erstmals einen einsatztaktischen Vorteil von Multikoptern im Rettungsdienst theoretisch belegen: Deutliche Verbesserungen für die Notfallversorgung ergeben sich ab einem Einsatzradius von 25 bis 30 Kilometern. Die optimale Fluggeschwindigkeit des Multikopters sollte in diesem Fall bei mehr als 150 km/h, die Mindestreichweite bei rund 150 Kilometern liegen.

Die Besatzung besteht bei einem Multikopter-Einsatz nur aus einem Piloten und einem Notarzt – und nicht wie bei einem klassischen Rettungshubschrauber aus Pilot, Notarzt und Notfallsanitäter (TC HEMS). Der Multikopter soll den Rettungshubschrauber ausdrücklich nicht ersetzen, sondern die schnelle Hilfe aus der Luft ergänzen.

Die Machbarkeitsstudie und die Chancen für die Notfallversorgung durch Multikopter als schnelle Notarztzubringer sind bei der Paris Air Show auch auf großes Interesse des Assistance publique – Hôpitaux de Paris gestoßen. Der Klinikverbund der Pariser Krankenhäuser kann sich zusammen mit dem Partner Groupe ADP (Aeroport de Paris) vorstellen, das Multikopter-Konzept der ADAC Luftrettung nach einem erfolgreichen Start in Deutschland auch in Frankreich zu testen.

Im Sommer 2024 will das Unternehmen Volocopter den Startschuss für den ersten Regelbetrieb von Flugtaxis des Typs VoloCity in Paris geben. In Deutschland wird der erste VoloCity nach aktuellen Planungen im Herbst 2024 von der ADAC Luftrettung in Betrieb genommen. Nach erfolgreichem Abschluss eines mindestens zweijährigen Forschungsbetriebs in den Modellregionen Idar-Oberstein und Dinkelsbühl könnte das Multikopter-Projekt dann mit einem Nachfolgemodell in den Rettungsdienst-Regelbetrieb gehen.