Man könnte sagen, es ist das Ende eines großen Missverständnisses: Kasachstans Flag Carrier Air Astana wird seine Teilflotte von fünf Embraer 190-E2 ab 2024 auflösen. Die E2-Jets werden ausgemustert und durch Airbus A320neo sowie A321neo ersetzt, berichtet unter anderem das Portal Simple Flying. Laut Airline-Chef Peter Foster passen die Regionaljets nicht mehr in die Flottenstruktur von Air Astana. "Wir brauchen die E2 nicht mehr", so Fosters Fazit.
Blutjunges E2-Quintett
Air Astana hatte im Dezember 2018 ihren ersten E2-Jet in Empfang genommen. Insgesamt wuchs der Bestand im Jahr 2019 auf fünf Flugzeuge an, allesamt geleast von AerCap aus den Niederlanden. Inzwischen gehören die Maschinen dem US-Anbieter Azorra Aviation. Ihr durchschnittliches Alter liegt bei knapp über vier Jahren. Laut Daten der Tracking-App Flightradar24 kommen die Embraer-Jets bei Air Astana aktuell vorrangig auf Inlandsrouten zum Einsatz.

Frust statt Euphorie
Die Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Embraer und Air Astana war in der Vergangenheit vor allem von Negativschlagzeilen geprägt. Alle fünf E2-Jets der Kasachen standen von Dezember 2020 bis Juni 2021 am Boden – aus Sicherheitsgründen, wegen wiederholter Probleme mit Mechanik und Software, wie es hieß. Air Astana listete seinerzeit rund zwei Dutzend Vorfälle auf, bei denen Crews ihrer E2-Jets im Flug von technischen Zwischenfällen und "fehlerhaften Fehlermeldungen" heimgesucht wurden. Die Summe der Probleme untergrabe die Lufttüchtigkeit der Flugzeuge, konstatierte die Airline – und zerrte Hersteller Embraer gar für eine Schadenersatzklage vor Gericht. Den Rechtsstreit erklärten beide Parteien in einer gemeinsamen Erklärung Anfang 2023 für beendet.
Kein Platz mehr für Regionaljets
Laut den Ausführungen von Air Astana-Chef Peter Foster haben die Negativerfahrungen mit den Embraer-Jets allerdings nichts mit deren angekündigter Ausflottung zu tun. Vielmehr gehe es um eine Vereinheitlichung der Flotte, die künftig nur noch aus A320neo, A321neo und Boeing 787-9 bestehen soll. Vor allem aber habe sich der Business Case seiner Airline zwischenzeitlich zum Nachteil der E190-E2 geändert, so Foster: "Wir haben die E2 bekommen, bevor wir unsere Low-Cost-Airline [Fly Arystan, d.Red.] gestartet haben. Dann haben wir erkannt, dass man nicht mit einem Regionaljet in einen kleinen Markt gehen muss. Man kann auch mit einer A320 mit 180 Sitzen antreten und den Preis entsprechend gestalten." Diese Erkenntnis sei folglich der Hauptgrund, die E2-Jets abzustoßen – schließlich bieten sie nur Platz für maximal 108 Fluggäste.