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Ansat für Afrika: Russlands Hubschrauber-Coup in Simbabwe

Ansat für Afrika
Russlands Hubschrauber-Coup in Simbabwe

Russlands Staatskonzern Rostec liefert bis Ende 2025 60 fabrikneue Hubschrauber nach Simbabwe – namentlich den Dauerbrenner Mil Mi-17 und den Mehrzweck-Heli Ansat. Mit dem baut Simbabwe ein Netzwerk von Rettungshubschraubern auf. Doch die Sache hat einen kleinen Haken.

ZIMBABWE-RUSSIA-DIPLOMACY
Foto: JEKESAI NJIKIZANA/AFP via Getty Images

Simbabwes Staatspräsident Emmerson Mnangagwa nahm die Lieferung auf dem Flughafen der Hauptstadt Harare höchstpersönlich in Empfang: 18 Ansat-Hubschrauber auf einen Streich standen da aufgereiht nebeneinander, zwölf davon als "fliegende Krankenwagen" ausgerüstet, wie Mnangagwa euphorisch konstatierte. Der Präsident hat mit den Ansats Großes vor, sollen sie doch die Notfallversorgung der Bevölkerung seines Landes geradezu revolutionieren. "Diese Hubschrauber werden den Grundstein für Simbabwes moderne medizinische Flotte legen und dazu beitragen, schwierige Aufgaben, die manchmal bei Naturkatastrophen im Land auftreten, schnell zu lösen", unterstrich Mnangagwa. Der Plan sehe vor, den ersten Flugrettungdienst in Afrika aufzubauen.

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Ansat als Lebensretter

Insgesamt werde Simbabwe zu diesem Zweck in den kommenden Jahren 60 neue Hubschrauber aus Russland erhalten, sagte Rostec-Chef Sergei Tschemesow bei der Übergabe der 18 Ansats in Harare. Bis Ende 2024 erwartet die Regierung des afrikanischen Landes allein 32 Ansats. Im zivilen Staatsdienst sollen sie für Rettungs- und Katastropheneinsätze sowie für Polizeiaufgaben bereitstehen und "in dringenden Fällen, in denen jede Minute kostbar ist, schnell zu Hilfe kommen", so Tschemesow. Der Helikopter werde helfen, "Leben zu retten, wo der herkömmliche Transport sehr lange dauert." Jeder Ansat-Rettungshubschrauber sei mit einer kompletten medizinischen Ausrüstung für Wiederbelebung und Notfallversorgung ausgestattet. Damit der Aufbau des geplanten landesweiten Rettungsflugnetzes erfolgreich verläuft, agieren nach Rostec-Angaben Spezialisten Nationalen Luftrettungsdienstes Russlands vor Ort als Berater.

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JEKESAI NJIKIZANA/AFP via Getty Images
Zwölf der 18 gelieferten Ansats sind Rettungshubschrauber, die restlichen sechs sollen für Polizeiaufgaben eingesetzt werden.

Triebwerk (noch) aus Kanada

Mit seiner robusten, technisch bewusst unkomplizierten Auslegung eignet sich der Ansat nach Ansicht beider Seiten ideal für die Aufgaben, die im Südlichen Afrika auf ihn warten. Der lagerlose Hauptrotor und sein vierfach redundantes Fly-by-wire-System sollen ihm im Einsatz eine hohe Zuverlässigkeit verleihen. Ein weniger technisch als vielmehr politisch bedingtes Handicap besitzt der Ansat allerdings in Gestalt seiner beiden Triebwerke. Die kommen bislang nämlich noch von Pratt & Whitney Canada, was den Support und die Versorgung mit Ersatzteilen vor dem Hintergrund geltender Sanktionen mutmaßlich erschwert. Rostec arbeitet derzeit an einer Ansat-Variante mit russischen WK-650W-Motoren. Diese wird jedoch frühestens 2024 verfügbar sein.

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"Entsorgt" und überteuert?

Das wiederum stößt manchem Beobachter sauer auf. Russland habe die Ansats in Simbabwe "entsorgt" und sich damit des Problems mit den Triebwerken entledigt, schrieb etwa die oppositionelle Gruppe "Team Pachedo" auf Twitter. Für Ansat-Hubschrauber mit Pratt & Whitney Canada-Motoren gebe es "keine Triebwerksunterstützung mehr". Doch genau diese Hubschrauber habe Simbabwe nun bekommen. Und das auch noch zu einem überteuerten Preis, wie der Journalist Hopewell Chin'ono bemängelt. Chin'ono erklärte, der Stückpreis für einen neuen Ansat-Helikopter liege bei 2,5 Millionen US-Dollar, die simbabwische Regierung habe jedoch angegeben, pro Stück zehn Millionen US-Dollar bezahlt zu haben. Das seien auf 32 Exemplare gerechnet 240 Millionen Dollar zu viel. "Mit 240 Millionen US-Dollar würden alle zentralen Krankenhäuser Simbabwes fünf Jahre lang betrieben, 120 Geräte zur Strahlentherapie-Krebsbehandlung gekauft und 6.486 Kreißsäle gebaut", rechnete Chin'ono vor. Der Journalist forderte die Opposition auf, sich der Sache anzunehmen – und zu untersuchen, "ob es sich nicht doch um eine Spende handelt" und ob die Helikopter wirklich nagelneu seien.

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Erscheinungsdatum 05.05.2023