Die Flotte des Frachtcharter-Anbieters Avem Aero aus Estland ist ziemlich divers – besteht sie doch bislang aus Saab 340, ATR 72 und Antonow An-26. Im Vergleich dazu ist die An-12BK, die künftig das Repertoire der 2018 gegründeten Airline bereichert, mit 18 Tonnen Nutzlast ein echtes Dickschiff. Vor allem aber wird die von Motor Sich Airlines aus der Ukraine geleaste Uralt-Viermot den Altersdurchschnitt der eingesetzten Flugzeuge bei Avem Aero deutlich anheben – fliegt sie doch schon seit 1969 und hat in ihrer langen Laufbahn so einiges mitgemacht.

Die Silhouette der An-12 ist unverkennbar - nicht zuletzt wegen der vier massiven Rauchfahnen, die ihre Iwtschenko AI-20M-Turboprops produzieren.
Seit 1996 bei Motor Sich Airlines
Gebaut wurde die Maschine seinerzeit im Flugzeugwerk Nummer 84 in Taschkent (Usbekistan). Sie trägt die Seriennummer 9346810. Nach dem Zerfall der UdSSR 1991 war sie laut der Datenbank russianplanes.net zunächst in Kirgisistan aktiv, bevor sie 1996 zur ukrainischen Motor Sich Airlines nach Saporischschja kam. Motor Sich Airlines ist die Werksfluglinie des Triebwerksherstellers Motor Sitsch. Die Ukrainer flogen die An-12 bis zuletzt unter der Kennung UR-11316, seit Kriegsbeginn in der Ukraine vorrangig im Auftrag von Militär und Regierung. Im Sommer 2022 wurde das Flugzeug bei einer harten Landung in Uschgorod beschädigt, war im vergangenen und auch im laufenden Jahr aber regelmäßig unterwegs und flog im April 2024 sogar bis nach Trinidad und Tobago.
Autoteile im Fokus
Avem Aero hat nun für die UR-11316 nach eigenen Angaben ein Leasing-Abkommen mit Motor Sich Airlines unterzeichnet und will den Oldtimer-Neuzugang ab sofort für zivile und militärische Charterdienste in Europa, Asien und Afrika einsetzen. Besonders im Fokus steht laut Aussage vom Avem Aero-Chef Nikolai Kurbanow der eilige Transport von Autoteilen – ein Marktbereich, in dem sich die Esten bereits einen Namen gemacht haben. Für sein Unternehmen sei das Leasing der An-12 "ein wichtiger und vielversprechender Schritt", sagte Kurbanow. Mit der Viermot, die mehr Nutzlast als die bislang eingesetzten Muster bietet und 3.600 Kilometer weit fliegen kann, biete sich für Avem Aero eine gute Lösung, "um unsere Aktivitäten zu diversifizieren und den Marktanforderungen besser gerecht zu werden."