Es sind große Fußstapfen, in die das neue "Baikal-Flugzeug" LMS-901 tritt. Als designierte Nachfolgerin der An-2 soll die LMS-901 das werden, was der weltberühmte Sternmotor-Doppeldecker seit vielen Jahrzehnten ist: ein unverwüstliches Arbeitspferd, unverzichtbar für den russischen Luftverkehr. Wie die An-2 kommt die LMS-901 als Einmot mit Spornradfahrwerk, ist jedoch als Eindecker konzipiert und bietet mit Turbinen-Power Flugleistungen, gegen die der knatternde Lastenesel mit seinem ASch-62-Neunzylinder zwangsläufig verblassen muss.

Russischer Motor, mehr Passagiere
Am 30. Januar hob die LMS-901 in der Nähe der Stadt Jekaterinburg zum ersten Mal ab. Damals jedoch noch mit einem Motor aus den USA, einer H80-Propellerturbine von General Electric. Künftige Baikal-Flugzeuge sollen dagegen das in Russland entwickelte, 800 PS starke Triebwerk VK800S von Klimow erhalten. Außerdem ist wohl geplant, die Kabine des Flugzeugs mit bis zu 14 Sitzen zu bestücken. Bislang war stets von neun Passagieren die Rede, die in der LMS-901 Platz finden.

"100 Prozent Sicherheit"
Ein weiteres Ausstattungsmerkmal, mit dem Hersteller Ural Works aus Ulan-Ude das neue Flugzeug versehen will, ist besonders ungewöhnlich: So soll die LMS-901 ein Gesamtrettungssystem erhalten, wie es sonst vor allem aus der Allgemeinen Luftfahrt bei Kleinflugzeugen eingebaut ist. Herzstück dieses Systems ist ein Fallschirm, den der Pilot bei einem Notfall in der Luft per Knopfdruck auslösen kann und der das havarierte Flugzeug, möglichst in einem Stück, anschließend sanft zur Erde gleiten lässt. So soll die Sicherheit der Passagiere "zu 100 Prozent" gewährleistet sein, heißt es.
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So soll es funktionieren
Das pyrotechnisch betriebene Rettungssystem sei gemeinsam von Ural Works und der Technodinamika-Holding entwickelt worden. "Wenn die Lage hoffnungslos ist, stoppt der Pilot den Motor und aktiviert das Fallschirmsystem, das sich im Rumpf befindet", schreibt der Pressedienst des Flugzeugwerks in Ulan Ude dazu. "Dann wird der Fallschirm abgefeuert und das Flugzeug geht mit seiner Hilfe in den Abstieg." Bisher seien solche Systeme für Flugzeuge mit einem Gewicht von bis zu zwei Tonnen entwickelt worden und würden seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Die Anpassung des Rettungsschirms an die planmäßig bis zu fünf Tonnen schwere LMS-901 sei ein "sehr schwieriger Prozess", so der Pressedienst weiter. Schließlich könne das Flugzeug auseinanderbrechen, wenn der Schirm nicht perfekt funktioniere.
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Erprobung im Gange
Ob die Entwicklung des Gesamtrettungssystems schon abgeschlossen ist, geht aus den verfügbaren Informationen nicht hervor. Bislang ist kein Test desselben zusammen mit dem Baikal-Flugzeug bekannt. Ohnehin scheint die Erprobung der LMS-901 zuletzt nicht so recht vom Fleck gekommen zu sein. Für den Mai ist nur ein Flug des bislang einzigen Prototypen dokumentiert – laut diversen Medienberichten aus Russland erst der zweite überhaupt. Die für 2023 geplanten ersten Auslieferungen könnten sich also etwas verzögern – ob mit oder ohne Rettungsschirm.