Beschlagnahmte Antonow An-124 in Bewegung: Was passiert mit dem russischen Riesenfrachter?

Russischer Riesenfrachter in Toronto
Beschlagnahmte Antonow An-124 wieder in Bewegung

ArtikeldatumVeröffentlicht am 29.09.2025
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Seit über dreieinhalb Jahren streitet Volga-Dnepr Airlines mit den kanadischen Behörden. Im Zentrum steht die Antonow An-124 mit der Kennung RA-82078, die Volga Dnepr gehört, am 27. Februar 2022 mit einer Ladung COVID-19-Tests am Pearson Airport in Toronto landete – und seitdem dort nicht mehr wegkommt. Grund dafür sind die kurz nach der Landung von Kanada erlassenen Sanktionen gegen Russland, im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine wenige Tage zuvor. Die russische Frachtfluggesellschaft will ihr Flugzeug zurück, betrachtet die Festsetzung der Antonow als "Piraterie" – doch die Kanadier blocken alle Bestrebungen der Russen ab, und planen ihrerseits, die An-124 an Antonov Airlines aus der Ukraine durchzureichen.

Seit dem Frühjahr 2022 parkte die RA-82078 auf einem Standplatz im Nordosten des Flughafens. Wer regelmäßig in der Gegend vorbeischaute, hatte sich an den Anblick des zum Nichtstun verdammten Großraumfrachters längst gewöhnt. Umso verblüffter dürften vorbeikommende Zaungäste gewesen sein, als die Antonow am 19. September plötzlich nicht mehr an ihrem bekannten Platz stand.

An-124 wird über den Flughafen gezogen

Tatsächlich zeigen Videos vom Pearson Airport, wie die An-124 von einem Flugzeugschlepper über das Vorfeld an einen anderen Standort gezogen wird. Man habe den Riesentransporter für technische "Routinekontrollen" im Auftrag der kanadischen Regierung vorübergehend an eine andere Stelle auf dem Flughafengelände gebracht, teilte ein Sprecher des Pearson Airport später mit. Inzwischen befinde sich die Antonow aber wieder an ihrem angestammten Platz und sei "nur wenige Stunden" weg gewesen. Die Pressestelle der Regierung in Ottawa ergänzte, dass Techniker noch bis zum 29. September für Inspektionen und "Wartungsarbeiten an und in dem Flugzeug" vor Ort bleiben sollen.

Weitere Details zu Art und Umfang der Inspektionen sind nicht bekannt. "Aus Sicherheitsgründen" lehnte der Flughafen jegliche Kommentare dazu ab. Augenzeugen berichten, die RA-82078 habe am besagten 19. September auch Triebwerkstests absolviert, andere dagegen sprachen lediglich davon, dass die Hilfsgasturbine (APU) gestartet worden sei. Unbestätigten Angaben zufolge nahmen die anwesenden Techniker eine Bestandsaufnahme vor und stellten eine Liste benötigter Ersatzteile zusammen, um die seit gut dreieinhalb Jahren abgestellte Antonow wieder flugfähig zu machen.

Volga-Dnepr springt einmal mehr im Dreieck

Mit den russischen Eigentümern waren die Maßnahmen in Toronto – wenig überraschend – wohl nicht abgestimmt. Jedenfalls zeigte man sich bei Volga-Dnepr abermals erbost über die nach Sicht der Airline illegalen Aktivitäten an ihrem beschlagnahmten Flugzeug. Der aktuelle Chef von Volga-Dnepr, Igor Aksjonow, betonte in einer Pressemitteilung seiner Fluggesellschaft, "dass jegliche technische Arbeit, die von unqualifizierten Fachkräften vorgenommen wird, zu schweren Schäden an der An-124 führen kann."

Russian Cargo Plane Seized At Toronto Pearson Airport
Cole Burston/Bloomberg via Getty Images

Was passiert jetzt mit der Antonow?

Die Frage nach dem zukünftigen Schicksal der Maschine bleibt indessen weiter ohne klare Antwort. Der russische Botschafter in Kanada, Oleg Stepanow, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur TASS, man würde sich weiter für die Rückgabe an Volga-Dnepr einsetzen. Laut Medienangaben sind seit der Landung der An-124 in Toronto am 27. Februar 2022 1,39 Millionen kanadische Dollar (rund 852.000 Euro) an Parkgebühren aufgelaufen. Nach Angaben des Flughafensprechers werden alle Maßnahmen zur Lagerung und Wartung des Flugzeugs bis zur endgültigen gerichtlichen Entscheidung, wem die Antonow nun zugesprochen wird, aus dem kanadischen Bundeshaushalt finanziert.

Ob die aktuellen Inspektionen darauf hindeuten, dass diese Entscheidung näherrückt, ist schwer zu sagen. Wie der russischsprachige Sender Radio Nova Toronto auf seiner Webseite schreibt, war die An-124 bereits Anfang 2025 ein erstes Mal vorübergehend von ihrem Parkplatz wegbewegt worden. Dies habe seinerzeit ebenfalls zu Gerüchten über ihren bevorstehenden Abflug geführt. Geschehen ist jedoch – wie man sieht – danach nicht viel. Ob es dieses Mal anders ist?