Sie ist stolze 36 Jahre alt und eigentlich schien ihr Leben als aktives Flugzeug schon vorüber: Im Jahr 2020 absolvierte die Boeing 747-300 mit dem Kennzeichen EP-MND ihren letzten regulären Passagierflug. Seither stand der Oldie-Jumbo des iranischen Carriers Mahan Air untätig am Flughafen Mehraband in Teheran. 2021 amputierten Techniker der Airline ihm sogar zwei Triebwerke: die beiden CF6-Turbofans von General Electric wurden gebraucht, um eine andere, etwas jüngere 747-300 von Mahan Air wieder flottzumachen. Die auf diese Weise reaktivierte EP-MNE löste anschließend ihre ältere Schwester als weltweit letztes aktives Exemplar dieser Klassik-Jumbo-Variante ab.

Neue Bemalung, neue Aufgabe
Doch unverhofft kommt oft, erst recht im Iran – und nach fast zwei Jahren Standzeit ist die EP-MND seit Januar 2022 tatsächlich wieder in der Luft. Allerdings trägt sie nun nicht mehr den Anstrich der Mahan Air, sondern den einer neugegründeten Fracht-Airline aus Venezuela: Empresa de Transporte Aéreocargo del Sur. Die wiederum ist eine Tochter des venezolanischen Staats-Carriers Conviasa, dessen Aktionsfeld wegen westlicher Sanktionen stark eingeschränkt ist. Und da der Name der neuen Cargo-Tochter selbst für einen Jumbo-Rumpf zu viele Buchstaben hat, prangt auf der (ehemaligen) EP-MND lediglich die Kurzform: Emtrasur Cargo. Dazu erhielt die Maschine, übrigens ein Exemplar der Combi-Variante 747-300M, auch ein neues Kennzeichen. Ab sofort ist der Jumbo als YV3531 in Venezuela registriert – und trägt den Namen der heimischen Nationalheldin Luisa Cáceres de Arismendi.
Flüge mit iranischer Crew
Geflogen jedoch, so heißt es zumindest aus Teheran, wird er auch künftig von iranischen Piloten der Mahan Air. Deshalb scheint es naheliegend, dass das Flugzeug seine langjährige Heimatbasis am Mehrabad Airport behält und für Emtrasur von dort aus zwischen Venezuela, China, Russland und eben dem Iran pendelt. Möglich ist aber auch eine Stationierung am neuen internationalen Flughafen "General en Jefe José Félix Ribas" in Aragua, den Conviasa als Frachtdrehkreuz nutzen möchte. In jedem Fall erhält die Laufbahn des 1986 an UTA aus Frankreich ausgelieferten Jets, der später für Air France flog und im August 2007 zu Mahan Air kam, mit der neuen Aufgabe ein weiteres Kapiten. Und zu den mehr als 84.000 Flugstunden, die der altehrwürdige Jumbo Jet bislang gesammelt hat, dürften noch einige hinzukommen.
Titelfoto mit freundlicher Genehmigung von Mohammad Reza