Für Bombardier kam das Happy End verspätet: Am 28. September 2018 wurde die Zulassungsurkunde der kanadischen Luftfahrtbehörde Transport Canada für die Global 7500 übergeben – zwei Jahre später als geplant und acht Jahre nach der Vorstellung der Long Range Business Jets Global 7000 und 8000 im Herbst 2010. Die Zulassungen in Europa und den USA folgten Anfang 2019, die ersten Auslieferungen haben bereits begonnen. Es ist der gelungene Abschluss eines nicht immer einfachen Projekts, dessen Erfolg kritische Stimmen angezweifelt hatten.
Nonstop von Singapur nach San Francisco
„Dank der Präzision und Innovation unseres Design- und Testprogramms hat die Global 7500 jeden Standard, an dem ein Business Jet gemessen wird, übertroffen – Komfort, Luxus, Leistung und Ruhe im Flug. Bei der Indienststellung wird dieses Flugzeug die neuesten und strengsten Zertifizierungsanforderungen erfüllen und Reisen mit dem Business Jet neu definieren“, sagte David Coleal, President von Bombardier Business Aircraft.

Damit haben die Kanadier jetzt den Long Range Business Jet mit der höchsten Reichweite am Markt im Angebot. Während der Zulassungstests hat der Zweistrahler die ohnehin hochgesteckten Erwartungen des Herstellers noch einmal übertroffen. Die Reichweite stieg von 13 700 (7400 NM) auf 14 260 Kilometer (7700 NM) – genug, um Singapur mit San Francisco zu verbinden oder von London nach Bali zu fliegen. Damit stellt Bombardier sogar den Rivalen Gulfstream in den Schatten: Dessen G650ER muss sich mit 13 890 Kilometer Range knapp geschlagen geben. Auch bei Start- und Landestrecken verbesserte sich die Performance der Global 7500 gegenüber den anvisierten Werten. Angesichts der erhöhten Reichweite gab Bombardier seinem Flaggschiff am Rande der EBACE im Mai den neuen Namen „Global 7500“. Damit reiht es sich namentlich in die ebenfalls in Genf vorgestellten Schwestermodelle Global 5500 und 6500 ein.
Änderungen am Flügel
Als sich 2015 die Verzögerungen im Programm abzeichneten, sprach Bombardiers CEO Alain Bellemare von einem „game changing aircraft“, das eine neue Kategorie von Business Jets definiere, verwies aber gleichzeitig auf die großen Herausforderungen, vor denen das Bombardier-Team bei der Entwicklung stehe. Der Grund für die Verspätung lag im Flügel, der wegen Gewichtsproblemen einem strukturellen Redesign unterzogen werden musste – mit dem Zulieferer Triumph Aerostructures kam es deswegen zu einem Rechtsstreit. Zwischenzeitlich richtete der kanadische Konzern sein Augenmerk außerdem auf die C-Series, was weitere Kapazitäten bei der Entwicklung kostete.

Die Qualitäten der Global 7500 liegen nicht nur in ihrer Reichweite, sondern vor allem im Komfort. Bis zu 19 Passagiere erwartet eine behagliche Atmosphäre an Bord, aufgeteilt in vier Zonen. Die Kabine ist 16,59 Meter lang, 1,88 Meter hoch und 2,44 Meter breit. Satelliten-Internet über Ka-Band, ein ausgeklügeltes Entertainment-System – „nice Touch“ wurde in Kooperation mit Lufthansa Technik entwickelt – und ein neuer Sitz namens „Nuage“ zeichnen das Reisen in der Global 7500 aus.
Technisches Sahnestück des Jets ist der Flügel. Seine Aerodynamik trägt wesentlich zur hohen Reichweite bei und ermöglicht kurze Start- und Landestrecken sowie steile Anflüge, während die flexible Struktur Turbulenzen von den Insassen fernhält. „Smooth Ride“ ist ein Schlagwort, das Bombardier immer wieder betont.

Im Cockpit erwartet die Piloten ein zeitgemäßes Avionikpaket mit vier großen Displays. Hersteller des Bombardier-Vision-Flight-Decks, wie es auch in der C-Series zum Einsatz kommt, ist Rockwell Collins. Die Fly-by-Wire-Steuerung erfolgt über Sidesticks.
Erstflug im November 2016
Am 4. November 2016 startete der noch als Global 7000 bezeichnete Jet schließlich zum heiß ersehnten Erstflug am Werksflugplatz Downsview bei Toronto.Dieser Moment markierte eine Wende in dem bis dahin eher holprigen Programm. Zwei Stunden und 27 Minuten dauerte der Flug mit Kapitän Ed Grabman, Copilot Jeff Karnes und Flugtestingenieur Jason Nickel im Cockpit. Flight Test Vehicle 1 (FTV1) mit dem Namen „The Performer“ folgten vier weitere Prototypen, von denen jeder einzelne seinen fest definierten Aufgabenbereich im Zulassungsprozess zu erfüllen hatte (siehe Kasten). Am Ende standen mehr als 2000 Erprobungsstunden in den Bordbüchern der fünf Flight Test Vehicles. Dabei hat sich auch das Triebwerk GE Passport gut bewährt: FTV1 kratzte im März 2017 mit Mach 0.995 an der Schallgeschwindigkeit– ein weiterer Bestwert für einen Business Jet dieser Größenordnung.

Ausrüstung in Montreal
Bis auf Weiteres wird die Global 7500 im Werk in Downsview gebaut, allerdings wurde das dortige Grundstück an PSP Investments verkauft. Ein neues Werk mit Endmontagehalle und Kompetenzzentrum soll ganz in der Nähe auf gepachteten 15,4 Hektar am internationalen Toronto Pearson Airport entstehen. Nach der Fertigung der Zelle in Toronto kommen die Jets nach Montréal, wo im Global Completion Centre weitere Arbeitsschritte wie die Lackierung erfolgen. Das Interieur wird im 2017 eröffneten Centre of Excellence für das jeweilige Flugzeug maßgefertigt. Modernste Arbeitsmittel wie Laservermessungen helfen dabei, höchste Präzision zu erreichen.
Für Bombardier Business Aircraft geht es jetzt um die erfolgreiche Indienststellung des neuen Jets. Auch wenn sich das Unternehmen mit offiziellen Zahlen zum Auftragsbestand bedeckt hält, spricht man in Branchenkreisen von rund 20 bevorstehenden Auslieferungen bis Ende 2019. Einen Fokus auf spezielle Regionen gibt es nicht: „Die Global 7500 weckt das Interesse von Kunden aus aller Welt, die von anderen Mustern upgraden möchten oder ein neues Konzept kaufen möchten“, heißt es auf Nachfrage der FLUG REVUE. Dabei stehen auch Charter- und Fractional-Ownership-Unternehmen auf der Liste der Interessenten. Mit Niki Lauda bekannte sich bereits 2015 ein prominenter Kunde mit seiner Bestellung zu den Qualitäten des neuen Langstreckenjets. In der Liste steht die Global 7500 mit 72,8 Millionen US-Dollar.
Bombardier hat noch mehr Pfeile im Köcher
Jetzt dürften die anderen Programme verstärkt in den Fokus rücken. Während Global 5500 und 6500 auf Kurs fliegen und Ende 2019 ihren Dienst aufnehmen sollen, ist es um die Global 8000 ruhig geworden. Sie sei weiterhin Teil der Firmenstrategie, Termine sollen aber erst genannt werden, wenn das Geschäft mit der 7500 angelaufen ist. Wie groß der Markt für dieses Flugzeug sein wird, muss sich zeigen: Rund 400 Kilometer mehr Reichweite werden mit 2,70 Meter weniger Kabinenlänge erkauft.
Bombardier Global 7500: die Erprobungsflugzeuge

FTV1 „The Performer“ (Erstflug am 4. November 2016): Seine Mission war die Ermittlung der Flugeigenschaften und der Leistungsdaten. Der erste Prototyp hat mehr als 720 Flugstunden und die Zulassungstests auf der Startbahn absolviert.
FTV2 „The Powerhouse” (Erstflug am 4. März 2017): Bei FTV2 ging es um die Validierung der Antriebe sowie der elektrischen, mechanischen und hydraulischen Systeme. 580 Flugstunden war “The Powerhouse„ dafür in der Luft. Die Aquaplaning- und Vereisungstests wurden mit diesem Flugzeug absolviert.
FTV3 “The Navigator„ (Erstflug am 10. Mai 2017): Beim dritten Flight Test Vehicle standen insbesondere die elektrischen Systeme und die Avionik im Fokus. Auch Verfahren für steile Anflüge wurden erprobt. Dazu wurden mehr als 500 Stunden geflogen, unter anderem eine Tour rund um den Globus. Von Dubai nach Sydney benötigte “The Navigator„ 13,4 Stunden.
FTV4 “The Architect” (Erstflug am 28. September 2017): Um die Installation des Interieurs ging es bei FTV4. Akustikmessungen am Boden und in der Luft wurden damit durchgeführt. Auch für die Kältetests musste „The Architect“ über sich ergehen lassen. Dafür genügten 150 Flugstunden.
FTV5 „The Masterpiece” (Erstflug am 30. Januar 2018): Für einen reibungslosen Markt- start schickte Bombardier FTV5 190 Stunden lang in die Luft. Flattertests und die Ermittlung der Flugeigenschaften bei hohen Geschwindigkeiten wurden mit dem fünften und letzten Test- flugzeug ermittelt. Auch die Er- höhung der Reichweite und die damit einhergehende Umwidmung zur Global 7500 ergab sich aus den Flügen mit FTV5.