In den sozialen Netzwerken ist wieder ein neues Fluggerät aus China aufgetaucht. Dieses Mal handelt es sich um einen bemannten Tilt-Rotor, das erste Muster seiner Art in dem Land. Wie so oft gibt es allerdings keine Informationen, weder über die Typbezeichnung noch über das Datum, wann die Fotos aufgenommen worden sind. Die weiß lackierte Maschine trägt keine Markierungen. Auffällig ist, dass die Triebwerke nicht wie bei der ersten Tilt-Rotor-Generation um die Bell Boeing V-22 Osprey mit den Rotoren mitgeschwenkt werden. Dies soll die Komplexität reduzieren. Auch die sich in der Entwicklung befindliche Bell MV-75 (ehemals V-280 Valor) setzt auf dieses Prinzip. Das US-Produkt soll im Rahmen des FLRAA-Projekts der US Army ab 2030 in Dienst gehen (Future Long-Range Assault Aircraft).
Ob das chinesische Fluggerät ebenfalls einem militärischen Zweck dient, ist offen, gilt aber angesichts der Aufrüstung des Landes als wahrscheinlich. Der Senkrechtstarter eignet sich besonders für den Einsatz von amphibischen Angriffsschiffen aus. Auch das US Marine Corps nutzt seine MV-22 Osprey in dieser Rolle.
Zwei Maschinen im Flugtest
Mindestens zwei Prototypen des chinesischen Tilt-Rotors scheinen zu existieren. Ein Bild zeigt die Maschine in einem Hangar, dahinter ist ein weiteres Exemplar zu erkennen. Hersteller könnte die Harbin Aviation Industry sein, die zahlreiche Hubschrauber baut. Dazu zählen Kopien beziehungsweise Lizenzversionen der Dauphin, H120 und H175 von Airbus Helicopters sowie Eigenentwicklungen wie der Kampfhubschrauber Z-19 und der militärische Transporthubschrauber Z-20. Unbestätigten Informationen in den sozialen Netzwerken zufolge soll die Harbin-Tochter Hafei Aviation Industry verantwortlich sein. Das Unternehmen fertigt neben verschiedenen kleineren Helikoptern auch Verbundwerkstoff-Komponenten für Airbus-Verkehrsflugzeuge.
Im Gegensatz zur US-amerikanischen MV-75 besitzt das asiatische Gefährt kein V-Leitwerk, sondern ein konventionelles T-Leitwerk samt Seitenruder. Bei dem gesichteten Prototyp scheint es sich eher um eine zivile Ausführung für den Passagiertransport zu handeln.
Unbemannter Tilt-Rotor
Dabei ist der Typ nicht der einzige Kipprotor des Landes: Bereits im vergangenen Jahr hatte das chinesische Privatunternehmen United Aircraft aus Shenzen (nicht zu verwechseln mit der russischen United Aircraft Corporation) das erste fertige Exemplar des Zhang-Ying-Tilt-Rotors R6000 gezeigt. Das unbemannte Muster bewegt sich in der Größenklasse der Leonardo AW609 und besitzt eine Startmasse von sechs Tonnen.