Das Luftfahrt-Jahr 2023 endete in China mit einem besonderen "Elephant Walk". Wobei man in diesem Fall eher von einem "Sea Elephant Walk" sprechen müsste, denn die Chinesen schickten Ende Dezember alle vier Prototypen ihres neuen Amphibienflugzeugs AG600M zum gemeinsamen Spaziergang über die Rollbahn des zivilen Flugtestzentrums in Pucheng (Provinz Shaanxi). Der "Sea Elephant Walk" Ende Dezember markierte den ersten bekannt gewordenen Kollektiv-Auftritt aller vier Testmaschinen.
Zulassung 2024?
Im neuen Jahr soll die Erprobung der AG600M auf die Zielgerade gehen. Irgendwann 2024 peilt der Staatskonzern Avic die Zulassung des Riesenflugboots an, 2025 will man die ersten Serienflugzeuge auf den Markt bringen. Für die finale Etappe der Flugtests hat Avic die vier fliegenden Prototypen mit den Kennzeichen B-0DCC, B-0HEH, B-0AWT und B-0FAS in Pucheng zusammengezogen. Zuvor hatten die Wasserflugzeuge von mehreren Standorten aus ihre Flugstunden gesammelt. So fand ein großer Teil des Testprogramms in Jingmen in der Provinz Hubei statt.

Quartett komplett: Die vier Prototypen der AG600M stehen Ende Dezember 2023 aufgereiht in Pucheng.
Verbesserte Version
Technisch ist die AG600M, die Anfang 2022 erstmals flog, eine Weiterentwicklung des Ursprungsmodells AG600. Von letzterer brachte Avic an Heiligabend 2017 einen Prototyp in die Luft und baute ein weiteres Exemplar für statische Tests. Auf Basis der mit diesen Flugzeugen gesammelten Erfahrungen flossen zahlreiche Designänderungen in die neue AG600M ein. Die "alte" AG600 nimmt offenbar nicht mehr an der Flugerprobung teil. Über ihren Verbleib gibt es widersprüchliche Angaben. Die für Bodentests gebaute Maschine ist seit 2022 auf dem Campus der Universität für Luft- und Raumfahrt in Nanjing ausgestellt – versehen mit dem Kennzeichen, das zuvor die fliegende AG600 trug (B-002A).
Wasserdrache gegen Feuer
China preist die AG600M offiziell vor allem als Löschflugzeug zur Bekämpfung von Waldbränden an. Bei einem maximalen Abfluggewicht von 60 Tonnen (laut Angaben der Agentur Xinhua) soll das Amphibium zu diesem Zweck 12.000 Liter Wasser aufnehmen können. Das ist die gleiche Menge, die auch im russischen Jet-Flugboot Berijew Be-200 Platz findet – wobei letztere mit einem Startgewicht von maximal 43 Tonnen deutlich leichter ist. Die in China "Kunlong" (Wasserdrache) genannte AG600M könnte jedoch auch für andere Einsatzzwecke zum Zug kommen – so etwa für Such- und Rettungseinsätze, als Seefernaufklärer oder als militärischer Transporter.