Die erstgebaute Boeing 737 MAX 7 startete laut der Webseite FlightRadar 24 am Montagvormittag als Flug „BOE001“ in Boeing Field in Seattle. Der Prototyp mit der US-Registrierung N7201S nahm dann südwestlichen Kurs auf die Pazifikküste und absolvierte dann in etwa 9000 bis 14000 Fuß Höhe eine Reihe von Langsamflugmanövern, die wie eine Folge von Strömungsabrisstests wirken. Das Flugzeug verlangsamte seine Fahrt jeweils auf deutlich unter 200 Knoten und sank danach kurzzeitig stark. Nach dem Fahrtaufholen und dem Steigen auf die vorherige Höhe begann das Manöver erneut. Mindestens sieben Mal wiederholte sich der Test.

MCAS soll vor Aufbäumen schützen
Mit dem Langsamflugtest dürfte Boeing die erneuerte Schutzsoftware MCAS geprüft haben, die in Kürze bei der FAA zur Begutachtung eingereicht werden soll. MCAS schützt die 737 MAX im manuellen Langsamflug ohne Klappen bei einer Schuberhöhung vor dem Aufbäumen. Die 737 MAX erhält in dieser Fluglage unerwünschten aerodynamischen Auftrieb durch ihre weit vorne angebrachten, großen Triebwerksgondeln. Dieser Auftrieb hebt die Nase des Flugzeugs ohne Piloteneingriff weiter an, wodurch ein Strömungsabriss drohen könnte.
MCAS verstellt dagegen automatisch die Höhenrudertrimmung, also das komplette Höhenleitwerk, und zwingt die Nase des Flugzeugs nach unten. Bei zwei Unglücken in Indonesien und Äthiopien war die Automatik jedoch irrtümlich ausgelöst worden, weil ein Anstellwinkelgeber falsche Werte an den Steuerungscomputer übermittelte. Beide Flugzeuge stürzten nach wiederholten MCAS-Eingriffen ab. Die kurze 737 MAX 7 gilt als anspruchsvollstes Muster für den Einsatz der Automatik MCAS. Dagegen soll die längste Version 737 MAX 10 die Automatik nicht benötigen.

FAA muss Änderungen prüfen
Boeing hat angekündigt, künftig immer die Anstellwinkel-Messwerte beider Rumpfseiten zu vergleichen und auf Plausibilität zu prüfen. Außerdem werden die Anzeigen im Cockpit für die Anstellwinkelmessung verändert und die Automatik wird bei wiederholtem Eingreifen abgeschaltet. Ob diese Änderungen reichen, muss nun die Luftfahrtbehörde FAA prüfen, die das Flugzeugmuster für den Passagierbetrieb gesperrt hatte. Welche möglichen, weiteren Änderungen es gibt, etwa an der MAX-Computersoftware, ist noch nicht offiziell bekannt.
In Airline-Kreisen wird mit einer offiziellen Boeing-Vorlage der MAX-Modifikationen bei der FAA bis Oktober gerechnet, was zu einer Freigabe der 737 MAX für Passagierflüge ab etwa November führen könnte. Damit wären die mit neuen Triebwerken modifizierten Zweistrahler zur weihnachtlichen Hochsaison wieder flügge.