Am Steuer saß Testpilot Nils Larson. Ziel des ersten Flugeinsatzes war es, vor allem die generelle Flugtauglichkeit der X-59 sowie die Zuverlässigkeit kritischer Systeme zu prüfen. Die NASA hatte vorab klargestellt, dass die Mission in einem engen Flugumfang bleibt und die Sicherheit an erster Stelle steht. Dazu zählen Triebwerk, Flugsteuerung, Cockpitinstrumente, Autopilot und Luftdatenmessung. Die Ingenieure wollten zunächst eine Höchstgeschwindigkeit von rund 385 Kilometer pro Stunde sowie eine maximale Flughöhe von 3600 Metern erreichen. Der Flugverlauf verlief laut Hersteller Lockheed Martin exakt nach Plan, und die Ergebnisse sollen die anfänglichen Flugeigenschaften bestätigen. In den kommenden Monaten soll der Flugbereich schrittweise erweitert werden.
Der Erstflug markiert den Auftakt einer mehrphasigen Testreihe im Rahmen des Quesst-Programms, das auf die Erprobung eines zivilen Überschallverkehrs mit deutlich gedämpftem Knall abzielt. Dabei fokussieren die Techniker darauf, wie sich das Flugzeug bei niedriger, mittlerer und später auch höherer Geschwindigkeit verhält, insbesondere beim Bremsen, bei der Steuerung sowie bei der Stabilität. Die X-59 verfügt aufgrund ihrer markanten, langen Nase über eine eingeschränkte Sicht nach vorne, was zusätzliche Anforderungen an die Sensorik und die Cockpit-Visibilität stellt. Diese Besonderheit wird separat bewertet, um sicherzustellen, dass Navigation, Autopilotfunktionen und Luftdatenmessung auch unter realen Betriebsbedingungen zuverlässig funktionieren.
Neben der Messung der Triebwerksleistung und der Stabilität wird die Sensorik an Bord einer zentralen Rolle beigemessen, denn präzise Instrumentierung ist Voraussetzung dafür, dass später größere Flugversuche sicher durchgeführt werden können. Die ersten Rollversuche in Palmdale wurden bereits im Juli 2025 abgeschlossen. Dort testeten die Ingenieure das Verhalten der Maschine bei niedriger Geschwindigkeit und führten anschließend Tests bei mittlerer und höherer Geschwindigkeit durch. Ziel war es, das Verhalten der Überschallverriegelung, der Steuerung und der Stabilität bei zunehmendem Tempo zu bewerten sowie die Leistungsfähigkeit der Sensorik zu überprüfen. Ein weiteres zentrales Element war die Sichtverhältnisse im Cockpit, da die X-59 wegen des Bugs kein Fenster nach vorne besitzt. Das Team evaluierte zudem, wie sich der Prototyp in höheren Geschwindigkeiten verhält, um potenzielle Risiken bereits früh zu erkennen.
Datenbasis schaffen
Die Erprobung der X-59 war eigentlich schon für 2022 vorgesehen, doch waren Systemintegrationsprobleme der Hauptgrund für wiederholte Verzögerungen. Die Mission hinter dem Quesst-Programm ist es, Technologien für zukünftige zivile Überschallflugzeuge zu testen, die den Überschallknall deutlich reduzieren sollen. Techniker messen dabei das akustische Signal über verschiedene Gebiete der USA, um reale Lärmauswirkungen zu erfassen. Die langfristige Absicht besteht darin, eine solide Datenbasis zu schaffen, die internationalen Regulierungsbehörden Hinweise dafür geben kann, ob und wie Überschallflüge über Land künftig möglich sein könnten. Die Mission bleibt dabei eng mit Regelwerken verknüpft, die darüber entscheiden, wie zukünftige Überschallflüge über dem Kontinent regelmäßig stattfinden könnten. Parallel zu den technischen Tests werden Teams Daten sammeln, die Aufschluss über menschliche Reaktionen auf Überschallgeräusche geben sollen, was für Planungen zur zukünftigen Regulierung wichtig ist.





