Auch nach sechs Jahrzehnten ist die DC-9-Familie noch aktiv. Allerdings befindet sich von den ursprünglich in Long Beach, Kalifornien, gebauten 976 Exemplaren nur noch eine Handvoll in Dienst. Die Chance, einen der Oldtimer in Aktion zu erleben, sind in Lateinamerika am größten. Aber auch im Mutterland USA finden sich noch einige Jets.
Bereits Ende der 50er Jahre hatten sich die Planer bei der Douglas Aircraft Company Gedanken über eine kleine Schwester der DC-8 gemacht. Das Muster für Kurz- und Mittelstrecken erhielt wie damals in diesem Segment üblich eine Anordnung der Triebwerke am Heck. Obwohl es sich um einen neuen Entwurf handelte, verlief die Entwicklung sehr zügig. Douglas verzichtete sogar auf einen dezidierten Prototyp. So entsprach die erste DC-9-10 direkt dem Serienstandard. Sie flog erstmals am 25. Februar 1965, und das Muster ging bereits am 8. Dezember 1965 in Dienst – heute ein undenkbares Tempo.

Nur wenige Monate nach dem Erstflug ging die DC-9 bereits in Dienst.
Vorreiter auf dem Schrott
Die erste DC-9 trug bei Douglas zunächst die Kennung N9DC und ging im September 1966 an Trans-Texas Airways. Dort flog sie als N1301T bis Oktober 1982, anschließend folgten drei weitere US-Gesellschaften, bis sie 1991 ein kurzes Intermezzo in Spanien hatte. Die Rückkehr in die USA verlief nicht sehr erfolgreich: Der Premieren-Airliner landete zur Abstellung in Sherman North Texas, wo er später leider auf dem Schrott endete.

Douglas baute 976 Exemplare der DC-9 Serie.
Letztes Passagier-Jet-Duo
Ähnliche Schicksale trafen die meisten der folgenden Maschinen. Dennoch haben einige wenige DC-9 bis heute durchgehalten, fast ausschließlich als Frachter. Die einzige aktive Passagier-Ausführung stellte bis vor kurzem die 5Y-AXP von African Express Airways dar. Sie gehört seit 2017 zum Inventar der Fluggesellschaft aus Nairobi. Ob und wie regelmäßig sie fliegt, ist unklar. Ihre Schwestermaschine mit der Kennung 5Y-AXF scheint schon außer Dienst zu sein. Ende 2024 feierte dagegen eine fast 60 Jahre alte DC-9-10 ihr Comeback. Aerojet Aviation aus Somaliland fliegt mit der 7Q-SAZ. Das Flugzeug war bereits im Oktober 1966 an Delta Airlines ausgeliefert worden und erlebt nun einen zweiten oder eher dritten Frühling.

Erst seit wenigen Wochen befördert diese DC-9 in Afrika wieder Passagiere.
Comeback mit fast 60
Der Oldtimer war zuletzt bei Fly540 aus Kenia im Einsatz und seit 2018 in Nairobi abgestellt. Schließlich übernahm die Flytech Aviation Group aus Malawi die DC-9, ließ sie umfangreich instandsetzen und leaste sie an Aerojet. Sie erhielt unter anderem eine neue Inneneinrichtung mit zwölf Sitzen in der Business-Class und 68 Plätzen in der Economy-Klasse. Im Dezember 2024 startete die junge Airline dann den Betrieb. Zu den Zielen gehören neben Mogadischu und Nairobi Juba, Malakal und Wau im Süd-Sudan sowie Bosaso, Garowe, und Hargeisa in Somaliland. Auch der Jemen steht im Programm. Neben der DC-9 betreibt die Gesellschaft auch Fokker 50 und Let L-410.

Mit 18 Maschinen verfügte Aeronaves TSM über die weltweit größte, verbliebenen DC-9-Flotte.
Cargo-Flotte aus Mexiko
Bei den Frachtern sieht die Situation etwas klarer aus. Allen voran betreibt Aeronaves TSM aus Mexiko sage und schreibe 18 Einheiten der Versionen -10 und -30. Sie sind regelmäßig unterwegs, einschließlich der beiden für Mercado Libre aus Argentinien geflogenen, leuchtend gelb lackierten Exemplare. In den USA hält Ameristar Jet Charter mit vier frühen DC-9-15 die Fahne hoch. Auch sie werden oft bewegt und gehören also noch nicht zum alten Eisen.
Spezialflugzeuge in den USA
Antennen auf dem Rumpfrücken und eine umgestaltete Nase zeichnen die N879AD aus, die ab und zu im Südwesten der USA unterwegs ist. Da sie als Testbed für das Rüstungsunternehmen Raytheon dient, sind nicht allzu viele Information bekannt. Skydive Perris bewirbt seine DC-9-21 mit der Kennung N127NK dagegen aktiv, schließlich bietet man Fallschirmsprünge aus dem ehemaligen Verkehrsflugzeug an. Der Preis liegt laut Webseite des Unternehmens bei 999 Dollar für einen Tandemsprung. Momentan sind jedoch keine Plätze buchbar.
Schwerelosigkeit mit der DC-9
Noch nicht zurück am Himmel ist die N932NA. Der ursprünglich an KLM ausgelieferte Airliner flog zwischenzeitlich bei der US Navy als C-9. Anfang 2004 übernahm ihn die NASA für Experimente in Schwerelosigkeit. Nach einigen Jahren in der Wüste Arizonas kaufte ihn Astro Zero-G One Corporation im vergangenen Dezember. Die US-Firma will mit dem Jet-Oldie Parabelflüge anbieten. Wann er wieder in die Luft kommt, ist noch offen. Aber jedes weitere Exemplar ist eine Bereicherung. Ansonsten soll Waypoint Airways aus Tadschikistan noch eine DC-9 betreiben.