Stolz konnte Ron Draper, Chef von Textron Aviation, Anfang Februar die 8000. Cessna Citation übergeben. Das Jubiläumsmodell, eine Longitude, ging an Scotts Miracle-Gro, geführt von Jim Hagedorn, einem ehemaligen F-16-Piloten, der auch privat eine CJ4 sein Eigen nennt. Draper dankte allen Betreibern, "die es lieben, unsere Flugzeuge zu fliegen und die der Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit unserer Citations vertrauen".
In den 50 Jahren seit der ersten Auslieferung einer Citation hat die Flotte mehr als 41 Millionen Flugstunden absolviert, mehr als 30 Modelle wurden zugelassen und mehr als 40 Jahre lang standen die Flugzeuge aus Wichita im US-Bundesstaat Kansas auf Platz eins bei den Lieferzahlen: von 1972 bis 1974, 1979 bis 1981, 1984 bis 2012 und von 2016 bis 2020. Damit ist Textron Aviation mit großem Abstand der erfolgreichste Hersteller von Business Jets, obwohl oder gerade weil die Citations solides Handwerk statt High-Tech repräsentieren. Nach einem Einbruch im Corona-Jahr 2020 geht es aktuell wieder aufwärts: 167 Citations gingen 2021 an die Kunden.

Rückblende
Am 15. September 1969 um 15:20 Uhr Ortszeit startete Cessnas erster Business Jet am Wichita Municipal Airport mit Pilot Milt Sills und Jim LeSueur als Co im Cockpit zum Erstflug. Ende August 1971 rollte die erste Serien-Citation aus der Halle. Am 10. September folgte die Zulassung nach FAA Part 25, wenn gleich noch nicht für den Single-Pilot-Betrieb zugelassen – diese Genehmigung sollte erst später für die Citation I und II sowie weitere Modelle erfolgen. Als im Januar 1972 die erste Citation ausgeliefert wurde, hatte die damalige Cessna Aircraft Company mehr als 35 Millionen US-Dollar in das Programm investiert. Der heute weltbekannte Name "Citation", geht übrigens auf ein bekanntes amerikanisches Rennpferd zurück. Von Anfang an setzte Cessna auf fliegerisch gutmütige Jets zu vergleichsweise moderaten Preisen.
Regelmäßige Updates
Mit regelmäßigen Updates hält Textron Aviation seine Flotte auf dem neuesten Stand. Latitude und Longitude sind seit 2015 und 2019 auf dem Markt, während das Jahr 2021 im Zeichen kleinerer Updates stand: CJ4, XLS und M2 erhielten den Feinschliff auf "Gen2". Mustang, Sovereign+ und Citation X+ – die Citation X galt mit einer Reisegeschwindigkeit von Mach 0.92 als schnellstes ziviles Flugzeug nach der Concorde – hat der Hersteller in den vergangenen Jahren aus dem Programm genommen. Dabei zeigt sich Textron Aviation unbeeindruckt von den rekordverliebten Mitbewerbern: Während sich Bombardier, Dassault Aviation und Gulfstream mit ihren Flaggschiffen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die größte Reichweite und die geräumigste Kabine liefern, endet das Angebot von Cessna mit dem Super Midsize Jet Citation Longitude. Die Entwicklung des 2015 vorgestellten Topmodells Hemisphere wurde 2019 eingestellt. Als Antrieb war das Safran Silvercrest vorgesehen, dessen Probleme auch das Aus für Dassaults Falcon 5X zur Folge hatten.
Citation Longitude
Mit 6500 Kilometern Reichweite wirkt das größte Mitglied der Citation-Flotte im Vergleich zu Ultralangstreckenjets wie Gulfstream G700 oder Bombardier Global 7500, die beide rund 14 000 Kilometer nonstop fliegen, geradezu bescheiden. Doch auch die Citation Longitude bewältigt transkontinentale Strecken souverän: Sie befördert ihre Passagiere beispielsweise von Deutschland an die Ostküste der USA, ins Herz Afrikas oder in die Weiten Russlands. Mit einem Listenpreis von rund 30 Millionen US-Dollar ist sie zudem erheblich günstiger als die mehr als doppelt so teuren Luxusliner für die Ultralangstrecke.Die Musterzulassung war für 2017 geplant, hatte sich aber wegen der speziellen Konstruktion der Tanks im Kontext mit dem Brandschutz verzögert. Im September 2019 lag schließlich die Zertifizierung der US-Luftfahrtbehörde FAA vor, die EASA schloss sich im Juli 2021 an.
Die Longitude wurde von Grund auf neu konstruiert. Ihr Cockpit ist mit dem Flight Deck Garmin G5000 ausgestattet, die Kabine bietet Platz für bis zu zwölf Passagiere. Textron Aviation hat für die Longitude eine neue Produktionslinie in Wichita aufgebaut, in der – ebenso wie bei der Latitude – große Rumpfteile in vertikaler Ausrichtung gefertigt werden, um ein ergonomischeres Arbeiten im Stehen zu ermöglichen. Es kommen teils automatisierte Produktionsverfahren zum Einsatz, während die Zahl der Einzelteile drastisch reduziert wurde.

Citation Latitude
Mit der Citation Latitude (Modell 680A) hat Textron Aviation vieles richtig gemacht. Seit ihrer Indienststellung im Jahr 2015 wurden bis Ende vergangenen Jahres 271 Stück ausgeliefert – damit gilt der Zweistrahler als Bestseller unter den Midsize Jets. Topkunde ist das Fractional-Ownership-Unternehmen NetJets mit mehr als 120 Lieferungen. Zwar gehört die Latitude mit 826 km/h maximaler Reisegeschwindigkeit nicht zu den Schnellsten ihrer Klasse, dafür punktet sie mit kurzer Startstrecke und der Fähigkeit zu Steilanflügen mit einem Winkel von 6,65 Grad – damit stehen ihr auch anspruchsvolle Plätze wie der London City Airport offen. Mit 5000 Kilometern Reichweite und Platz für bis zu neun Passagiere eignet sie sich darüber hinaus für viele Einsatzprofile, wenngleich keine Nonstop-Transatlantikflüge möglich sind. Vorgestellt wurde der Business Jet auf der NBAA-BACE im Herbst 2011, der Erstflug erfolgte im Februar 2014 vier Monate früher als geplant, gefolgt von FAA-Zulassung und Indienststellung im Jahr 2015. 2016 wurde die Zulassung in Europa erteilt.
Bei der Konstruktion haben die Ingenieure auf neue und bewährte Elemente zurückgegriffen. Zwar hat die Latitude einen neuen Rumpf erhalten, gleichzeitig wurden aber viele Merkmale der 2021 aus dem Programm genommenen Sovereign+ übernommen. Piloten brauchen somit für beide Flugzeuge nur eine Musterberechtigung. Ihr Arbeitsplatz ist mit dem Garmin G5000 mit drei 14-Zoll-Bildschirmen sowie automatischer Schubregelung ausgestattet.

Citation XLS Gen2
1994 vorgestellt, hob die Citation Excel 1996 zum ersten Mal ab. Sie kombiniert Flügel und Leitwerk der Citation Encore mit einem um 61 Zentimeter verkürzten Rumpf der Citation X. 2004 änderte sich der Name des Zweistrahlers nach einer umfangreichen Produktpflege in XLS. Zwei Jahre später erschien die XLS+, die seit 2008 zugelassen ist: Modernisierte Triebwerke von Pratt & Whitney Canada mit FADEC-Steuerung und das Avionikpaket Rockwell Collins Pro Line 21 kennzeichnen diese Generation. Die Reichweite der XLS beträgt rund 3900 Kilometer, maximal zwölf Passagiere können je nach Bestuhlung mitfliegen. Im März 2021 feierte Textron Aviation die 1000. Auslieferung einer 560XL, so die offizielle Bezeichnung. Auf der NBAA-BACE in Las Vegas im Oktober 2021 enthüllte der Hersteller die XLS Gen2. Es ist ein eher kleines Update mit Blick auf Komfort und Details, während die fliegerischen Eckwerte unverändert geblieben sind. Der Einstieg erfolgt jetzt über eine beleuchtete Tür, ein Vorhang schützt vor schlechtem Wetter am Boden und verbessert die Kabinenakustik im Flug. Die XLS Gen2 verfügt über ein drahtloses Kabinenmanagementsystem, kabellose Lademöglichkeiten, USB-Ladeanschlüsse an jedem Sitz und ein optionales Bongiovi Immersive Sound System.

Citation CJ3+
Die Wurzeln der CJ-Familie reichen zurück in die späten 1980er-Jahre, als die Ingenieure damit begannen, einen neuen Einstiegs-Jet zu kreieren. CitationJet hieß der Nachfolger der Citation und Citation I, der am 29. April 1991 zum ersten Mal abhob. Durch eine clevere Bauweise gelang es, die Kabine zu vergrößern und gleichzeitig das Gewicht zu reduzieren. Reichweite und Geschwindigkeit übertrafen dank der Williams-Triebwerke und optimierter Aerodynamik die Werte der Vorgänger. Heute gilt die CJ-Reihe (Modell 525) als Bestseller. Ein Pluspunkt für viele ihrer Betreiber dürfte die Single-Pilot-Zulassung sein.
Die CJ3 wurde 2002 vorgestellt, flog erstmals im April 2003 und erhielt im Oktober 2004 die FAA-Zulassung. Das "Plus" im Namen hat sich das aktuelle Modell 2014 angesichts neuer Avionik und einer überarbeiteten Kabine verdient. Damals hatte das Garmin G3000 das Pro Line 21 von Rockwell Collins abgelöst. Die CJ3+ bietet Platz für bis zu neun Passagiere und verfügt über circa 3800 Kilometer Reichweite, was sie zum idealen Business Jet für den europäischen Markt macht. Von London fliegt sie nonstop nach Moskau oder von Madrid nach Sankt Petersburg.

Citation CJ4 Gen2
Die Citation CJ4 ist die große Schwester der CJ3+: Sie verfügt über eine um 50 Zentimeter verlängerte Kabine mit Platz für einen weiteren Passagier sowie über einen modifizierten Flügel. Bei den Flugleistungen hat das größte Mitglied der CJ-Familie gegenüber der CJ3+ die Nase vorn: Über 200 Kilometer mehr Reichweite und etwa 65 Stundenkilometer schnelleres Reisen verspricht das Datenblatt. Vorgestellt wurde die CJ4 (Modell 525C) im Jahr 2006, der Erstflug datiert auf das Jahr 2008, erste Auslieferungen erfolgten 2010. Innerhalb von zehn Jahren wurden rund 320 Stück gebaut.
Im Februar 2021 hat die CJ4 ein Update auf Gen2 erhalten – sie bietet mehr Komfort, während Antrieb, Avionik und Aerodynamik unverändert geblieben sind. Der Einstieg in die CJ4 Gen2 erfolgt über eine neu gestaltete Treppe. Die Bordküche verfügt über verbesserte Ablagemöglichkeiten mit weiteren optionalen Extras. Im Passagierbereich stehen verschiedene, seitlich ausgerichtete Sitze zur Auswahl, darunter ein Einzelsitz, eine feste Couch mit zwei Plätzen oder eine klappbare Couch. Die Designer haben zudem eine verbesserte Beleuchtung in die Kabine integriert. Der Sanitärbereich ist mit CoolView-Dachfenstern ausgestattet. Ein drahtloses Kabinenmanagementsystem sowie USB-Ladeanschlüsse an jedem Kabinensitz fliegen ebenfalls mit.

Citation M2 Gen2
Der kleinste Jet von Textron Aviation, die Citation M2, tritt in die Fußstapfen der bis 2011 produzierten CJ1+. Sie wurde 2013 in den USA und 2014 in Europa zugelassen. Mit knapp 3000 Kilometern Reichweite kann sie ebenfalls viele wichtige Routen innerhalb Europas nonstop bedienen.
Zusammen mit der XLS hat auch die M2 im Oktober 2021 das Upgrade auf Gen2 erhalten. Textron Aviation legt den Fokus auf den Komfort von Piloten und Passagieren – genannt werden die aufgewertete Kabine mit Akzentbeleuchtung, neu gestaltete Getränkehalter und zusätzliche Ablagen. An drahtlose Lademöglichkeiten und USB-Anschlüsse wurde auch beim Einsteigermodell gedacht. Im Cockpit wurde die Beinfreiheit für den Copiloten um einige Zentimeter vergrößert. Darüber hinaus hat der Hersteller die Materialqualität im Einstiegsbereich verbessert.
