Russlands neuer Airliner, die Irkut MS-21, soll noch in diesem Jahr seine Zulassung erhalten. Fünf Prototypen spulen zu diesem Zweck in Schukowski das Testprogramm ab und lassen die Prüfer der Luftfahrtbehördern Russlands und Europas Punkt für Punkt von ihrer Liste streichen. Eines der Testflugzeuge verlegt vom 22. März bis voraussichtlich 11. April ins gut 1.000 Kilometer nördlich gelegene Archangelsk. Dort muss sich der Zweistrahler im Umgang mit natürlicher Vereisung am Boden und in der Luft beweisen.
15 Flüge mit Eisansatz
Tests unter Vereisungsbedingungen zählen traditionell zu den finalen Aspekten in der Erprobung neuer Flugzeugmuster. Sie sollen untersuchen, wie Eisansatz das Flugverhalten der MS-21 beeinflusst und ob die Vereisungsschutzsysteme des Airliners zuverlässig arbeiten. Außerdem werden Struktur und Dichtungen auf mögliche Schwachstellen bei Vereisung untersucht. Damit sich am Flugzeug überhaupt Eis bildet, darf es für die Versuche nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt sein, damit eine entsprechende Luftfeuchtigkeit garantiert ist. Diese Bedingungen sieht Irkut in Archangelsk offenbar besser erfüllt als in Schukowski. Bis zu 15 Flüge wird die MS-21 während ihres Aufenthalts in Russlands Norden absolvieren. Der Flughafen Archangelsk unterstützt das Unterfangen nach Angaben des Portals aviation21.ru mit der Bereitstellung meteorologischer Daten sowie 9.000 Litern Enteisungsmittel. Insgesamt sollen 38 Personen an den Tests beteiligt sein.

Comac muss seine Tests verschieben
Während Irkut damit im April aller Voraussicht nach einen weiteren Aspekt im Lastenheft abhaken kann, muss Mitbewerber Comac aus China mit den Vereisungstests für seine C919 wohl bis zum Herbst warten. Comac will diese Tests bei der International Test Pilot School (ITPS) in Ontario, Kanada absolvieren. Nach ursprünglichem Plan sollte ein C919-Prototyp zu diesem Zweck ebenfalls im März nach Ontario aufbrechen. Wegen anhaltender Restriktionen durch die Corona-Pandemie mussten Comac und die ITPS ihr Vorhaben jedoch auf Oktober oder November vertagen, wie AINonline meldet. Das könnte sich ungünstig auf den Gesamtzeitplan auswirken: auch Comac will seinen Jet nämlich noch 2021 zulassen – und das erste Exemplar möglichst vor Jahresende an Erstkunde China Eastern ausliefern.