Die An-24RW mit dem Kennzeichen RA-47315 sollte am 24. Juli von Blagoweschtschensk zum Flughafen Tynda fliegen. 48 Menschen befanden sich an Bord, 42 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder. Zuvor war die Turboprop-Zweimot der Regionalfluggesellschaft Angara Airlines von Chabarowsk nach Blagoweschtschensk geflogen – ohne besondere Vorkommnisse. Am Zielort der Reise, der 29.000-Einwohner-Stadt Tynda in der Oblast Amur, herrschte an diesem Mittag regnerisches Wetter mit vereinzelt tiefhängender Bewölkung (Untergrenze 210 Meter). Den ersten Anflug auf die Landebahn 06 in Tynda brach die Angara-Crew ab, die An-24 startete durch – doch statt Minuten später wieder am Airport einzuschweben, endete der Flug 2G-2311 wenig später fatal an einem dicht bewaldeten Berghang etwa 15 Kilometer entfernt. Das 49 Jahre alte Flugzeug zerschellte und brannte komplett aus. Alle 48 Insassen fanden den Tod.
Im Kontrollturm von Tynda wusste man zunächst nicht, wo die Antonow abgeblieben war. Anrufe über Funk verhallten ungehört im Äther, das Flugzeug wurde als vermisst gemeldet. Erst einige Zeit später machte die Besatzung eines Such- und Rettungshubschraubers das qualmende Wrack im Wald aus.

Die verunfallte An-24RW RA-47315 war Baujahr 1976 und flog seit 2021 für Angara Airlines. Davor war sie lange Zeit für Izhavia aus Ischewsk unterwegs.
Feuer zerstört Flugschreiber
Sofort nach der Meldung über den Absturz reisten die Unfallermittler vom Zwischenstaatlichen Luftfahrtkomitee MAK zum Ort des Geschehens und begannen mit der Ursachenforschung. Einen Hinweis auf technische Probleme des fast fünf Jahrzehnte alten Flugzeugs, das 1976 mit der Seriennummer 67310502 aus der Fabrik gerollt war, fanden sie zunächst nicht. Die Besatzung hatte vor dem Crash keine entsprechenden Vorkommnisse gemeldet.
Wie bei Flugzeugabstürzen üblich, stützt sich die primäre Hoffnung der Ermittler auf möglichst aussagekräftige Informationen aus den am Tag nach dem Crash aus dem Antonow-Wrack geborgenen Blackboxen. Doch zumindest was den Flugdatenschreiber angeht, hat sich diese Hoffnung im vorliegenden Fall wohl zerschlagen. So teilte das MAK nun mit, der Flugschreiber mit den entsprechenden Aufzeichnungen sei durch den Brand nach dem Aufprall zerstört worden. Das Feuer habe die Magnetbänder komplett unbrauchbar gemacht, wie man beim Öffnen der Blackbox habe feststellen müssen.

Die vom Ermittler-Komitee MAK veröffentlichten Aufnahmen zeigen den verkohlten Flugdatenschreiber der abgestürzten An-24RW.
Voice Recorder brauchbar
Auch der Stimmenrekorder mit den Gesprächsaufzeichnungen aus dem Cockpit weise "Anzeichen einer Einwirkung hoher Temperaturen" auf, schreibt das MAK weiter. Er sei aber grundsätzlich intakt. Derzeit werte man die erhaltenen Aufzeichnungen aus. Weitere Details nannte das MAK bis dato nicht, konstatierte jedoch: "Vor dem Aufprall des Flugzeugs auf den Boden wurden keine Ausfälle der Flugzeugsysteme aufgezeichnet."
Das Ermittler-Komitee gab ferner bekannt, es habe die Untersuchungen am Absturzort abgeschlossen und im Zuge dessen die beiden Iwtschenko-Progress AI-24-Triebwerke der An-24 sowie "eine Reihe anderer Komponenten von Interesse" sichergestellt. "Die am Unfallort gefundenen Flugzeugkomponenten wurden entfernt und zur Lagerung an einen speziell dafür eingerichteten Ort gebracht", schreibt das MAK. Die genannten Komponenten würden dort von Ermittlern untersucht. Im Zuge der Ursachenforschung sei – routinemäßig – auch eine strafrechtliche Untersuchung angelaufen, um die Umstände des Unfalls aufzuklären.