Die Flugerprobung der Irkut MS-21 läuft auf Hochtouren: drei Maschinen spulen vom Flughafen Schukowski aus ihr Testprogramm ab, zwei Exemplare müssen für statische Tests am Boden herhalten – und ein vierter Prototyp des neuen russischen Passagierjets rollte Ende November in Irkutsk aus der Produktionshalle. Er wird in Kürze die Testflotte verstärken. Ziel ist es laut Herstellerangaben nach wie vor, die MS-21 im kommenden Jahr in Russland zugelassen zu bekommen. Die ebenfalls angestrebte Zertifizierung der EASA soll 2021 folgen.

Russischer Antrieb für russisches Flugzeug
Sowohl die drei bereits fliegenden als auch der nun vollendete vierte Prototyp der MS-21 werden von PW1400G-Getriebefans des US-Herstellers Pratt & Whitney angetrieben. Doch Hersteller Irkut, der zur staatlichen United Aircraft Corporation UAC gehört, hat auch noch eine zweite, rein russische Motorenlösung im Angebot: den eigens für die MS-21 entwickelten PD-14-Turbofan von Awiadwigatel. Das PD-14 ist das erste komplett neue Strahltriebwerk, das nach dem Zerfall der UdSSR in Russland entstand und hätte ursprünglich bereits den dritten, dann den vierten MS-21-Prototypen antreiben sollen. Doch die Erprobung verzögerte sich, in der Luft war das PD-14, dessen Entwicklung maßgeblich staatlich finanziert wird, bislang nur zu Testzwecken unter dem Flügel einer Iljuschin Il-76.
Triebwerke stehen zum Einbau bereit
Nun aber deutet sich tatsächlich ein weiterer Meilenstein im MS-21-Programm an: In Irkutsk hat UAC mit der Endmontage der fünften MS-21 für die Testflotte begonnnen – und dieser fünfte Prototyp soll nun definitiv als erste Maschine mit dem PD-14 ausgestattet werden. Vergangene Woche komplettierten UAC-Mitarbeiter den Rumpf des Flugzeugs, als nächstes wird die Montage von Tragflächen und Leitwerk folgen. Wann genau der Bau der ersten mit PD-14 befeuerten MS-21 abgschlossen sein wird, gab UAC noch nicht bekannt. Allerdings sollen sich laut offiziellen Informationen bereits zwei fertige PD-14 in Irkutsk befinden. Ein weiteres Triebwerkspaar soll ebenfalls schon fertig sein. Zudem plant man bei UAC offenbar ein fünftes Exemplar ein, um weitere Verzögerungen im Testprogramm zu vermeiden. Vertreter von UAC-Tochter Irkut, Awiadwigatel und der Perm Engine Company, die Triebwerksgondeln und Schubumkehr liefert, trafen sich im Herbst, um den Installationsprozess final abzuklären. Sergej Popow, Geschäftsführer der Perm Engine Company, sprach damals von „einer der wichtigsten Etappen“, in die das Triebwerk damit eintrete und betonte die Herausforderungen, die auf dem Weg dorthin zu meistern gewesen wären.