Ein trauriges Bild gibt sie ab, die Boeing 747-200 in den Farben von Olympic Airways, die sich hier, am alten Athener Flughafen Ellinikon, zusammen mit anderen Jets des verblichenen griechischen Flag Carriers an die Begrenzungsmauer kauert. Einst war sie Griechenlands Königin der Lüfte – ein "Olympic Eagle", wie noch heute stolz in blauen Lettern an ihrem Bug geschrieben steht. Doch die goldenen Zeiten sind für den Jumbo Jet mit dem Kennzeichen SX-OAB schon seit vielen Jahren vorbei.

Das traurige Quartett
Seinen letzten Flug absolvierte der "olympische Adler" schon im Jahr 1999. Seither parkt er am einstigen Olympic-Drehkreuz Ellinikon – dort, wo einst vor über 49 Jahren, im Dezember 1973, seine Karriere als Linienjet begann. Heute ist die SX-OAB die letzte von einstmals fünf Olympic-747, die noch existiert. Ihr zur Seite stehen die Boeing 727-200 SX-CBA, genannt "Mount Olympus", und die auf den Namen des griechischen Sonnengottes "Apollon" getaufte 737-200 SX-BCA. Eine BAC 1-11 in den Farben der Hellenic Air komplettiert das traurige Quartett, das sich am Südrand der griechischen Hauptstadt, das Mittelmeer in Sichtweite, die Sonne auf den Rücken scheinen lässt. Der Flughafen Elliniko – stadtnah, aber chronisch überlastet – hatte Ende April 2001 den Betrieb eingestellt. Seither läuft der Flugverkehr über den neuen Airport Eleftherios Venizelos, 25 Kilometer östlich von Athen. Die vier alten Jets sind die letzten ihrer Art, die in Ellinikon zurückblieben.

Graffiti und Vogelkot
Platte Reifen, verblichener Lack, Vogelkot, Staub: Allen vier Flugzeugen haben die Jahre des Stillstands merklich zugesetzt. Allen vieren fehlen die Triebwerke. Am Rumpf der 727 lassen sich Spuren eines notdürftig übermalten Graffito erkennen. Auch der Jumbo daneben trägt links über der Tragfläche Rückstände eines solchen "Kunstwerks". Verzweifelt versuchten die Ehrenamtlichen des Kulturzentrums ehemaliger Olympic-Mitarbeiter (POLKEOA) in den zurückliegenden Jahren, die aviatischen Schätze vor Vandalen und dem Zahn der Zeit zu schützen. Zeitweise hatten sie ihr Ziel, die Jets als Museumsstücke zu bewahren und für jedermann zugänglich zu machen, gar erreicht. Doch das Luftfahrtmuseum auf dem Airport-Gelände, 2011 eröffnet, musste 2018 wieder schließen.

Ein Luxusviertel soll entstehen
Seither erlebten die POLKEOA-Verantwortlichen turbulente Jahre, geprägt vom Kampf um ihre welkenden Flugzeug-Ikonen. Das Gelände des ehemaligen Flughafens Ellinikon gehört seit 2016 dem griechischen Immobilieninvestor Lamda Development. Der will das küstennahe Areal, dreimal so groß wie Monaco, in ein Highend-Stadtviertel mit Wolkenkratzern, Luxus-Appartments, Parkanlagen, Büros und Gewerbeflächen verwandeln. "The Elliniko" heißt das Projekt, nach Angaben von Lamda Development ist es das größte seiner Art, das jemals in Griechenland vonstattenging. Nach langem Hin und Her rückten Mitte 2020 tatsächlich die Bagger an und begannen damit, große Teile des alten Flughafens dem Erdboden gleichzumachen. Heute sind von den meisten Airport-Gebäuden nur noch Trümmerfelder übrig. Ein Teil der alten Infrastruktur, darunter der ehemalige Olympic-Wartungshangar, steht jedoch unter Denkmalschutz. Geht es nach POLKEOA, soll dieser Hangar zum Herzstück eines neuen Luftfahrtmuseums avancieren – inmitten des künftigen Luxus-Stadtviertels. Dieses Museum könnte dann, neben vielen anderen Exponaten, auch die in Ellinikon abgestellten Flugzeuge beherbergen. Dafür müssten die Maschinen von ihrem jetzigen Standort am Südostrand des Flughafens 1.970 Meter weit zum Hangar bewegt werden, wie POLKEOA ausführt.

Kampf ums aviatische Erbe
Der Plan klingt gut, hat in Griechenland aber nicht nur Freunde. Die abgestellten Airliner sind einigen einflussreichen Zeitgenossen ein Dorn im Auge, den sie liebend gerne loshätten. Im Sommer 2021 versuchten sie, sich des Problems mithilfe einer Zwangsversteigerung zu entledigen. Das hätte mutmaßlich darin geendet, dass die Flugzeuge meistbietend verschachert und dann in ihre Einzelteile zerlegt worden wären. POLKEOA stemmte sich seinerzeit mit aller Kraft gegen das Unterfangen – und gewann: Das Amtsgericht von Athen setzte die geplante Online-Auktion auf Antrag des Vereins tatsächlich aus. Seither verfolgen die Hüter der gestrandeten Jets von Ellinikon ihre Vision weiter vehement. "Mit allen rechtlichen Mitteln" setze man den Kampf um die Flugzeuge fort, schreibt PLKEOA auf seiner Webseite. Schließlich gelte es, das historische Erbe griechischer Zivilluftfahrt für die Nachwelt zu bewahren. "Wir fordern alle relevanten sozialen und politischen Gremien auf, und vor allem die Regierung, endlich ihrer Verantwortung gerecht zu werden", so der POLKEOA-Vorstand weiter.