Hybrid-elektrischer-Antrieb: VoltAero-Demonstrator soll 2026 abheben

Hybrid-elektrischer Antrieb
VoltAero-Demonstrator soll 2026 abheben

Zuletzt aktualisiert am 16.06.2025
VoltAero-Demonstrator soll 2026 abheben
Foto: Ulrike Ebner

VoltAero hat seinen Entwurf der Cassio 330 seit der letzten Paris Air Show deutlich geändert: Statt dem auffälligen Doppelleitwerksträger soll es nun ein konventionelleres T-Leitwerk werden und anstelle eines Elektromotors am Heck sollen nun zwei zum Einsatz kommen. Bei der Propeller-Anordnung in Pusher-Konfiguration bleibt VoltAero allerdings.

Grund für die Überarbeitung waren nach Angaben des VoltAero-Chefs Jean Botti Bedenken der europäischen Luftfahrtbehörde EASA. Bei einem Blattverlust des einzelnen Pusher-Propellers hätte das Leitwerk mutmaßlich schwere Schäden davongetragen. Deshalb habe man sich im Wesentlichen auf die Konfiguration des Airbus E-Fan besinnt, so Botti am Sonntag vor Beginn der Pariser Luftfahrtmesse. Botti gilt als Vater des E-Fan, einem zweisitzigen Elektroflugzeug, mit dem Airbus in den 2010er Jahren neue Antriebskonzepte erproben wollte. Der Erstflug des E-Fan erfolgte 2014, das Projekt wurde drei Jahre später eingestellt.

VoltAero hat mit seiner hybrid-elektrischen Cassio 330 ambitionierte Pläne. Das vier- bis sechsitzige Flugzeug mit einer Leistung von 330 kW zielt vor allem auf den US-Markt ab. Es richtet sich an wohlhabende Privatpiloten, sei aber auch für leichtere und kleine Fracht, für Regionalfluganbieter und für medizinische Evakuierungsflüge geeignet. VoltAero arbeitet daran, dass das Flugzeug mit SEP-Rating (Single Engine Piston) geflogen werden darf.

Erstflug mit Rotax-Motoren geplant

Das Antriebssystem der Cassio 330 soll aus einem noch nicht näher bezeichneten Kolbenmotor bestehen, der Generatoren antreibt, die wiederum ihren Strom den beiden ENGINeUS-100-Elektromotoren von Safran oder den Batterien zum Wiederaufladen zur Verfügung stellen. Die beiden Elektromotoren sollen zusammen 300 kW Leistung bieten, das Batterie-Pack mehr als 200 kW. Mit dem hybrid-elektrischen Antriebsstrang peilt VoltAero mit der Cassio 330 eine Reichweite von 500 Kilometern bzw. dreieinhalb Stunden Flugzeit an. Im Cockpit kommt das Quantum-System von Avidyne zum Einsatz.

Ulrike Ebner

Die neue Konfiguration beinhaltet nach Angaben von Botti Redundanzen auf verschiedenen Ebenen: erstens die Verdopplung der Zahl von Elektromotoren und Propellern, zweitens sei der ENGINeUS-Motor so aufgebaut, dass er im Prinzip aus zwei Elektromotoren mit je 75 kW Leistung besteht.

Der erste Prototyp der Cassio 330 soll im ersten Quartal des Jahres 2026 zum Erstflug abheben – allerdings noch mit zwei Rotax-916-Kolbenmotoren. Bei den ersten Flugtests gehe es nur um die Validierung der Aerodynamik. Der hybrid-elektrische Antriebsstrang soll Ende 2026 zunächst am Boden getestet werden, bevor er in einen Flugdemonstrator eingebaut wird.

Ulrike Ebner

Während VoltAero bei der Cassio 330 also auf einen seriellen Hybridantrieb setzt, entwickelt das Start-up parallel einen parallel-hybriden Antrieb, der für Light Sport Aircraft (LSA) und Kitflugzeuge vermarktet werden soll. Der Antrieb namens HPU 210 hat eine Leistung von 210 kW und umfasst einen H2SX-Motorradmotor von Kawasaki (150 kW) und einen 60-kW-Elektromotor (nicht von Safran, aber nähere Angaben machte VoltAero nicht), die über ein Getriebe den Propeller antreiben. Der HPU 210 soll es General-Aviation-Flugzeugen künftig ermöglichen, elektrisch zu Rollen. Die Hybrid-Architektur soll für schnelleres Steigen oder einen schnelleren Reiseflug vorteilhaft sein. Der HPU 210 ist nach Angaben von VoltAero auch die Basis für eine stärkere Variante für die künftige Cassio 600 mit zwölf Sitzen.