Iljuschin Il-114-300 im Flugtest-Endspurt

Russisches Regionalflugzeug
Iljuschin Il-114-300 im Flugtest-Endspurt

Veröffentlicht am 25.07.2025

Anton Alichanow, aktuell in Russland Industrie- und Handelsminister, ist mit dem Verlauf der Flugtests der Iljuschin Il-114-300 recht zufrieden. Alles scheint nach Plan zu laufen. Das jedenfalls war die Botschaft, die Alichanow bei seinem jüngsten Treffen mit Staatspräsident Wladimir Putin im Gepäck hatte. Demzufolge schreitet die Erprobung der Il-114-300 vor den Toren Moskaus schnellen Schrittes und ohne Rückschläge voran. Läuft alles genauso weiter, rechnet der Minister noch vor Jahresende mit der Zertifizierung des Regionalflugzeugs durch die russische Zivilluftfahrtbehörde Rosawiazija.

Derzeit nehmen zwei neu gebaute Il-114-300-Testmaschinen an der Flugerprobung teil. Der erste Prototyp, eine modifizierte Il-114 der ersten Generation mit Baujahr 1994, scheint dagegen nicht mehr aktiv zu sein. Hat die Il-114-300 ihre Musterzulassung erst einmal sicher, wird Russlands Flugzeugbau-Konsortium UAC "im August nächsten Jahres mit der Übergabe von Serienflugzeugen an die Betreiber beginnen", so Minister Alichanow weiter. Das wäre dann zwar drei Jahre später als beim Erstflug des ersten Prototyps im Jahr 2020 noch veranschlagt – aber schließlich kam für die Il-114-300 seitdem auch einiges an Ungemach dazwischen.

Iljuschin Il-114-300, Erstflug des dritten Prototyps in Russland.
Rostec / UAC (OAK)

Verbesserte Motoren

So wurde das neue Flugzeug im August 2021 durch ein bis auf Weiteres verhängtes Flugverbot ausgebremst – verursacht durch den Absturz des einzigen Prototyps der Iljuschin Il-112W, eines neu entwickelten Militärtransporters. Der besaß denselben Triebwerkstyp wie die Il-114-300, das TW7-117ST von Klimow, in der maßgeschneiderten Variante TW7-117ST-01 mit 3.100 PS Startleistung. Und weil der Crash der Il-112W, bei dem Nahe des Flugplatzes Kubinka alle drei Besatzungsmitglieder an Bord starben, durch Triebwerksversagen verursacht wurde, war fortan auch die Il-114-300 mit einem Bann belegt. Die Flugtests mussten ruhen, bis Klimow seinen Motor ausreichend modifiziert und die Modifikationen am Boden gebührend getestet hatte. Insbesondere der Brandschutz des Triebwerks wurde demnach verbessert, Öl- und Treibstoffleitungen verlegt und kritische Komponenten ausgetauscht.

Serienbau in der MiG-Fabrik

Alle für das Il-114-300-Programm festgelegten Fristen verschoben sich entsprechend nach hinten. Erst am 31. März 2024 hob mit dem zweiten Prototyp, der zugleich die erste komplett neu gebaute Testmaschine war, wieder eine Il-114-300 auf dem Werksflugplatz von RSK-MiG in Luchowizy vom Boden ab.

In Luchowizy findet auch die Endmontage der Il-114-300 aus der Serienproduktion statt. Laut Industrieminister Alichanow soll das neue Flugzeug künftig zu einem Listenpreis von 2,6 Milliarden Rubel zu haben sein – umgerechnet etwa 28 Millionen Euro. Damit bewegt sich die Turboprop-Iljuschin ungefähr im selben Preisrahmen wie die westlichen Konkurrenzmodelle ATR 72 und De Havilland Dash 8Q-400. Mit Platz für bis zu 68 Passagiere ist die Il-114-300 als Fluggerät für regionale russische Airlines konzipiert, wo sie vor allem die noch aktiven Westflugzeuge ersetzen, aber auch die Nachfolge der veralteten Antonow-Muster An-24 und An-26 antreten soll. Im Vergleich zu letzteren wirkt die Il-114-300 allerdings ein wenig groß, weshalb mancher russische Antonow-Betreiber eher zur kleineren TWRS-44 Ladoga tendiert, deren erster Prototyp jedoch gerade erst im Bau ist.

Iljuschin Il-114-300 in der Endmontage
Iljuschin

Problematischer Tiefdecker?

Auch das Tiefdecker-Layout der Iljuschin betrachten manche Vertreter regionaler russischer Airlines kritisch, schränkt es ihrer Ansicht nach doch den Betrieb des Flugzeugs von unbefestigten und schlecht präparierten Pisten ein, von denen es in den entlegeneren Regionen des Landes noch jede Menge gibt. Der Hersteller betont seinerseits jedoch stets, dass die Il-114-300 sehr wohl "in schwer erreichbaren Regionen, auf kurzen und unbefestigten Start- und Landebahnen sowie unter arktischen Bedingungen eingesetzt werden" kann.