Neuer Flügel, neue Avionik, mehr Frachtkapazität und bessere Triebwerke: Die Iljuschin Il-76MD-90A ist die Krönung einer langen Ahnenreihe, die zurückreicht bis zum Prototyp der Ur-Version der Il-76. Dieser feierte seinen Erstflug am 25. März 1971 – und begründete den weltweiten Ruf der Il-76 als einem der wohl besten Flugzeuge, die Russland jemals gebaut hat.
Die neue Il-76MD-90A mit Glas-Cockpit, sparsameren PS-90A-Turbofans anstatt der veralteten D-30-"Räucherstäbchen" von Solowjow und 60 anstatt 48 Tonnen Nutzlast soll an diesen Weltruf anknüpfen. Bis jetzt allerdings fliegt die "Premium-Iljuschin" einzig und allein bei der russischen Luftwaffe, wenngleich Russlands staatliche Flugzeugbau-Holding UAC auf der World Defense Show 2024 in Riad im Frühjahr 2024 auch eine zivil zertifizierte Variante ankündigte. Die Streitkräfte haben vorerst 39 Exemplare geordert, die erste Il-76MD-90A nahm 2019 ihren Dienst auf. Russlands Bedarf an neuen Militär-Iljuschins liegt langfristig aber wohl deutlich im dreistelligen Bereich, denn es werden nicht nur neue Transporter, sondern auch neue Tanker benötigt.
Hohe Nachfrage, kleines Angebot?
Die Produktion bei Aviastar-SP in Uljanowsk wurde in den zurückliegenden Jahren stark modernisiert und automatisiert. Trotzdem werden im laufenden Jahr laut offizieller Ankündigung nur sieben neue Il-76MD-90A die Werkshallen verlassen.
Gemessen an den homöopathischen Stückzahlen der Anfangsjahre ist das zwar immer noch ein akzeptabler Wert. Allerdings haben UAC und Tochter Iljuschin mit ihrem Vorzeige-Transportflugzeug deutlich größere Pläne. Die zielen vor allem auf Märkte außerhalb Russlands, wo man einen umfassenden Markt für die Il-76MD-90A vermutet. Besonders im Nahen Osten sei das Interesse an dem neuen Flugzeug groß, unterstrich Iljuschin-Geschäftsführer Daniil Brenerman seinerzeit in Riad.
Russland will den neuen Transporter Il-76MD-90A verstärkt auf dem Exportmarkt anbieten - militärisch wie zivil.
Bis zu 24 neue Il-76 im Jahr
Um für den erwarteten Auftragsreigen von jenseits der Landesgrenzen gewappnet zu sein, ohne parallel den heimischen Bedarf im Stich zu lassen, hat die russische Regierung nun ein großes Investitionspaket für die Endmontage der Il-76MD-90A in Uljanowsk geschnürt. Dieses besitzt gemäß offiziellen Angaben ein Gesamtvolumen von 46 Milliarden Rubel (gut 500 Millionen Euro) und soll die sukzessive Anhebung der Produktion von aktuell sieben auf vorerst 18 Flugzeuge pro Jahr ermöglichen. In einem ersten Schritt will der Kreml laut Industrie- und Handelsminister Anton Alichanow mit 26 Milliarden Rubel bis 2027 den Bau von jährlich zwölf Il-76MD-90A sicherstellen. In einer zweiten Investitionsphase, rund 20 Milliarden Rubel schwer, soll der Ausstoß auf 18 Maschinen erhöht werden. Eine zusätzliche dritte Ausbaustufe, mit der man die Fertigung von 24 Il-76MD-90A erreichen könnte, behält sich die Regierung nach den Worten von Minister Alichanow für den Fall vor, dass die Nachfrage im In- und Ausland noch höher ausfällt.
Modernisierung und mehr Personal
Konkret zielen die Finanzspritzen aus Moskau darauf, die Produktionsanlagen in Uljanowsk, die vor wenigen Jahren noch eine Manufaktur beherbergten und sich erst schrittweise zu einer echten Fertigungslinie nach zeitgemäßen Standards entwickeln, weiter zu modernisieren und effizienter zu gestalten. Perspektivisch sollen Komponenten für den Zusammenbau mithilfe eines neuen Systems beispielsweise per Laser ausgerichtet und automatisch montiert werden. Das würde, so die Hoffnung, die Durchlaufzeiten der im Bau befindlichen Transportflugzeuge merklich reduzieren. Darüber hinaus will Aviastar-SP – wie eigentlich alle anderen Flugzeugwerke Russlands auch – zusätzliches Fachpersonal einstellen, im Idealfall bis zu 2.500 Menschen.
