DLR plant Crashtestzentrum

In Baden-Württemberg
DLR plant Crashtestzentrum

Zuletzt aktualisiert am 02.02.2023
DLR plant Crashtestzentrum
Foto: Dave Bowman

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) baut in Baden-Württemberg ein Testzentrum für Luftfahrtstrukturen auf. Am 1. Februar erhielt das DLR einen Förderbescheid des Landes über 20,6 Millionen Euro. Weitere vier Millionen Euro steuer das DLR aus eigenen Mitteln bei. Wo genau die Einrichtung entsteht, wird im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung festgelegt, teilte das DLR auf Nachfrage der FLUG REVUE mit. Für Aufbau und Inbetriebnahme sind rund fünf Jahre angesetzt.

Im Center for Crash and Impact Test (CITE) sollen Versuche mit Luftfahrzeugen und Komponenten im Vollmaßstab stattfinden. Bei Crash-Tests stünden Zusammenstöße von Luftfahrzeugen auf dem Boden im Vordergrund, bei Impact-Tests beispielsweise der Aufprall von Hagel, erklärt das DLR in einer Pressemitteilung. Mithilfe von Crash- und Impact-Tests wird die passive Passagiersicherheit nachgewiesen.

"Genau da setzen wir an mit CITE, dass wir zu der Expertise, die wir als Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie [in Stuttgart; d. Red.] seit Jahrzehnten aufgebaut haben im Bereich des Vorentwurfs, der Simulation und des Testings jetzt noch den großen Baustein hinzupacken, nämlich das vollmaßstäbliche Testen", so Dr.-Ing. Frederic Fischer, CITE-Projektleiter.

Emissionsarme Luftfahrzeuge im Fokus

Mit Crash- und Impact-Tests will das DLR unter anderem die Entwicklung und Zulassung von emissionsarmen Luftfahrzeugen der Zukunft unterstützen. Für künftige rein- oder hybrid-elektrische Luftfahrzeuge oder solche, die beispielsweise Wasserstoff als Treibstoff nutzen oder auf verteilte Antriebe setzen, sind neue Designansätze, konstruktive und materialtechnische Lösungen nötig. Tests an originalgroßen Komponenten seien wichtig, um die am Computer erstellten Simulationsmodelle zu überprüfen, weiterzuentwickeln und darauf aufbauend Zulassungsverfahren zu erarbeiten und durchzuführen, so das DLR.

"Das CITE wird Anlaufpunkt für Luftfahrzeughersteller, Zulassungsbehörden, mittelständische Unternehmen und Start-ups sein. Gemeinsam werden wir die experimentellen und digitalen Methoden sowie Zertifizierungsverfahren für die emissionsfreie Luftfahrt entwickeln. Weitere Schwerpunkte sind Entwurf und Test von Strukturen und Leichtbaulösungen speziell für neuartige und emissionsfreie Flugzeuge sowie für Hubschrauberzellen und unbemannte Fluggeräte", so Dr.-Ing. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt.

Ein solches Testzentrum ist nach Angaben des DLR in Europa einmalig. In der süditalienischen Stadt Capua nördlich von Neapel gibt es das Laboratorio Impatto Strutture Aerospaziali (LISA), das vom italienischen Zentrum für Luft- und Raumfahrtforschung CIRA betrieben wird. Dort sind Impact-Tests mit Aufprall auf den Boden oder auf Wasser mit vollmaßstäblichen Strukturen bis 1000 Kilogramm Gewicht möglich. In den USA hat die NASA die ursprünglich für die Vorbereitung der Apollo-Missionen gebaute Lunar Landing Research Facility in Hampton, Virginia zur Landing and Impact Reseach Facility (LandIR) umgewidmet (siehe Bild oben). Dort können Flugzeug- und Hubschrauberrümpfe an Stahlkabeln an einem Gerüst hochgezogen und dann ausgeklinkt werden.