Es war ein Wettlauf gegen die Zeit – und die Jumbo Jets der Qantas haben ihn verloren: Schon vor der Corona-Krise hatte Australiens Flag Carrier die Ausmusterung seiner letzten fünf verbleibenden Boeing 747-400 für Anfang 2021 anvisiert. Als Ende März der vorerst letzte planmäßige Jumbo-Linienflug aus Santiago de Chile in Sydney gelandet war, gab man sich in der Pressestelle der Airline allerdings noch zuversichtlich, die legendären Vierstrahler bald wieder abheben zu lassen. Es sei nicht beschlossen, die Flugzeuge vor der geplanten Deadline auszusondern, erklärte eine Qantas-Sprecherin damals auf Nachfrage – und konterte damit Medienberichte, die das Ende der 747 mit dem Känguruh am Heck bereits gekommen sahen. Man wolle die Jets lediglich für zwei Monate grounden und reaktivieren, sobald sich die Lage im Luftverkehr entspannt habe.

Auch Schicksal der A380 ist ungewiss
Diese zwei Monate sind lange vorbei. Die Lage hat sich für Qantas nicht entspannt. Und seit Kurzem ist auch klar: Die fünf letzten Qantas-Jumbos werden definitiv nicht mehr in den Dienst zurückkehren. Das erklärte die Airline jüngst in einer Pressemitteilung, in der sie ihre Pläne kundtat, wie sie möglichst schnell und möglichst lebendig aus der Krise kommen will. Laut Qantas-Chef Alan Joyce führt der Weg in die Zukunft, dargelegt in einem Dreijahresplan, nur über einen radikalen Kahlschlag: Rund 6000 von 29000 Arbeitsplätzen sollen wegfallen, gut 100 Flugzeuge wird Qantas für mindestens zwölf Monate am Boden lassen – einige sollen auch länger eingemottet bleiben. Das Grounding betrifft vor allem die Langstreckenflotte, nachdem die australische Regierung kürzlich beschloss, die Grenzen des Landes bis Ende des Jahres weitgehend geschlossen zu halten. Vor allem über das Schicksal der zwölf Airbus A380 bestünde "erhebliche Unsicherheit", so die Airline. Laut Medienberichten sollen die Superjumbos bis 2023 in der Mojave Wüste abgestellt werden.

"Kurzfristig eine kleinere Fluggesellschaft"
Derzeit hält Qantas den Betrieb auf absoluter Sparflamme und hat auch anstehende Lieferungen von Boeing 787-9 und Airbus A321neo verschoben. Man rechne damit, dass Ende Juli 8000 Beschäftigte wieder ihrer Arbeit nachgingen, während der Großteil der Angestellten, sofern nicht entlassen, wohl weiter zu Hause bleiben muss. "Wir müssen uns für mehrere Jahre positionieren, in denen der Umsatz viel niedriger sein wird", erläutert CEO Joyce. "Das bedeutet, kurzfristig eine kleinere Fluggesellschaft zu werden." Das sei besonders bitter, weil man noch unmittelbar vor Corona aktiv Personal rekrutiert habe. Dennoch blickt der Airline-Chef nach eigenem Bekunden optimistisch in die Zukunft: "Fast zwei Drittel unserer Gewinne vor der Krise stammten aus dem Inlandsmarkt, der sich wahrscheinlich am schnellsten erholen wird – insbesondere, wenn sich die Staatsgrenzen auf die Öffnung vorbereiten."