Sauber fliegen, möglichst gänzlich ohne Emissionen: ein hohes Ziel, das die Hersteller von Verkehrsflugzeugen zunehmend zum Nachdenken zwingt. Schließlich geht es um die Märkte der Zukunft – und um die zu gewinnen, müssen Flugzeuge so grün wie möglich werden. Kein Wunder, dass sich deshalb Airbus die "Dekarbonisierung der gesamten Luftfahrtindustrie" auf die Fahnen geschrieben hat und aktiv an entsprechenden Konzepten arbeitet. Am heutigen Montag stellte der Hersteller aus Toulouse drei dieser Konzepte vor.

Wasserstoff ist Trumpf
Die drei Entwürfe verfolgen jeweils einen unterschiedlichen Ansatz für emissionsfreies Fliegen und unterscheiden sich dadurch allein optisch enorm voneinaner. Was sie eint, ist die Art des Antriebs: Alle drei Konzepte stützen sich auf Wasserstoff als primäre Energiequelle, keines besitzt einen batterieelektrischen Antrieb. Wasserstoff sei als sauberer Treibstoff "außerordentlich vielversprechend und wahrscheinlich eine Lösung für die Luft- und Raumfahrt und viele andere Industriezweige", betont Airbus in diesem Zusammenhang. Für Airbus-Chef Guillaume Faury bedeutet der Wechsel hin zu sauberen Antriebsarten "den wichtigsten Übergang", den die Luftfahrtindustrie je erlebt habe. Airbus wolle dabei eine führende Rolle spielen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass der Einsatz von Wasserstoff – sowohl in synthetischen Kraftstoffen als auch als primäre Energiequelle für Verkehrsflugzeuge – das Potenzial hat, die Klimaauswirkungen des Luftverkehrs erheblich zu reduzieren", so Faury.

Dreimal emissionsfrei, bitte
Die drei Konzepte – alle mit dem Codenamen "ZEROe" – für ein erstes klimaneutrales, emissionsfreies Verkehrsflugzeug umfassen:
- eine eher konventionell anmutende Turbofan-Konstruktion für 120 bis 200 Passagiere mit einer Reichweite von mehr als 3700 Kilometern, die transkontinental betrieben werden kann. Der Antrieb erfolgt durch zwei modifizierte Turbofans, die mit Wasserstoff befeuert werden. Der flüssige Wasserstoff wird in Tanks, die sich hinter dem hinteren Druckschott befinden, gespeichert.
- eine Turboprop-Konstruktion für bis zu 100 Passagiere, deren Turbopropmotoren ebenfalls durch Wasserstoffverbrennung angetrieben werden. Die Reichweite von knapp 2000 Kilometern soll diese ZEROe-Variante zur perfekten Option für Kurzstreckenflüge machen.
- das bereits als "Maveric" bekannt gewordene "Blended-Wing-Body"-Konzept für bis zu 200 Passagiere, bei dem die Tragflächen mit dem Hauptkörper des Flugzeugs verschmelzen. Die Reichweite soll ebenfalls bei rund 3700 Kilometern liegen. Der außergewöhnlich breite Rumpf eröffnet laut Aurbus zahlreiche Optionen für die Wasserstoffspeicherung und -verteilung sowie für die Kabinenanordnung.

Wie und wo speichert man Wasserstoff?
Mit dem letzten Punkt spricht Airbus zugleich ein zentrales Problem bei der Nutzung von Wasserstoff als Treibstoff an. Denn Wasserstoff kann nicht wie Kerosin in Flügeltanks gespeichert werden, sondern braucht spezielle kugelförmige oder zylindrische Tanks. Das liegt am deutlich größeren Volumen, das Wasserstoff gegenüber Kerosin besitzt. Im flüssigen Zustand ist es viermal höher – deshalb muss es stark komprimiert werden, wenn die mitfgeführte Menge akzeptable Flugstrecken erlauben soll. Um den Wasserstoff flüssig zu halten, muss er überdies auf minus 253 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Airbus will dieses Problem bei seinen konventionell ausgelegten Entwürfen lösen, indem sämtliche Treibstofftanks aus den Tragflächen in den hinteren Rumpfteil wandern. Der Blended-Wing Body bietet aufgrund seines Designs tatsächlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten, was die Anordnung der Tanks betrifft.

Bis 2035 einsatzfähig?
"Diese Konzepte werden uns dabei helfen, das Design und die Auslegung des weltweit ersten klimaneutralen, emissionsfreien Verkehrsflugzeugs zu erforschen und zur Reife zu bringen", kommentierte Airbus-Chef Faury die drei Entwürfe. Ziel sei es, ein solches Flugzeug bis 2035 in Dienst zu stellen. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, hängt laut Faury aber auch von anderen Akteuren ab: "Der Übergang zu Wasserstoff als primäre Energiequelle für diese Konzeptflugzeuge erfordert ein entschlossenes Handeln des gesamten Luftfahrtökosystems." Konkret nannte Faury dabei Regierungen und Industriepartner. Vor allem die Unterstützung seitens der Regierungen "wird entscheidend sein, um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen", so der Airbus-Chef weiter.