Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verfügt europaweit über die größte zivile Forschungsflotte. Ein Mitglied und zugleich das größte Flugzeug im Dienst des DLR ist der Airbus A320 ATRA (Advanced Technology Research Aircraft). In letzter Zeit war es allerdings ruhig um den ATRA, das letzte Flugprogramm liegt mehr als zwei Jahre zurück.
Der Grund: Eigentlich wollte sich das DLR vom ATRA trennen, unter anderem aus Kostengründen. "Wir hatten aber keine Chance, das Flugzeug sinnvoll an einen anderen Betreiber zu verkaufen. Es hat einfach so viele Modifikationen aus Flight-Tests-drauf, dass kein Mensch der Welt es wieder in einen Airliner zurückbauen könnte", erklärt Dr. Burkard Wigger, Leiter der Einrichtung Flugexperimente beim DLR, gegenüber der FLUG REVUE.
Kein Fall fürs Museum
Das Flugzeug in ein Museum zu stellen, kam aber nicht in Frage. "Forschungsseitig ist es noch für viele Jahre, sogar Jahrzehnte gut." Man habe deswegen nach alternativen Verwendungen gesucht – und eine gefunden: In einer langjährig angelegten Zusammenarbeit mit Airbus Defence and Space wird der ATRA künftig als fliegender Teststand eingesetzt, "um bestimmte militärische Anwendungen zu unterstützen", sagt Wigger. Beispielsweise können Sensoren und Systeme so vor ihrem eigentlichen Einsatz getestet und validiert werden.
Derzeit ist die A320-232, die für das DLR unter anderem in Forschungsfragen zu Aerodynamik, Lärmverringerung und nachhaltigen Flugkraftstoffe unterwegs war, in einer Halle in Braunschweig eingelagert und erfährt nur eine Minimalwartung. Ab Mitte 2023 wird das Flugzeug voraussichtlich wieder in Betrieb genommen.
Die A320 ist seit 2008 beim DLR, ihre Basis ist Braunschweig. Das Flugzeug (Baujahr 1997, MSN 659) war von 1997 bis 2003 im Dienst von Aero Lloyd und flog nach deren Insolvenz für die österreichische FlyNiki. 2006 unterzeichnete das DLR den Kaufvertrag mit dem damaligen Eigentümer, dem Leasingunternehmen GOAL mit Sitz in München.