Luftfracht auf Rekordhoch
Kölns dicke Retter

Der Köln Bonn Airport wird, dank seiner starken Frachtsparte, trotz der Corona-Flaute noch 2022 wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Diese Bilanz zog der Flughafen bei der Vorlage seiner Jahreszahlen für 2021.

Kölns dicke Retter
Foto: Köln Bonn Airport

"Die Fracht hat sich erneut überdurchschnittlich gut entwickelt und konnte mit einem Rekordwert abschließen. Gerade in der Krise zeigt sich einmal mehr die überragende Bedeutung des Flughafens Köln/Bonn als wichtigste Logistik-Drehscheibe NRWs für die Versorgung der Bevölkerung mit medizinischen Gütern, Industrieteilen, Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs", sagte Kölns Flughafen-Geschäftsführer Torsten Schrank bei einer virtuellen Pressekonferenz bereits Anfang des Jahres 2022. Mit 986 000 beförderten Tonnen Luftfracht stieg deren Tonnage im Jahr 2021 um 14 Prozent auf eine neue Rekordhöhe.

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Der Passagierverkehr wuchs zwar um 38 Prozent auch eindrucksvoll, er liegt aber mit 4,25 Millionen Fluggästen erst bei einem Drittel seines Vorkrisenniveaus. Ein weiteres Drittel soll durch die Erholung 2022 dazukommen. Auch in Köln/Bonn hat die Corona-Flaute Löcher in die Kassen gerissen. Das Corona-Geschäftsjahr 2020 hatte "CGN", so das Flughafenkürzel, nach einem Passagiereinbruch um 75 Prozent, mit einem Verlust in Höhe von 31 Millionen Euro abgeschlossen, nachdem ein Jahr zuvor, 2019 und vor Corona, bereits 19 Millionen Verlust angefallen waren.

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Köln Bonn Airport
Im Jahr 2021 verzeichnete Köln/Bonn ein Rekordhoch bei der Beförderung von Luftfracht.

Sparkurs schon vor Corona

Der Flughafen reagierte darauf, noch vor der Pandemie, mit einem internen Sparprogramm: Dazu gehörten ein Einstellungsstopp, ein gemäßigter Personalabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen, die Nachverhandlung vieler Verträge und die Anhebung der Gebühren auf "marktübliche Höhe", wie es beim Flughafen heißt, die Vermietung leer stehender Gebäude, wie eines Hangars, Bauprojekte, wie ein neues Hotel für die Marriott-Tochter "Moxy", und eine Halle für DHL sowie eine Eigenkapitalerhöhung seitens der Gesellschafter um 75 Millionen Euro. Diese sind am Köln Bonn Airport die Bundesrepublik Deutschland und das Land Nordrhein-Westfalen mit jeweils 30,94 Prozent, die Stadt Köln mit 31,12 Prozent, die Stadt Bonn mit 6,06 Prozent, der Rhein-Sieg-Kreis mit 0,59 Prozent und der Rheinisch-Bergische Kreis mit 0,35 Prozent.

Rund 15 000 Menschen arbeiten bei 130 Unternehmen und Behörden am Flughafen, davon 1700 direkt bei der Flughafengesellschaft. Laut deren Angaben sichert man damit Einkommen in Höhe von 560 Millionen Euro und sorgt, so eine Studie von 2016, auch für 7400 weitere Arbeitsplätze im Umland, etwa bei Fracht-Logistikfirmen, und deutschlandweit nochmals für 16 500 Arbeitsplätze.

Das mit 1000 Hektar Fläche sehr große Flughafengelände liegt rechtsrheinisch im Südosten von Köln und damit schon fast auf halber Strecke nach Bonn. Mit der 3815 Meter langen "Interkontinentalbahn" 14L/32R und der 2459 Meter langen "Querwindbahn" 06/24 ist der Köln Bonn Airport für jede Windrichtung gewappnet. Das galt auch bei den jüngsten Winterstürmen Ylenia und Zeynep, bei denen man bequem auf die Querwindbahn ausweichen konnte. Hinzu kommt noch die 1863 Meter kurze und schmalere Parallelpiste 14R/32L, die für Flüge der Allgemeinen Luftfahrt große Bedeutung hat. Gerade in Corona-Zeiten sind viele Geschäftsleute auf die kleinen Flugzeuge ausgewichen, wenn normale Linien pausierten.

Frachtdrehkreuz ohne Nachtflugverbot

Ohne generelles Nachtflugverbot – zwischen 22 Uhr und 6 Uhr früh sind allerdings nur nach Chapter 3 als lärmarm klassifizierte Flugzeuge willkommen – ist der Köln Bonn Airport mit seiner verkehrsgünstigen Lage nahe des Ruhrgebiets und an den Autobahnen A3, A4 und A59 zum Frachtdrehkreuz prädestiniert. Kölns Nachtflugerlaubnis ist auch ein Trumpf gegenüber der unweit nördlich gelegenen NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf, die aber im Passagiergeschäft mit noch größerer Nähe zum bevölkerungsreichen Ruhrgebiet punktet. Wegen Kölns Nachtflugmöglichkeit hat etwa der US-Expressfrachtriese UPS seit 1986 sein immer wieder erweitertes Europa-Drehkreuz am Rhein eingerichtet, das "UPS Air Hub Cologne", weltweit die Nummer 2 im Unternehmen und Arbeitgeber für rund 2800 Menschen. Bis zu 190 000 Sendungen pro Stunde können hier umgeschlagen werden, bis zu 53 Sendungen pro Sekunde rasen über die 40 Kilometer langen Förderbänder der Sortieranlage. Rund 76 Frachter aus aller Welt tauschen hier jede Nacht ihr Ladegut oder holen und liefern Lkw-Sendungen. Neuester Flug ist seit Januar eine nächtliche Verbindung mit der Boeing 767-300F ins dänische Billund, auf der man, trotz abendlicher Einlieferung in Jütland, noch den weltweiten Frachtstern im Rheinland erreicht, der zum Beispiel mit Dubai, Louisville und anderen weltweiten Frachtdrehscheiben im Linienverkehr vernetzt ist. Auch DHL, im benachbarten Bonn zu Hause, und FedEx Express, aber auch Amazon und selbst Alibaba gehören zu den großen Frachtanbietern in Köln/Bonn. Der nächtliche Frachtbetrieb zwischen 23 Uhr und 2.30 Uhr trifft bei den Flughafenanrainern nicht nur auf Begeisterung. Deshalb haben die Frachtairlines einen Teil der Flüge im Flugplan vor- oder nachverlegt und die früheren Oldie-Umbaufrachter oft durch das neueste und leiseste Gerät am Markt ersetzt. Bei FedEx gehört etwa die moderne Boeing 777LRF zum täglichen Anblick, sie hat viele ältere MD-11F abgelöst, bei UPS die Boeing 747-8F, teilweise buchstäblich fabrikneu.

Flughafen Köln-Bonn  in der Coronakrise
Köln Bonn Airport
Jeweils abends erwacht das Frachtvorfeld zum Leben.

Leise Jets fliegen mit Rabatt

Der Flughafen selbst steuert mit einem veränderten Gebührensystem nach und belohnt leisere Flugzeuge und lärmarme Anflugprofile mit niedrigeren Gebühren. Dagegen wurde die "Spreizung" erhöht, das bedeutet, dass Lärmsünder zunehmend mehr Aufschlag bezahlen.

Keinen Zuschlag zahlt man in Köln als Fluggast, denn das Flugangebot, auch von Niedrigpreis-Fluggesellschaften wie Home-Carrier Eurowings, ist besonders breit und reicht von den Kanaren bis nach Zypern. Nach der Corona-Flaute wagt sich jetzt auch easyJet wieder aus der Deckung und bedient nicht nur die innerdeutsche Hauptstadtrennstrecke Bonn – Berlin, sondern auch Mallorca und, ab April, Porto ab Köln/Bonn. Unter anderem sind auch Wizz und Ryanair vertreten, letztere neuerdings auch mit ihrer Boeing 737-8200. Neueste Airline ist seit Januar Air Serbia, die aus dem Rheinland Niš ansteuert.

Beide Terminals in Köln, das Altbauterminal 1 mit seinen beiden Sternen und das neuere Terminal 2, sind mittlerweile auf der Luftseite verbunden. Der Eintritt für abfliegende Passagiere erfolgt immer durch die zentrale Sicherheitsschleuse im Terminal 1.

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