Egal ob für den Passagierverkehr, die medizinische Versorgung, Instandhaltungsarbeiten an Öl- und Gas-Pipelines oder für Polar-Expeditionen: Der Hubschrauber ist als Verkehrsmittel in den entlegenen Gebieten im Norden und Osten Russlands unverzichtbar. In dieser Funktion müssen die eingesetzten Helikopter nicht nur mit spärlicher Infrastruktur und behelfsmäßigen Flugplätzen klarkommen, sondern auch mit klirrender Kälte im Winter und hoher Luftfeuchtigkeit im Sommer. Das stellt Menschen wie Maschinen vor besondere Herausforderungen.
Neue Mi-8-Generation für den Polareinsatz
Über Jahrzehnte nahm die unverwüstliche Mil Mi-8 in zahlreichen Varianten diese Herausforderung an. Doch viele der nach wie vor im täglichen Einsatz stehenden Mi-8 nähern sich dem Ende ihrer Lebensdauer und warten darauf, den Stab an einen Nachfolger weiterzureichen. Dieser Nachfolger ist nun offiziell für die Serienfertigung freigegeben – und natürlich entstammt auch er der langen Ahnenreihe der Mi-8. Mit der Mi-8AMT Arctic hat die staatliche Hubschrauber-Holding Russian Helicopters die neueste Generation des legendären Mehrzweck-Helis speziell für den zivilen Einsatz unter arktischen Bedingungen optimiert.
Wärmedämmung, Teflonschläuche, Motorvorwärmung
Zu den Hauptmerkmalen des Drehflüglers gehört ein laut Russian Helicopters einzigartiges System zum Heizen von Antriebskomponenten, das vom Nationalen Hubschrauberzentrum "Mil & Kamow" entwickelt wurde. Dieses System soll auch bei extrem tiefen Temperaturen einen schnellen Start der beiden Klimow WK-2500PS-03-Triebwerke ermöglichen – selbst dann, wenn der Hubschrauber längere Zeit im Freien stand. Ergänzend hierzu bietet die Mi-8AMT Arctic einen verbesserten Wärmeschutz der Ladekabine sowie eine spezielle Dämmung der Schiebe- und Cockpittüren. Zum Schutz vor Frostschäden im Stand ersetzen Teflonschläuche die gewöhnlichen Gummi-Pendants. Eine spezielle Abdeckung schützt den Hubschrauber vor niedrigen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und starkem Wind, wenn er längere Zeit ohne Hangar eingesetzt wird.

Mehr Reichweite, Wetterradar und Autopilot
Mit Hilfe zweier zusätzlicher Treibstofftanks erhöht Russian Helicopters die Reichweite der Mi-8AMT Arctic auf bis zu 1400 Kilometer – ein besonders wichtiges Kriterium für den Einsatz in den oft sehr abgeschiedenen, aber auch sehr weitläufigen russischen Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte und entsprechend karger Infrastruktur. Zudem lässt sich der neue Helikopter optional mit einem Schwimmsystem ausrüsten, was besonders in den Sommermonaten relevant sein dürfte. "Bei der Entwicklung des Hubschraubers wurde großer Wert darauf gelegt, dass er unter den Bedingungen der Polarnacht, des rauen Wetters und bei Verlust von Satelliten- und Funksignalen über das arktische Gelände fliegen kann", betont Russian Helicopters weiter. Zu diesem Zweck hat der Hersteller die Mi-8AMT Arctic mit einem umfangreichen Navigationssystem samt modernem Wetterradar und digitalem Autopiloten ausgestattet. Dieser lässt den Hubschrauber bei Bedarf "automatisch schweben, eine geplante Schweberoute fliegen und landen", wie es seitens Russian Helicopters heißt. Das Navigationssystem entlaste die Besatzung erheblich und sorge für mehr Flugsicherheit, so der Hersteller weiter.

Großer Bedarf an neuen Hubschraubern
"Viele russische Unternehmen und Regierungsbehörden sind auf der Suche nach einem neuen Hubschrauber, der Projekte und Aufgaben in der Arktis umsetzen kann", macht Andrej Boginski, Generaldirektor von Russian Helicopters, klar. Die MI-8AMT Arctic sei nun betriebsbereit. "Verhandlungen mit mehreren potenziellen russischen Kunden sind im Gange", so Boginski weiter. Die Serienfertigung des Polar-Helikopters soll im Hubschrauberwerk Ulan-Ude im Südosten Sibiriens erfolgen.