Kann Russlands Iljuschin Il-76MD-90A den Exportmarkt erobern?

Militärfrachter Il-76MD-90A
Russland macht die neue Iljuschin zur Zivilistin

Veröffentlicht am 16.02.2024

Der Nahe Osten ist für Russlands Flugzeugbau ein gutes Pflaster, um für sich zu werben. Die meisten Staaten der Golfregion stehen Russland neutral bis wohlwollend gegenüber, und so verwundert es nicht, dass die Russen die sich dort bietenden Schaufenster gerne nutzen, um ihre Produkte im besten Licht zu zeigen. Das war im Herbst vergangenen Jahres auf der Dubai Airshow so – und wiederholt sich jetzt in Riad, wo gerade die World Defense Show 2024 stattfindet.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Die zivile Il-76MD-90A kommt

Wie schon in Dubai hat Russlands Flugzeugbau-Holding UAC auch in Saudi-Arabien die Iljuschin Il-76MD-90A im Gepäck. Die tiefgreifend modernisierte Ausführung der altbewährten Il-76 steht bislang zwar nur als Militärfrachter bei der russischen Luftwaffe im Dienst. Doch wenn es nach Iljuschin-Geschäftsführer Daniil Brenerman geht, könnte sich das schon bald ändern. Offenbar beflügelt vom Interesse an dem neuen Muster, kündigte Brenerman in Riad an, die Il-76MD-90A auch nach zivilen Standards zu zertifizieren – und sie dann auf dem Exportmarkt kommerziellen Kunden anzubieten.

Russland mit "Selbstvertrauen"

Von der alten, einst in Taschkent gebauten Il-76 seien aktuell noch mindestens 100 Exemplare unterwegs, unterstrich Brenerman. Diese Flugzeuge gelte es entsprechend zu ersetzen. Doch auch neue Kunden möchte die UAC-Tochter Iljuschin laut ihrem Chef für die Il-76MD-90A begeistern. Der Nahe Osten ist dafür "einer der Hauptzielmärkte", wie Brenerman in Riad weiter ausführte. Der Iljuschin-Manager hob die große Resonanz hervor, die der neue Frachter bei seiner Premiere in Dubai 2023 hervorgerufen habe: "Dubai hat uns definitiv Selbstvertrauen gegeben." Deshalb arbeite man an einer zivilen Musterzulassung für die Il-76MD-90A, um "das Flugzeug sowohl auf dem inländischen als auch auf dem ausländischen Markt aktiv zu bewerben."

Il-76MD-90A landet im Dreck
Rostec / UAC (OAK)

Bedarf hoch, Kapazität gering

Als Nadelöhr für dieses Vorhaben steht jedoch das geringe Produktionsvolumen entgegen, mit dem das Flugzeugwerk Aviastar-SP in Uljanowsk für die Il-76MD-90A aufwartet – ein Problem, das sich durch die gesamte russische Luftfahrtindustrie zieht. Ganze sechs neue Iljuschins lieferte Aviastar-SP vergangenes Jahr aus – immerhin eine mehr als 2022. Insgesamt hat Aviastar bisher 23 Il-76MD-90A gebaut. Bis auf den Prototyp gingen alle an die Transportflieger der russischen Luftwaffe, die mit der Il-76MD-90A ihre alten Iljuschins ersetzen möchten – und vorerst 39 Flugzeuge fest bestellt haben. Insgesamt liegt Russlands Bedarf an neuen Militär-Iljuschins deutlich im dreistelligen Bereich, denn es werden nicht nur neue Transporter, sondern auch neue Tanker gebraucht.

Patrick Zwerger

Moderne Endmontagelinie

Aufträge für die eigene Luftwaffe haben für Iljuschin natürlich Priorität. Dennoch sieht Geschäftsführer Brenerman in Zukunft Luft, um neben den einheimischen Militärbedürfnissen auch die Belange ausländischer Kunden zu befriedigen. Grund für diesen Optimismus sind technische Umrüstungen und eine organisatorische Neugestaltung der Endmontage in Uljanowsk, die sich seit Jahren sukzessive von einer Manufaktur zu einer echten Produktionslinie nach modernen Standards mausert. Dadurch sollen jährlich bald deutlich mehr fertige Il-76MD-90A aus der Halle rollen – für das laufende Jahr ist von 18 Flugzeugen die Rede. 2.500 neue Mitarbeiter sollen ein weiterer Garant sein, dass dieses Ziel erreicht wird.

Mit einer solchen Produktionsrate wäre es laut Iljuschin-Chef Brenerman dann auf jeden Fall möglich, die Il-76MD-90A für die russische Luftwaffe und für ausländische Kunden parallel in Serie zu bauen. Dann müssten seine Marketingleute nur noch entsprechend viele Kunden an Land ziehen.