April-Scherz im November? Ganz im Gegenteil, Tupolew-Geschäftsführer Konstantin Timofeev höchstpersönlich deutete die Rückkehr des ersten Überschall-Airliners der Welt an. "Technisch ist das möglich. Wir haben eine dieser Maschinen auf unserer Basis in Schukowski und sie ist in einem ziemlich guten Zustand. Die Wiederherstellung ihrer Lufttüchtigkeit könnte der erste Schritt zur Wiederbelebung der Überschallflugdienste in unserem Land sein", sagte er in seinem Telegram-Kanal.
Neuer Überschall-Airliner
Auslöser war eine Rede des stellvertretenden Ministerpräsident Witali Saweljew im Rahmen einer Bildungsveranstaltung am 6. November, in der er bekräftigte, dass Überschallflugzeuge die Zukunft der Zivilluftfahrt seien. So könnte beispielsweise die Reisezeit vom europäischen Teil Russlands in den Fernen Osten erheblich reduziert werden. Schon seit geraumer Zeit arbeitet Russland an entsprechenden Studien. Laut Saweljew verfüge das Land über alle notwendigen Ressourcen und Fähigkeiten verfügt, um als erster Staat neue Überschall-Passagierflugzeuge auf den Markt zu bringen.
Letzte gebaute Tu-144
Hier könnte ein Überschall-Testbed wertvolle Dienste leisten. Der Tupolew-Chef hat dabei die letzte gebaute Tu-144 im Auge. Die Maschine mit der Kennung SSSR-77115 flog erstmals am 4. Oktober 1984, ging aber nie wie vorgesehen an Aeroflot. Am 12. Mai 1986 flog sie zum letzten Mal. Anschließend blieb sie auf dem Flugerprobungsgelände in Schukowski abgestellt und erhielt zwischenzeitlich eine Auffrischung.

Die letzte gebaut Tu-144 mit der Kennung SSSR-77115 steht heute in Schukowski bei Moskau. Sie war regelmäßig auf der MAKS-Luftfahrtmesse zu sehen.
Viele Herausforderungen
Ob der Jet jedoch nach fast 40 Jahren Standzeit und langer Lagerung im Freien angesichts der aktuellen Herausforderungen der russischen Luftfahrtindustrie so einfach wieder in die Luft zu bekommen ist, scheint fraglich. So steht für Timofeev auf jeden Fall die Serienfertigung der Tu-214 im Vordergrund. Hier hinkt Tupolew noch den geforderten Stückzahlen erheblich hinterher. Langfristig könnte jedoch seiner Meinung nach der Einsatz des Überschall-Laborflugzeugs einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung künftiger Zivilflugzeugen haben.
Tests mit der NASA
Das Comeback des sowjetischen Überschall-Airliners wäre nicht die erste Rückkehr einer Tu-144. Mitte der 90er Jahre brachte Tupolew die SSSR-77114 ebenfalls als fliegendes Labor wieder in die Luft und führte gemeinsam mit der NASA und Boeing mehrere Testkampagnen durch. Ihr letzter Flug erfolgte am 14. April 1999. Heute steht sie am Eingang des Gromow-Flugversuchsinstituts.