Der Juni scheint ein guter Monat für Comebacks zu werden. Erst gestern schickte in Frankfurt die Lufthansa ihren Retro-Jumbo "Yankee-Tango" zum ersten Linieneinsatz nach 14 Monaten Zwangspause. Am selben Tag erwachte gut 1.500 Kilometer weiter östlich, vor den Toren der ukrainischen Hauptstadt Kiew, ein weiterer Flugzeugstar nach langer Standzeit zu neuem Leben: Die Antonow An-225 "Mrija", das größte Frachtflugzeug der Welt, startete auf dem Antonow-Werksgelände in Gostomel ihre sechs Triebwerke – untermalt von jeder Menge Schall und Rauch.

Endlich wieder flügge
Fast zehn Monate lang hatte die "Mrija" an ihrem Heimatflugplatz festgesessen, sogar zwei ihrer Iwtschenko-Progress D-18T-Turbofans vorübergehend an kleinere An-124 abtreten müssen. Doch nun sind die sechs Treiber wieder allesamt an ihren Plätzen – und mit vereinter Kraft hoben sie die Riesin heute Mittag endlich wieder dort hinauf, wo sie hingehört: an den Himmel. Eine Stunde und sechs Minuten kreiste die An-225 über der Ukraine, in einem Korridor nordwestlich von Kiew. Dabei erreichte sie eine Flughöhe von bis zu 33.000 Fuß (etwa 10.000 Meter) und eine Geschwindigkeit von 460 Knoten (854 km/h). Anschließend kehrte die "Mrija" (deutsch: "Traum") zum Antonow-Werksflugplatz zurück.
Wohin geht die erste Reise?
Offiziell gibt es zwar noch keine Bestätigung, doch der Testflug lässt stark annehmen, dass die An-225 schon sehr bald wieder in aktive Dienste treten wird. Gerüchteweise ist von Mitte Juni die Rede. Bereits Ende 2020 hatte Betreiber Antonov Airlines angekündigt, das Einzelstück dem freien Frachtmarkt zur Verfügung zu stellen. Daraus wurde bislang nichts, doch am Bedarf für das Riesenflugzeug hat sich seither wenig geändert. Die Nachfrage im Frachtsektor ist ungebrochen hoch, die Kapazitäten eng bemessen – und auch medizinische Hilfsflüge in die Corona-Hotspots dieser Welt könnte die "Mrija" bald wieder bestreiten. Der bislang letzte Einsatz führte die An-225 Anfang August 2020 nach Châteauroux und Tel Aviv. Wahrscheinlich wird sich schon in Kürze zeigen, wo es die Riesin als nächstes hin verschlägt.