X-59 QueSST: Der "leise" Überschalljet hat jetzt sein Triebwerk

NASA-Testflugzeug X-59 QueSST
Der „leise“ Überschalljet hat jetzt ein Triebwerk

Zuletzt aktualisiert am 15.11.2022

Eigentlich hätte die X-59 noch vor Jahresfrist ihren Erstflug feiern sollen. Doch daraus wird nichts. Laut NASA wird der Überschall-Versuchsjet nun erst 2023 in die Luft steigen – und muss sich zuvor noch den obligatorischen Bodentests unterziehen. Nichtsdestotrotz schreitet das Projekt sichtbar voran. Vergangene Woche meldete die NASA einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum Jungfernflug: Hersteller Lockheed Martin hat dem Unikat mit der langen Nase endlich seinen Antrieb spendiert: Ein 97,9 kN starker F414-GE-100-Turbofan aus dem Hause General Electric füllt ab sofort den Rumpf des "leisen" Überschallflugzeugs aus.

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Kein Knall mehr, nur ein "Pochen"

Das bewährte Fighter-Triebwerk soll die X-59 bei ihren Testflügen auf bis zu 55.000 Fuß (16.800 Meter) Flughöhe bringen und ihr Geschwindigkeiten von maximal Mach 1.4 ermöglichen. Selbstverständlich behält das F414 zu diesem Zweck seinen serienmäßigen Nachbrenner, weshalb das Attribut "leise" für die X-59 auf den ersten Blick etwas irreführend scheint. Dass das Versuchsflugzeug dennoch unter dem Projektnamen "Quiet SuperSonic Technology" (QueSST) firmiert, hat jedoch einen anderen Grund: Die X-59 ist nämlich so konstruiert, dass sie beim Durchbrechen der Schallmauer keinen lauten Knall verursacht – sondern lediglich ein sanftes, leises "Pochen". Das Geräusch soll in etwa mit dem einer zuschlagenden Autotür vergleichbar sein.

Testflüge über bewohntem Gebiet

Ob die in unzähligen Windkanaltests und Computersimulationen errechneten Daten, auf denen das Design der X-59 mit ihrer speerförmigen Nase fußt, den gewünschten Effekt auch in der Praxis bringen, muss die X-59 in einer Testreihe beweisen. Diese sieht mehrere Flüge über bewohntem US-Gebiet vor, beginnt allerdings ebenfalls mit Zeitverzug. War der Beginn dieser Kampagne bis vor einigen Monaten noch auf 2024 terminiert, spricht die NASA nun erst von 2025. Das Ziel bleibt jedoch dasselbe: Die mit der X-59 gewonnenen Daten sollen in die Zukunft des Luftverkehrs einfließen – und die Tür zu kommerziellen Überschallflügen über Land zumindest technisch weit aufstoßen.