Mexiko bringt seine Ladenhüter-787 endlich vom Hof

Präsidenten-Dreamliner verkauft
Mexiko ist seine Ladenhüter-787 endlich los

Zuletzt aktualisiert am 21.04.2023

Eines muss man Andrés Manuel López Obrador lassen: Er bleibt seinen Prinzipien treu. Zumindest, was ein ganz bestimmtes Flugzeug anbelangt, das ihm seit seiner Wahl zum Präsidenten Mexikos ein Dorn im Auge ist. Der Sozialist, Spitzname AMLO, wetterte schon bei seinem Amtsantritt gegen die Boeing 787-8, die sein Vorgänger Enrique Peña Nieto zum Gesamtpreis von seinerzeit 218 Millionen US-Dollar als Regierungsjet hatte beschaffen lassen. Sein Argument: Es gezieme sich schlicht nicht, als Präsident eines Landes wie Mexiko, in dem viel Armut herrscht, mit einem solch protzigen Flugzeug unterwegs zu sein.

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ALEJANDRO MELENDEZ / AFP (via Getty Images)

Dreamliner mit Handicap

Tatsächlich hat López Obrador seit seinem Amtsantritt 2018 den VIP-Dreamliner nie von innen gesehen – geschweige denn, dass er damit geflogen ist. AMLO bevorzugt normale Linienflüge – und schreckt dabei nicht vor Reisen in der "Holzklasse" zurück. Deshalb versuchte Mexiko schon vor Jahren, das ungeliebte Flugzeug zu verkaufen. Doch anfängliche Interessenten, in den USA, Kanada oder Argentinien, sprangen über kurz oder lang wieder ab. Denn der mexikanische Dreamliner hat ein Handicap: Die Präsidentenmaschine war die erst sechste 787-8, die Boeing einst produzierte – eine der Testmaschinen, mit denen der Hersteller die Flugerprobung bestritt. Und solche frühen Vorserienflugzeuge gelten in der Regel nicht als besonders begehrte Vertreter ihrer Zunft.

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ALFREDO ESTRELLA / AFP (via Getty Images)

Endlich verkauft!

AMLO und sein Kabinett zauberten deshalb Anfang dieses Jahres eine neue Idee aus dem Hut: Der VIP-Jet sollte als Mitglied einer noch zu gründenden Staats-Airline für Charteraufgaben und Partyflüge zur Verfügung stehen. Dass daraus nun wohl auch nichts wird, dürfte die Mexikaner allerdings nicht besonders traurig stimmen: Denn offenbar hat Mexiko die 787 nun doch noch an den Mann gebracht – und für 92 Millionen US-Dollar an die Regierung von Tadschikistan verkauft. Das verkündete AMLO jüngst in einer Videobotschaft. Von dem Geld sollen zwei Krankenhäuser in armen mexikanischen Regionen gebaut werden. "Wir sind glücklich", unterstrich der Staatschef. Und man hat wenig Grund, ihm das nicht zu glauben.